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Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)

Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)

Titel: Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)
Autoren: Jeamy Lee
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subpersönlichkeit, die noch bei bewusstsein war.
    »du hast ja recht. oh gott, ist mir schlecht. ich muss unter die dusche.«
    ich versuchte ganz vorsichtig aufzustehen und langsam zur tür zu gehen, doch der boden war heute extrem uneben. es fühlte sich an, als befände ich mich auf einer achterbahn.
    »ausziehen, unter die brause, wasser aufdrehen und warten, was danach geschieht.«
    »ist das jetzt kaltes oder warmes wasser?«
    »egal.«
    »mal sehen, ob ich noch weiß, wer und was ich bin oder ob sich genau diese neuronetze schon umgebracht haben.«
    »es wird langsam kalt. etwas warmes wasser kann nicht schaden«, meldete sich irgendjemand aus einer undefinierbaren region meines hinterkopfes. es war also zumindest eine weitere persönlichkeit da drinnen noch am leben.
    »ja, wer bin ich? ein 26 jahre junger, dynamischer, aufstrebender, erfolgreicher programmierer.
    eher ein ausgelaugter, träge gewordener, unterbezahlter sklave, ohne die geringste hoffnung auf einen etwas höheren lohn und kreativere aufgaben für meine, durch diesen job unterbeschäftigte und zu tode gelangweilte rechte hirnhälfte. zumindest in dieser firma hatte ich keine aussicht auf eine tief greifende änderung meiner lage.«
    »du solltest dich lieber auf einen einsamen berg in schottland zurückziehen und schafe züchten, dann müsstest du nicht mehr mit solchen sinnlosen arbeiten deine kostbare lebensenergie vergeuden.«
    »wenn die so weitermachen, sollte ich mir wirklich überlegen, ob es nicht besser wäre, den job zu wechseln. vielleicht gibt es irgendetwas, was nicht so deprimierend ist, wie der andauernde kampf gegen schlecht gelaunte computer, selbstmordgefährdete programme und inkompetente teamleiter oder ›senior programmer‹, wie sie heute heißen.«
    »überlege ich es mir genauer, schafe züchten wäre doch etwas.«
    ich drehte den wasserhahn ab und stellte mich vor den spiegel.
    »und wenn meine frau ...«
    war das in meinem spiegel ich?
    »du siehst ja heute wieder hervorragend aus. so kann dir sicher kein weibliches wesen widerstehen. sähe dich deine frau in diesem zustand, würde sie sicher vor schreck davonlaufen.«
    »du hast doch keine frau, nicht mehr.«
    diese lapidare feststellung meines logiksektors brachte mein seelisches gleichgewicht ein weiteres mal in eine akute seitenlage.
    »du hattest ja keine zeit für sie. sie hatte nie gelegenheit, mit dir über ihre probleme, ihre wünsche und träume zu sprechen. das hast du jetzt davon. andere dinge waren wohl wichtiger.«
    »nein! das ist nicht wahr! das weißt du genauso gut wie ich.«
    »warum hattest du dann nie zeit für die ›kleinigkeiten‹ des lebens? mit ihr abends am strand spazieren gehen, den sonnenuntergang genießen. mit ihr ab und zu essen gehen, ins kino, theater. warum?«
    »ich konnte nicht. ich ...«
    »... du warst zu feige, gefühle zu zeigen, gefühle, die du für sie empfindest. du musstest ja härte zeigen, du bist ja ein mann. welche ironie!«
    »sie weiß doch, dass ich sie liebe. ich bin mir doch auch sicher, dass es umgekehrt genauso ist ..., war. ich ...«
    »vielleicht. doch was ist falsch daran, es ihr zu sagen. in ihre augen zu blicken und ein leises ›ich liebe dich‹ zu hauchen. ist es so schwer? hättest du dich nicht auch gefreut, wenn sie es zu dir gesagt hätte?«
    »ja, schon, aber sie hat es nicht getan. vielleicht wäre ich dann aufgetaut und alles ...«
    »hätte und wäre, nichts als leere worte, blabla. hättest du damit begonnen, wäre sie vielleicht offener zu dir gewesen, und alles wäre anders verlaufen. verstehst du? jetzt ist es zu spät, darüber nachzugrübeln. wie heißt es so schön in diesem alten chinesischen sprichwort: ›sex allein macht nicht glücklich!‹ oder so ähnlich.«
    »du weißt nichts über diese frau, obwohl du fünf jahre mit ihr zusammengelebt hast. das ist jetzt die strafe dafür. darum siehst du jetzt so aus. du hast immer gesagt, du weinst einer frau keine träne nach. wenn sie gehen will, dann soll sie gehen.«
    »vermutlich war es bisher ja auch so, doch sieh dich an, du trauergestalt. sieh genau hin. lohnt sich das wirklich? rote geschwollene zombie-augen, darunter schöne blaue ringe, kamikaze-neuronen, einen revoltierenden magen, schwäche, müdigkeit.«
    »kann sein, sie ist es wert, dass du so leidest ...«
    »... sie ist es ...«
    »... doch ändert es irgendwas an der tatsache? vielleicht solltest du einfach mit einem riesigen blumenstrauß zu ihr gehen, sie um verzeihung
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