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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition)
Autoren: Sean Chercover
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würde als Betrügerin entlarvt. Und ein vom Vatikan abgesegneter Schwindel würde der Kirche die Art von Publicity bescheren, die sie im »Krieg um die Seelen« so gar nicht gebrauchen konnte. »Sie wollen mir doch nicht etwa nahelegen, mein Urteil in diesem Fall zu ändern, oder, Pater Nick?«
    »Nein, gewisse Leute würden sich das wünschen, aber zu denen gehöre ich nicht und das habe ich auch allen Beteiligten gesagt.
    Aber leider müssen Sie sich damit abfinden: Folge dieser Entscheidung ist, dass wir Sie für eine Weile an Conrad ausleihen müssen. Ich werde mich weiterhin bei Seiner Eminenz für Sie einsetzen, und hoffentlich wird Ihr Exil nur von kurzer Dauer sein.« Er nippte an seinem Weinbrand und zwang sich zu einem Lächeln. »Na ja … wenn Gott in Nigeria ein Wunder will, dann muss er es wohl selbst vollbringen.«
    »Ach, kommen Sie, Nick, irgendwas müssen Sie doch tun können. Conrad ist ein Riesenarschloch. Ich werde wahnsinnig, wenn ich für den arbeiten muss.«
    »Versetzen Sie sich doch mal in seine Lage«, sagte Pater Nick. »Sie wissen gar nicht, mit was für Abscheulichkeiten er sich ständig auseinandersetzen muss … aber Sie haben recht, er ist wirklich ein Arschloch.« Nick blickte lange in seinen Schwenker und nahm dann bedächtig einen Schluck. »Genau genommen gibt es da einen Fall, dessentwegen ich Sie zurückholen könnte. Ich müsste mich auf besondere Umstände berufen, aber …«
    »Besondere Umstände?«
    »Genau das ist das Problem. Der Grund, warum ich Ihnen diesen Fall eigentlich nicht übertragen sollte.«
    »Ich mache alles, was Sie wollen.«
    »Sie könnten Schaden davontragen, mein Junge. Ich habe selbst miterlebt, wie sehr Sie sich persönlich in Fälle …«
    »In einen Fall.« Daniel gab sich alle Mühe, sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen. Er hatte seine Buße für Honduras getan, aber im Vatikan vergisst man so schnell nichts. Man vergibt, aber man vergisst nicht. »
Vor vier Jahren.
Ach, kommen Sie, Nick! Es geht mir gut und ich komme schon damit klar.«
    »Ich weiß nicht.« Nick schaute ihm immer noch in die Augen. »Wie gefestigt ist Ihr Glaube?«
    »Ich arbeite dran … wie immer.« Nick antwortete nicht darauf, also zitierte Daniel eine Floskel, die die älteren Priester gern zum Besten gaben: »Glauben ist eine Entscheidung, kein Zustand.« Dann lächelte er. »Und ich entscheide mich immer wieder dafür. Nur darauf kommt’s doch an, oder?«
    »Sie arbeiten nicht dran, sondern Sie laufen in der Gegend rum und suchen nach Beweisen. Meinen Sie, das wüsste ich nicht? Glauben Sie mir, ich weiß Bescheid. Sie haben vor langer Zeit eine Abmachung mit Gott gemacht: Sie geben vor zu glauben, und sollte er sein Angesicht zeigen, dann werden Sie auch
wirklich
an ihn glauben. Und wissen Sie,
woher
ich das weiß? Weil ich als junger Mann genauso war. Aber Ihre Uhr tickt. Sie werden nicht jünger.« Schließlich schenkte ihm Nick ein ehrliches Lächeln. »Sehen Sie, Sie sind mein ungläubiger Thomas und deshalb mag ich Sie. Eines Tages, wenn ich alt und senil bin, sitzen Sie hoffentlich hier auf meinem Stuhl. Aber Sie wissen doch, Sie müssen an Ihrem Glauben arbeiten.«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Was soll ich sagen? Ich entscheide mich immer wieder für den Glauben, auch wenn ich diese Entscheidung mehrmals täglich treffen muss. Eigentlich geht es mir gut. Ich will diesen Fall, egal, worum es geht. Und dass wir immer noch darüber reden, beweist nur, dass Sie mich auch wollen.«
    Der Ältere nickte zustimmend. Nach längerem Schweigen sagte er: »Also gut, wir sind auf eine … nun ja, eine Anomalie gestoßen. Nennen wir es mal so. Und es hat was mit Ihrem Onkel zu tun.«

4
    Daniel spulte diese Worte in Gedanken mehrmals zurück, bis er sicher war, dass er sich nicht verhört hatte. Unwillkürlich schnaubte er und sagte: »Mein Onkel ist ein
Scharlatan

    Pater Nick hielt seine Hände hoch. »Ich weiß, ich weiß, und deshalb sind Sie genau der Richtige für diesen Job. Sie sind der beste Spürhund, den wir haben,
und
Sie kennen seine speziellen Tricks.« Er nahm eine Fernbedienung vom Schreibtisch. »Haben Sie in letzter Zeit mal seine Show gesehen?«
    »Schon länger nicht«, sagte Daniel.
    Nick richtete die Fernbedienung auf den breiten Flachbildfernseher, der auf der antiken Anrichte stand, und der Bildschirm wurde blau. Dann drückte er wieder einen Knopf und das Blau wich einer Aufzeichnung von
Tim Trinitys wunderbarer
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