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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg
Autoren: Horst Hoffmann
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Burg.«
    »Dann begleite ich dich, denn dort liegt auch mein Ziel.«
    »Nein!« Ihre Augen weiteten sich in Entsetzen. »Wage dich nicht in ihre Nähe, oder auch du bist verloren! Sie ist so böse und häßlich, wie du es dir nicht einmal im Traum vorstellen könntest. Sie haßt alles und jeden, der nicht so ist wie…« Sie brach ab, als hätte sie schon zuviel verraten.
    Ihre Lippen zitterten. »Du würdest mir wirklich gegen die Hexe beistehen? Dann hüte dich vor ihr. Glaube nichts von dem, was sie sagt. Schwöre, daß du mir helfen wirst!«
    Er tat es, ohne zu überlegen, obwohl er vor Tagen erst einen gegebenen Schwur bitter bereut hatte.
    Sie riß sich los und eilte davon.
    »Bleib!« rief Mythor. »Warte!«
    »Ich… kann nicht!«
    Sie mußte wahrhaftig schweben, denn so schnell er auch rannte, er vermochte sie nicht mehr einzuholen.
    »Sag mir wenigstens deinen Namen!«
    »Tallia!« hörte er aus der Ferne. Die weiße Gestalt verschwand endgültig in den heraufziehenden Nebeln.
    Mythor kehrte zur Lichtung zurück und hob die Totenmaske auf. Gesed te Ruutas Spiegelgesicht auf der Innenseite war nicht länger durch magische Schatten verborgen. Mythor blickte es an und hörte die Stimme des Aegyrs:
    »Vertraust du mir jetzt?« fragte sie. »Ich hätte sie nicht zu dir zu führen brauchen, Mythor. Ich habe es doch getan, um dich zu befreien. Setze mich auf, und ich weise dir einen sicheren Weg in die Burg. Ich kenne sie und auch die geheimen Gänge hinein.«
    »Nein«, sagte Mythor.
    »Ich verspreche, daß ich deinen Körper nicht noch einmal übernehme. Du behältst deine geistige Freiheit.«
    »Gib es auf, Gesed.«
    Mythor hängte sich die Maske an den Gürtel. Sie mochte ihm noch von Nutzen sein, nur deshalb nahm er sie mit. Er dachte nicht daran, sich noch einmal auf einen Pakt mit dem Aegyr einzulassen.
    Aus dem Wald holte er sich noch einige Pfeiläste, und aus den Blättern, die Tallia ihm gebracht hatte, preßte er den Saft heraus. Er bestrich alle geschwollenen Stellen des Gesichts damit und fühlte sogleich eine wohltuende Kühle.
    Was sollte er von Tallia halten – falls das wirklich ihr Name war? Jetzt, da sie fort war, wurde er sich ihrer merkwürdigen schnellen Sinneswechsel bewußt. Dann aber sah er sie wieder vor sich, und alle Zweifel waren verflogen. Welch tragisches Schicksal sie auch immer der Hexe zugeführt hatte, er würde sich alle Antworten holen.
    Und vielleicht auch auf die Fragen, die ihn am meisten quälten.
    Mythor setzte sich mit weiten Schritten in Marsch. Wenn er Glück hatte, erreichte er die Hexenburg noch vor Anbruch der Nacht.
*
    Etwa zur gleichen Zeit traten am Fuß eines mächtigen Felsenhügels fünf Gestalten aus dem Wald, ausgezehrt, geschunden, fast am Ende ihrer Kräfte angelangt. Doch das war ebenso vergessen wie die etlichen überstandenen Abenteuer und Gefahren dieses Landes des Schreckens, als sie die finsteren Zwingermauern sahen.
    »Die Burg!« sagte Ilfa. »Eroices Sitz!«
    Die steil abfallenden Hänge waren nur spärlich bewachsen. Büsche drückten sich eng an den Boden, und die wenigen Bäume hatten keine Blätter mehr. Ihre Stämme waren von den düsteren Mauern weggebogen, so als suchten die Gewächse, diesen Ort zu fliehen. Hier führte kein ausgetretener Weg hinauf. Die Gefährten würden sich noch einmal Schritt um Schritt voranzukämpfen haben, und schon jetzt schlug ihnen ein eisiger Hauch entgegen.
    »Mangokrieger«, sagte Cobor. Der Anführer der Baummenschen aus dem Hinterwald ragte wie ein Fels neben Ilfa auf. Vergessen waren die Stunden seiner Besessenheit, als er nur seine sinnlose Rache an den Marmornen im Sinn gehabt hatte. Er warf den Kopf in den Nacken, daß sein langes schwarzes Haar zurückfiel und die faustgroße Delle in seiner Stirn freilegte.
    Cobor deutete mit dem Schwert auf die beiden Türme des trutzigen Torbaus und den Wehrgang dazwischen.
    Ilfa sah die Schatten, die sich darauf bewegten. Roar grunzte und knurrte. Neben Cobor besaß der grünhäutige Wilde noch die meisten Kräfte, und es war gut, ein wachsames Auge auf ihn zu haben.
    »Beruhige dich, Roar«, sagte Ilfa. »Im offenen Kampf sind wir den Mangokriegern hoffnungslos unterlegen. Lenke ihre Aufmerksamkeit nicht auf uns. Ich will verdammt sein, wenn Eroice sich nicht sogar von einigen Dutzend kalter und zorniger Reiter bewachen läßt. Wir kommen nur auf Schleichwegen an sie heran – wenn es nicht schon zu spät ist.«
    Damit meinte sie Mythor und sein ungewisses
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