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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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Lichtung: »Er ist allein«, was diese veranlasste, sich zu nähern und sich neugierig um den Käfig herum aufzubauen. Plötzlich war Sten von einer Hand voll gewaltiger Kreaturen umgeben, die ihn neugierig musterten. Ihre hässlichen Schädel näherten sich dem Käfig, und die dunklen Augen wanderten über Sten, als sei er ein Stück Vieh auf dem Markt. Einige von ihnen schnüffelten an dem Käfig, und Sten konnte ihren beißenden Atem riechen. Andere berührten die Eisenstangen und stupsten Sten mit ihren dicken Fingern an, deren harte Nägel wie Krallen geformt waren. Der Regen prasselte auf ihre Leiber und lief in Strömen an ihnen herab, doch die Nässe und Kälte schienen ihnen nichts auszumachen.
    »Wo ist der Herr des Landes?«, erkundigte sich der bisherige Sprecher.
    »In seiner Burg, bei Teremi. Was, bei allen Dunkelgeistern, seid ihr?«, entfuhr es Sten.
    »Wir sind Trolle!«, entgegnete das Wesen stolz und richtete sich zu seiner vollen, beeindruckenden Größe auf, während Sten der Schrecken in alle Glieder fuhr. Seit vielen Jahren hatte man keine Trolle mehr gesehen, und inzwischen hieß es, dass sie ausgestorben seien – oder vielleicht sogar, dass sie niemals mehr als Legenden gewesen seien. Jetzt aber standen sie vor ihm, Kreaturen, die albtraumgleich aus finsteren Geschichten zurückgekehrt waren.
    Schlagartig fiel Sten die Legende von Peres dem Tänzer ein, der glaubte, einen riesigen Troll getötet zu haben, nur um dann festzustellen, dass dieses gewaltige Monstrum trotz des Schwertes in seinem Schädel noch lebte. Und das Tänzer, dessen Ruf als Schwertkämpfer legendär war, erschlug und schließlich mit Haut und Haaren verschlang. Menschenfresser!, dachte Sten entsetzt. Da wären selbst die grausamen Vînai besser gewesen, denn ihre Pfeile bringen wenigstens ein rasches Ende.
    »Töten wir ihn«, sagte der Troll in diesem Augenblick und griff mit den Klauen nach dem Käfig.
    »Warte«, widersprach ein anderer und legte dem Sprecher die Hand auf die Schulter. Für einen Augenblick schwebten die gewaltigen Pranken wie der leibhaftige Tod vor Stens Augen, dann ließ der Troll die Arme sinken.
    »Wie heißt du?«, fragte sein Lebensretter.
    »Sten cal Dabrân ist mein Name.«
    »Ich bin Druan. Erzähl mir von dem Herrscher, Zorkad?«
    »Zorpad. Was soll ich sagen? Er ist nicht der wahre Herrscher, dies ist nicht sein Land, und …«
    »Lass uns endlich weitergehen. Die Sonne geht bestimmt bald auf«, unterbrach der erste Troll, ohne Stens Worten auch nur die geringste Beachtung zu schenken.
    »Wir müssen mehr erfahren«, entgegnete Druan ungerührt, bevor er sich wieder an Sten wandte: »Herrscht dieser Mensch über die ganze Oberwelt?«
    »Nein, nur über dieses Land.«
    »Wer herrscht über den Wald?«
    Mühsam zuckte Sten mit den schmerzenden Schultern: »Ich weiß nicht. Die Vînai vielleicht? Die Elfen?«
    »Er ist nutzlos. Töten wir ihn«, meldete sich der erste Troll wieder zu Wort, den Sten von Mal zu Mal unausstehlicher fand.
    Das andere Monstrum setzte zu einer Erwiderung an. »Wir wissen nichts über die Oberwelt, Pard. Vielleicht kann uns der Mensch doch nützen.«
    »Dann lass mich mit ihm reden, mir wird er schon alles sagen«, knurrte der erste Troll und ließ die gewaltigen Muskeln spielen.
    »Möglicherweise kann ich euch eher helfen, wenn ihr mir genau sagt, was ihr wissen müsst«, warf Sten ein, bevor die Geschehnisse einen üblen Verlauf für ihn nehmen konnten. »Lasst mich heraus, dann helfe ich euch.«
    Einen Augenblick zögerte der Troll namens Druan, dann nickte er langsam. »Wir nehmen dich mit.«
    »Bist du verrückt, Druan?«, donnerte ihn einer der anderen Trolle an. »Wir sollen einen Menschen mit uns herumschleppen?«
    »Wir können ihn immer noch töten«, antwortete Druan lässig, »wenn uns seine Antworten nicht gefallen.«
    »Ich zerquetsche ihn jetzt!«
    Der Schreihals legte die langen Arme um den Käfig und begann zu drücken. Ungläubig sah Sten, wie die dicken Metallstangen sich unter dem Griff des Trolls verbogen und ihm immer weniger Platz ließen. Dann jedoch gab es einen harten Schlag, und Sten wurde umhergeschleudert. Als er wieder wusste, wo oben und unten war, sah er einen der Trolle als massigen Schatten über einem anderen aufragen, der am Boden lag.
    »Druan hat gesagt, dass wir ihn mitnehmen!«, brüllte der stehende Troll seinen Gegner an.
    Allein der trommelnde Regen durchdrang die Stille, die auf das Geschrei folgte, während Sten
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