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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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Pard noch an den Käfigstäben, was Sten beinahe den Magen umdrehte, bis der Ast schließlich vollkommen abbrach und auf den nassen Waldboden fiel. Achtlos ließ der Troll den Käfig den letzten Schritt bis zum Boden fallen, und Sten konnte gerade noch die Beine einziehen, bevor sie auf den Boden schlugen. Der Aufprall fuhr ihm durch Mark und Bein und sandte scharfe Schmerzwellen durch seinen Körper.
    Eingeschüchtert sah Sten auf die Stäbe des Käfigs, die sich unter dem Griff von Pard weiter verbogen hatten. Dieses Monstrum, dieser Troll hätte den Käfig mitsamt dem menschlichen Inhalt wohl einfach zerquetschen können. Aber wenigstens spürte Sten jetzt den feuchten, weichen Waldboden durch die Gitterstäbe, was ihm eine Spur von Wirklichkeit in diesen Albtraum brachte. Er sah zu Druan empor, der nun über ihm aufragte: »Und nun?«
    »Jetzt gehen wir.«
    Damit packte der Troll die Reste der Kette, drehte seine Schulter unter diese und wuchtete sich den Käfig auf den Rücken, bevor er sich in Bewegung setzte. Die grobe Haut des Trolls schabte über die Eisenstäbe, als er ein- oder zweimal nachfasste, bis er einen sicheren Griff fand. Obwohl der Käfig fraglos so schwer war, dass Pferde ihn an dem Baum hatten hochziehen müssen, bereitete es Pard offenbar kein Problem, ihn samt Inhalt hochzuheben und gar mit sich herumzutragen.
    Für lange Zeit konnte Sten wenig mehr sehen als die breiten, grauen Schultern und die seltsamen Hornauswüchse auf dem Kopf des Trolls, die er zuerst für Haare gehalten hatte, die aber bei näherer Betrachtung mehr wie dünne Weidenruten wirkten. Der Regen prasselte weiter auf die seltsame Gruppe nieder, doch jetzt war Sten nah genug an dem Troll, um dessen Geruch zu bemerken. Der Gestank der Kreatur war heftig und durchdringend, und er erinnerte Sten an ein wildes Tier.
    Hin und wieder schob sich einer der massigen Trolle in sein Blickfeld, doch zumeist sah Sten nichts als Finsternis und die Umrisse der Bäume vor dem Himmel, die bedrohlich über ihm aufragten. Wieder fragte sich der Wlachake, ob er womöglich doch nur träume. Doch dann stapften die Trolle durch einen schnell fließenden Fluss, und das eisige Wasser, das über Stens Beine spritzte, ließ ihn spüren, dass dies kein Traum war, aus dem er aufwachen konnte.

 
2
    Der Gestank von Blut und Tod erfüllte die Kavernen, aber wenigstens war das Stöhnen der Verwundeten verstummt. Mit grimmiger Zufriedenheit betrachtete Hrodgard, Sohn des Haldigis, was sich ihm in der großen Höhle darbot. Überall auf dem Boden lagen Trolle, die von seinen tapferen Kriegern getötet worden waren. Hier hatte der hitzigste Teil des Gefechts stattgefunden, hier hatten seine Feinde eine letzte Verteidigungslinie aufgestellt, um den Angehörigen ihres Stammes, die nicht kämpfen konnten, die Flucht zu ermöglichen. Wie ein Erdrutsch waren die Zwerge über die wenigen, bereits schwer angeschlagenen Verteidiger hergefallen, aber die verfluchten Trolle hatten mit einer Zähigkeit und Verbissenheit gekämpft, die ihresgleichen suchte.
    Die Krieger des Zwergenvolkes hatten jeden einzelnen Gegner in der großen Höhle getötet. Noch hatten die Späher keine Meldung gemacht, was darauf schließen ließ, dass sie bisher keine Spur gefunden hatten. Sonst hätten sie längst das Heer davon in Kenntnis gesetzt, damit die Krieger die geflohenen Trolle verfolgen und stellen konnten … Der Gedanke verscheuchte Hrodgards Zufriedenheit und ließ ihn innerlich fluchen, denn sein Plan hatte nicht den gewünschten Erfolg gehabt.
    Das letzte Auflehnen der Trolle hier in der Höhle hatte die Zwerge zu viel Zeit gekostet und dem restlichen Stamm die Flucht ermöglicht. Wären die Zwergenkrieger zeitig durch die Linie der Trolle gebrochen, dann hätten sie den Stamm ein für alle Mal ausrotten und den Krieg in diesem Teil der Berge beenden können.
    »Kriegsmeister?«, erklang die Stimme eines Zwerges, der auf ihn zukam. Aus den Gedanken gerissen, sah Hrodgard auf und erkannte Tainelm, den Anführer der Zweiten Kompanie und Veteranen zahlloser Schlachten.
    »Was ist, Tainelm?«
    »Wir haben die Verwundeten in die oberen Gänge gebracht und versorgen sie dort, wie Ihr befohlen habt. Allerdings haben unsere Späher dort Spuren von Trollen gefunden. Anscheinend wurde eine Gruppe von dem Rest abgetrennt und bewegt sich nun in die höheren Ebenen«, berichtete der altgediente Krieger.
    »Wie viele?«
    »Eine Hand voll vielleicht, wohl nicht mehr als fünf.«
    »Nimm die
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