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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg
Autoren: Horst Hoffmann
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Zauber zum Schweigen.
    Die Maske verschwand mit dem Dieb. Der Xandor zog sich hundert Schritte in den Wald zurück und labte sich an den Qualen des Geistes. Sie waren wie ein schwaches Echo seiner eigenen, die nun ein Ende finden sollten.
    Dann würde er nicht mehr der gefürchtete und verabscheute Xandor sein, sondern wieder Ceroc, Eroices und Yornes Bruder!
*
    Die Nebel zogen sich schon immer dunkler zusammen und flossen vom Burghügel ins Tal herab. Es würde kälter. Ilfa fühlte eine Beklemmung wie seit dem Verlassen des Maskenwalds nicht mehr.
    Als das Mädchen schon dazu bereit war, den Gefährten den Aufbruchsbefehl zu geben, kam Cobor zurück. Schattengleich wuchs seine Gestalt aus dem Dunkel. Mit einem mächtigen Satz sprang er in das Versteck.
    »Du hast lange gebraucht«, warf Ilfa ihm vor. »Hast du etwas gefunden?«
    »Wenn du geheime Eingänge meinst, muß ich dich enttäuschen. Ich sah zwar zwei Höhlen, die offenbar tief in den Fels hineinführen, aber sie sind von zu vielen Mangokriegern bewacht. Ich konnte aber zwei kalte Reiter belauschen. Mythor ist noch nicht in der Burg.«
    »Den Göttern sei Dank!« flüsterte Ilfa. »Dann können wir ihn noch rechtzeitig abfangen, und…«
    Cobor schüttelte den Kopf.
    »Vergiß das ganz schnell wieder. Die Mangos sagten auch, daß Eroice sehr ungeduldig sei und Rayik einen starken Trupp entgegengeschickt habe, der Mythor mit Sicherheit vor uns erreicht, wenn er den Hauptweg nimmt. Nein, wir müssen in die Burg und uns dort verstecken, bis sie Mythor bringen. Es sollte genügend dunkle Winkel geben, wenn wir die Mauern erst einmal überwunden haben. Klettern müssen wir auf jeden Fall, aber ich habe eine Stelle entdeckt, an der wir keine unüberwindbaren Schwierigkeiten haben sollten.« Er blickte sich um. »Es wird gleich ganz dunkel sein. Verlieren wir keine Zeit mehr. Besser setzt du dir die Maske wieder auf.«
    Offenbar erwartete er, daß Ilfa sie unter dem Hemd hervorziehen würde. Sie aber sah auf einen Ast und schrie auf.
    »Sie ist fort!« Sie bückte sich und suchte den Boden ab. »Heruntergefallen ist sie nicht. Cobor, jemand hat sie gestohlen!«
    »Wer sollte hier…?«
    »Da stellte ich sie hin, weil Mermer die Burg sehen wollte!« unterbrach Ilfa den Baummenschen. »Ich könnte mir selbst ins Gesicht schlagen! Wir hatten nur Augen für den Hügel.«
    »Weit kann der Dieb noch nicht sein.« Cobor faßte sich rasch. »Dennoch, wenn wir ihn suchen, kann die ganze Nacht darüber vergehen – und Mythor zu Eroice gebracht werden. Dann steht er ohne Hilfe da. Wir können uns allenfalls trennen, aber das wollten wir gerade vermeiden.«
    Roar nahm ihnen die Entscheidung ab. Mit wütendem Knurren sprang er auf und schoß in das Dickicht, als hätte er etwas gesehen oder gehört, das den anderen entgangen war. Ilfas Rufe verhallten ungehört. Der Kruuk verschwand, und nur brechende Zweige kündeten noch davon, daß er wie ein Geschoß durch das Unterholz brach.
    »Er kommt so schnell nicht zurück«, prophezeite Cobor düster. »Und wenn es Spuren gab, so hat er sie jetzt verwischt. Roar weiß, wo er uns finden kann. Also kommt!«
    Ilfa zögerte, sah dann jedoch ein, daß der Baumbewohner recht hatte. Schweren Herzens gab sie Zomfar und Gorbel ein Zeichen. Sie verließen die Deckung und schickten sich an, in die Nebel einzudringen, die nun den Hügel fast ganz in Schwärze hüllten und nur ab und an etwas von der Burg sehen ließen.
    Die Finsternis legte sich wie ein kaltes Tuch über die Menschen. Das Atmen fiel schwer, und die Beklemmungen wurden noch ärger. Als dann auch noch ein Stöhnen wie von tausend gefangenen und gequälten Seelen den Nebel erfüllte, war Ilfa nahe daran, einfach umzukehren und davonzulaufen.
    »Denke an Mythor!« flüsterte Cobor ihr zu.
    Und sie tat es. Es war ihr einziger Halt in dieser Umgebung, in der die verkrüppelten Bäume sich aus dem Boden zu erheben und in ewiger Unrast zu wandeln schienen. Herunterhängende Zweige waren wie dämonische Klauen, die nach den Gefährten griffen. Ilfa kämpfte ihre Furcht nieder und folgte Cobor Schritt um Schritt den Weg hinauf, den er vorhin genommen hatte.
    Schließlich legte er sich flach auf den Bauch und kroch weiter. Er deutete in die Richtungen, in denen die Mangokrieger postiert waren, schon nahe an den Zwingmauern der Burg.
    Und plötzlich trat direkt vor ihnen eine Gestalt aus den ziehenden Schwaden. Niemand hatte ihre Schritte gehört. Sie breitete beide Arme Halt gebietend
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