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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg
Autoren: Horst Hoffmann
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ernsthaftem Schaden kommen könntest. Oh, und deinen schönen neuen Körper sollst du natürlich behalten.«
    »Eroice!« Er stand vornübergebeugt, eine Hand um den Pfeilschaft geschlossen. Mit einem Ruck riß er ihn sich aus der Schulter. Seine Augen zuckten nur einmal, er ließ keinen Laut des Schmerzes hören. »Eroice, ich bin doch in deiner Nähe…«
    »Ja!« stieß sie haßerfüllt hervor. »Um mich zu quälen! Töricht bist du, daran zu glauben!« Ihre ausgestreckte Hand bewegte sich zur Seite. »Ich meine die Mauern!«
    »Nein!«
    Er stürzte wieder und lag wie ein Bettler vor ihr auf den Knien. Ilfa hielt den Atem an. Ungläubig starrte sie in das grausame Gesicht der Hexe, die kein Erbarmen kannte.
    »Hör auf zu jammern, Ceroc! Du wirst hier in den Mauern des Jungfrauenturms leben, zwischen den Schönen, die ich mir aufhob, doch gleichzeitig unendlich fern von ihnen. Du wirst sie begehren, doch niemals auch nur berühren können. Vorher jedoch sollst du noch sehen, wie ich mir die Lebenskräfte dieses Mädchens hier nehme und mich in das Wesen verwandle, das auch du einst begehrtest!«
    »Nein, nein!« kreischte Ceroc. Er griff nach Eroices Gewandsaum, als wollte er darunter ihre Füße küssen. Ein Tritt von ihr beförderte ihn an die Wand zurück.
    Er versuchte erst gar nicht zu fliehen. Ilfa wußte, daß die Hexe ihn sofort in Stein gebannt hätte.
    Und nun kam Eroice auf sie zu. Ilfa versuchte verzweifelt, an den Köcher mit den Pfeilen zu gelangen. Sie vermochte sich nicht von der Stelle zu rühren. Sie konnte selbst das nicht mehr tun, was sie sich als den letzten Ausweg hatte aufheben wollen. Sie schrie.
    Abermals trat das grausame Lächeln auf das Runzelgesicht.
    »Du fürchtest dich, mein Täubchen? Ich versichere dir, du wirst nicht viel spüren. Du wirst gleich überhaupt nichts mehr fühlen und nicht mehr wissen, wer du einmal warst. Du liebst Mythor? Dann tröste dich mit dem Gedanken, daß deine Lebenskraft mir einige leidenschaftliche Stunden mit Mythor bescheren wird. Er wartet schon voller Ungeduld in meinem Schlafgemach.«
    Oh, nein! dachte Ilfa. Bewegen konnte sie sich nicht, doch Eroices Zauber vermochte die Tränen nicht zurückzuhalten, die ihr über die Wangen flossen.
    Oh, ihr Götter! flehte sie. Laßt einen Blitz aus der Finsternis herabzucken und mich zu Asche verbrennen!
    Eroice spreizte die Knochenfinger und legte die Hand auf Ilfas Gesicht.
*
    Mythor wußte, daß Gesed ihm die Wahrheit gesagt hatte, als sich ein Teil der Wand am Ende des Ganges öffnete, nachdem er die bezeichneten Stellen in der genannten Reihenfolge berührt hatte. Er zwängte sich durch den entstehenden Spalt und konnte nicht mehr daran glauben, noch rechtzeitig bei Ilfa zu sein, als er zuerst Cerocs, dann Ilfas entsetzte Schreie hörte.
    Sie wiesen ihm besser den Weg als Geseds Beschreibungen. Er stürmte Treppen hinauf und nahm wieder einen Gang. Zorn und Verzweiflung jagten ihn, bis er die offenstehende Tür im obersten Turmgeschoß sah.
    »Eroice!«
    Der Schreck, als er sie vor der Gefährtin stehen sah, lähmte ihn nur für einen Augenblick. Als Eroice aufschrie und sich zu ihm umdrehte, war er vor ihr und holte zum tödlichen Streich aus.
    Seine Arme und die Hände blieben über dem Kopf in der Luft, als wären sie eingefroren.
    Eroice riß den fast zahnlosen Mund auf und lachte schallend. Ihre vorspringenden Augen musterten Mythor ungeniert Zoll um Zoll.
    »Es hat dir die Sprache verschlagen, mein edler Held?« machte sie sich über ihn lustig. »Budjan hat mich also verraten, doch das soll nicht mein Pech sein. Ich hätte dir das hier erspart, Mythor. Aber ändern kannst du nichts mehr.«
    War dies Tallias Stimme? Sie war hell gewesen und voller Musik. Die Stimme der Hexe war wie die einer Krähe.
    Mythor sah Ilfas flehende Blicke. In seiner Ecke schob Ceroc sich lautlos in die Höhe.
    »Geh und warte auf Tallia«, sagte Eroice. »In meinem Schlafgemach.«
    »Nein!«
    Ihre Stirn bekam noch mehr Falten.
    »Nein? Ich verspreche dir, Tallia wird kommen und dich vergessen machen, was du in der Burg gehört und gesehen hast.«
    »Nein!« schrie Mythor sie an. »Gib das Mädchen frei und wen du sonst noch gefangenhältst!«
    Und meine Hände!
    So sehr er sich bemühte, es war, als wären unsichtbare Stricke um seine Gelenke gebunden und zögen sie an die Decke mit dem magischen Licht. Mythor geriet ins Schwitzen. Wenn er wenigstens Zeit gewann!
    »Sie ist die einzige, wenn dich das tröstet«, sagte
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