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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg
Autoren: Horst Hoffmann
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Eroice wegwerfend. »Cobor hat dir also nicht alles gesagt. Seine Baummenschen wurden von meinen Mangowachen getötet.«
    Aber Roar!
    »Gib Ilfa frei«, forderte Mythor.
    Ceroc schlich sich im Rücken der Hexe zum Ausgang. Mythor bemühte sich, ihn nicht durch seine Blicke zu verraten. Obwohl kein Xandorgeschöpf, wie von Gesed beschrieben, konnte es sich nur um den Hexenbruder handeln. Es war jener Jüngling, den Mythor in der Halle gesehen hatte. Vielleicht geriet Eroice in Verwirrung, wenn sie sein Verschwinden bemerkte, und nahm ihren Bann von Mythors Armen. Er brauchte die Hände, um das zu tun, was Gesed ihm hatte verraten können.
    Eroice machte einen Schritt von ihm fort, schien zu überlegen, drehte sich wieder um und legte einen Finger an das Schrumpelkinn.
    Ihre Blicke drückten offene Begierde aus.
    »Welchen Preis würdest du für ihre Freiheit bezahlen, Mythor?«
    »Jeden!« sagte er. »Nenne mir einen.«
    »Das Lager! Ich lasse sie gehen, wenn du bereit bist, das Nachtlager mit mir zu teilen. Und wenn ich von mir rede, dann meine ich auch mich.« Sie lachte schrill. Ihre graue Haut spannte sich über spitz hervortretende Schädelknochen. »Das wäre es mir wert, Mythor! Das erstemal wieder, daß ein Mann mich als das liebt, was die Aegyr aus mir machten – und nicht als…«
    »Als Tallia?«
    Er stellte die Frage spontan. Er wollte es von ihr hören, doch welche Rolle spielte es noch, die allerletzte Gewißheit zu haben?
    Sie lieben! Allein der Gedanke erfüllte Mythor mit Abscheu. Niemals würde er das können. Für sie wäre es ein Triumph nach all den langen Jahren der unerfüllten Leidenschaft und dem Wissen, daß ihre Liebhaber zwar bei ihr lagen, aber einen anderen Körper zu halten glaubten.
    »Als Tallia.« Sie kicherte wie ein kleines Mädchen. »Ich dachte mir, daß du auch das inzwischen weißt.« Ihre Stimme wurde schneidend. »Also wie lautet deine Antwort? Du hast die Wahl!«
    »Bei allen Göttern!« schrie Ilfa.
    »Tue es nicht, Mythor! Es wäre für mich schlimmer als der Tod! Schlimmer als das, was die Hexe aus mir macht!«
    »Ich kann es sie vergessen machen«, sagte Eroice schnell. Sie war jetzt wie eine Katze, die mit der Maus spielte. Wenn ihre Gier nur noch etwas stärker würde…
    »Ich bin bereit«, flüsterte Mythor.
    Ceroc hatte die Tür erreicht.
    »Sag es laut!« krächzte die Hexe. »Komm und beweise es! Küsse mich!«
    Ilfa brach zusammen. Das war mehr, als sie ertragen konnte. Eroice richtete sich vor Mythor auf, bis ihr Mund in gleicher Höhe mit seinem war. Er mußte sich bezwingen, ihr nicht ins Gesicht zu spucken.
    Endlich geschah das, worauf er gewartet hatte. Ceroc brach in ein schauriges Gelächter aus und schrie:
    »Tue es doch! Vielleicht gibt es einen geheimen Zauber, und ein Kuß von dir läßt sie zu Staub zerfallen!«
    Er lachte wie ein Wahnsinniger. Eroice fuhr herum, und alle Kraft, die Mythor in seine Arme gelegt hatte, wurde mit einemmal frei. Die Hände mit dem Schwert fuhren herab. Es zerbrach dort am Boden, wo Eroice eben noch gestanden hatte.
    »Das also ist dein Wort wert!« fauchte sie Mythor mit flammenden Augen an. Wie ein Geist, war sie blitzschnell zur Seite geschwebt. Sie streckte ihm die gespreizten Finger entgegen. »Zur Wand! Ich fessele dich an die Wand, daß du sehen kannst, wie ich mir das Leben deiner kleinen Freundin nehme!« Sie verschwendete keinen Blick mehr auf den Gang hinter der Tür, wo Ceroc in der Dunkelheit verschwand. »Der Narr entkommt mir nicht. Du aber sollst sehen, wie aus Eroice deine Tallia wird, und sie anflehen, deine Gier nach ihrer Liebe zu stillen!«
    Sie warf ihm die Vogelhand entgegen, als ob sie Blitze verschleudern wollte. Bei jeder Bewegung mußte er einen Schritt weiter zurückweichen, bis sein Rücken gegen die Mauer stieß.
    Er stand dicht neben der Tür. Er konnte nicht von der Wand fort, doch sich nach den Seiten hin bewegen. An Flucht durch die Tür dachte er nicht. Was hatte Gesed gesagt? Die Stelle ist…?
    Wie dunkle Schatten legte es sich auf seine Erinnerung. Rechts von mir! Doch wie weit und wie hoch?
    »Schau her, Mythor!«
    Eroice beugte sich über die zusammengesunkene Ilfa und drückte ihr wieder die Hand auf das Gesicht.
    Mythors Finger tasteten. Der Schweiß lief ihm am ganzen Körper herab. Seine Bekleidung klebte an ihm. Wo befand sich die Stelle? Wann gab der Stein endlich nach?
    Eroice sah seine Bemühungen nicht. Ihre Blicke bohrten sich in Ilfas Kopf. Die eine Hand drückte sich in
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