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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung
Autoren: Charles Cumming
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plötzlich ein gut aussehendes Mädchen vor dir steht und dir haufenweise Dokumente über den sowjetischen Geheimdienst anbietet, schaust du nicht einfach weg. Woher sollte ich wissen, dass diese Katya so ein verrücktes Huhn war.«
    » Ach, gut aussehen tut sie auch noch?« Charlotte ergriff die Gelegenheit, ihn zu necken. » Sieh mal einer an.«
    » Holly sieht sogar fantastisch aus.«
    » Sie war bei der Buchvorstellung? Wieso hab ich sie nicht kennengelernt?«
    » Weil du womöglich gesagt hättest, sie könne dich am Arsch lecken«, erwiderte Paul.
    Charlotte lachte und kratzte einen Wachstropfen vom Tischtuch. » Und jetzt schickt das Mädchen dir um halb elf in der Nacht eine SMS . Verheimlichen Sie der Gruppe etwas, Doktor Gaddis? Braucht diese Miss Levette eine Bettgeschichte?«
    Gaddis zog eine Camel aus ihrem offenen Päckchen. » Du Glückliche«, sagte er, bewusst das Thema wechselnd, » ich würde meine noch nicht geborenen Enkelkinder für deine Cambridge-Geschichte verkaufen.« Er zündete sich die Zigarette an der Kerze an.
    Paul verzog das Gesicht, winkte ab und sagte: » Lieber Gott, du nicht auch noch.«
    » Für den sechsten Mann? Wieso das denn?«
    » Finanzielle Probleme.« Gaddis zuckte die Schultern. » Wie üblich.«
    Es war ein sonderbares Gefühl der Blamage, mit dreiundvierzig pleite zu sein. Wie war es dazu gekommen? Er sog den Zigarettenrauch tief in die Lungen und atmete ihn zur Decke aus.
    Charlotte runzelte die Stirn. » Unterhaltszahlungen? Ist die liebe Natasha doch nicht so lieb, wie wir alle dachten?«
    Paul schüttete kochendes Wasser in eine Kaffeepresse und behielt seine Meinung für sich.
    » Steuernachzahlung. Schulgeld. Schulden«, antwortete Gaddis. » Ich muss rund fünfundzwanzigtausend Pfund aufbringen. Heute habe ich mit meinem Agenten zu Mittag gegessen. Er sieht für mich nur eine Chance, aus dem Schlamassel herauszukommen: ein Buch über den sowjetischen Geheimdienst. Ich müsste es nicht einmal unter meinem richtigen Namen veröffentlichen. Da wäre ein sechster Cambridge-Spion natürlich genial. Ich klau ihn dir. Ich verscharre dich unter den Bodenbrettern und klau ihn dir.«
    Charlotte schaute ernstlich besorgt. » Musst du nicht«, sagte sie. » Schreib das Buch einfach mit mir zusammen. Vielleicht könnten wir sogar das eine oder andere aus Katya Levettes Zauberarchiv verwenden.« Paul grinste. » Ganz im Ernst. Ich bringe die Cambridge-Geschichte als Exklusivstory, aber danach wird jemand ein Buch draus machen wollen. Du wärst der ideale Autor. Ich habe gar nicht die Geduld, mich hinzusetzen und mir zweihunderttausend Wörter über ein Thema aus den Fingern zu saugen, das ich längst abgehandelt habe. Ich will weiter zur nächsten Geschichte. Aber du könntest ATTILA in einen Zusammenhang stellen. Du könntest die nötigen Zutaten dazugeben. Niemand weiß mehr über Russland als du.«
    Gaddis verspürte starke Hemmungen. Was für eine miese Tour, als Trittbrettfahrer auf Charlottes Triumph aufzuspringen. Sie war betrunken, machte im Rausch Versprechungen, die sie im kalten Licht des nächsten Tages nicht würde halten wollen. Aber sie ließ nicht locker.
    » Schlaf drüber«, sagte sie. » Himmel, denk drüber nach, wenn du mit Holly Levette im Bett liegst.« Paul drückte den Kaffee durch. » Ich würde wahnsinnig gerne mit dir arbeiten. Es wäre mir eine Ehre. Und wie es scheint, könnte es dir aus einer schwierigen Lage helfen.«
    Gaddis schob sein Handy zurück in die Jackentasche und ergriff Charlottes Hand. » Es ist eine Idee«, sagte er. » Mehr nicht. Ich finde es unheimlich nett von dir. Aber lass uns morgen weiterreden.«
    » Nein. Wir reden jetzt.« Sie wollte nicht zulassen, dass Stolz und britische Höflichkeit einer guten Idee im Wege standen. Polly kam auf arthritischen Beinen in die Küche gehinkt und legte sich vor ihre Füße. Charlotte beugte sich hinunter, steckte ihr ein Stück Brot in den Mund und sagte zu ihr wie zu einem Kind: » Findest du die Idee nicht auch gut, Pol? Es ist doch eine wunderbare Idee.«
    » Okay, okay.« Gaddis hob wieder die Hände, diesmal in gespielter Kapitulation. » Ich lass es mir durch den Kopf gehen.«
    Charlotte sah erleichtert aus. » Na, dem Herrgott sei’s gedankt. Von wegen geschenkter Gaul und so.« Sie stand auf und holte ihnen drei Becher für den Kaffee.
    » Und du sagst, ATTILA wird für tot gehalten?« Es war das erste Zeichen, dass Gaddis den Dingen auf den Grund gehen würde.
    » Ja. Aber
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