Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

habe. Lassen Sie Ihre Berufung doch einfach Berufung sein. Konzentrieren Sie sich vielmehr darauf, sich seltene und wertvolle Fähigkeiten – Kompetenzen – anzueignen. Sobald Sie mithilfe dieser Kompetenz ausreichend Karrierekapital angehäuft haben, investieren Sie es weise, am besten dafür, selbst entscheiden zu können, was Sie tun und wie Sie es tun, und um eine Mission für sich selbst finden und leben zu können – damit ändert sich Ihr Arbeitsleben von Grund auf. Zugegeben, diese Lebensphilosophie ist weniger reizvoll als die Vorstellung, | 215 | eines schönen Tages alles hinzuwerfen und ein neues Leben in einem Kloster in den Bergen zu beginnen, aber sie hat einen entscheidenden Vorteil: Sie funktioniert.
    Das nächste Mal, wenn Sie glauben, da draußen gäbe es einen Traumjob für Sie und Ihnen fehle nur der Mut, ihm hinterherzujagen, empfehle ich Ihnen, an Thomas zu denken. Stellen Sie ihn sich vor, wie er seiner Leidenschaft folgen wollte und wie ihn dies zur Verzweiflung trieb. Ersetzen Sie dieses Bild dann durch das eines lächelnden, zuversichtlichen Mannes, der genau wusste, was er wollte, und dem ich zehn Jahre später bei einem Kaffee gegenübersaß. Dieser neue Thomas hat mich im Lauf unserer Unterredung einmal angesehen und ohne einen Hauch von Ironie zu mir gesagt: »Das Leben ist schön.« | 216 |

GLOSSAR
    Eine Zusammenfassung der wichtigsten Begriffe, Theorien und Gesetze aus diesem Buch, gedruckt in der Reihenfolge, wie sie im Buch erscheinen.
    Die Leidenschaftstheorie (vorgestellt unter Regel 1): Der Schlüssel zum beruflichen Glück lautet, dass man als Erstes herausfinden muss, was einen wirklich begeistert. Und dann sucht man sich einen Job, der ganz genau zu dieser Leidenschaft passt. Der Grundtenor in diesem Buch lautet, dass diese Theorie, trotz zahlreicher Anhänger, nicht nur falsch, sondern auch gefährlich ist.
    »Werde so gut, dass es alle merken« (vorgestellt unter Regel 2): ein Zitat des Komikers Steve Martin, das auf den Punkt bringt, was für einen Traumjob nötig ist. Es war seine Antwort auf die Frage, was er aufstrebenden Nachwuchskünstlern raten würde. »Blöd nur, dass sich kein Mensch an meinen Rat hält, denn das ist nicht das, was die Leute hören wollen«, sagte Martin dann noch. »Sie wollen nämlich etwas hören wie ›Wende dich an diesen oder jenen Agenten und sag ihm …‹ oder ›Ein Drehbuch schreibt man so …‹. Ich kann diesen jungen Leuten aber nur raten, so gut zu werden, dass es alle merken.«
    Die leistungsorientierte Einstellung (vorgestellt unter Regel 2): Dabei konzentriert sich der Arbeitende darauf, welchen Wert er der Welt bieten kann. | 217 |
    Die leidenschaftsorientierten Einstellung (vorgestellt unter Regel 2): Dabei kommt es dem Arbeitenden darauf an, was die Welt ihm zu bieten hat. Diese Geisteshaltung steht in krassem Widerspruch zur leistungsorientierten. Letzten Endes führt die leidenschaftsorientierte Einstellung aber zu chronischer Unzufriedenheit im Job, da man sich ständig seinem Tagtraum hingibt, dass da draußen jede Menge bessere Jobs auf einen warten.
    Karrierekapital (vorgestellt unter Regel 2): eine andere Bezeichnung für seltene und kostbare Fähigkeiten, die in der Arbeitswelt einen gewissen Wert darstellen, und zugleich die Grundvoraussetzung für einen Traumjob.
    Die Theorie vom Karrierekapital als Voraussetzung für Traumkarrieren (vorgestellt unter Regel 2): Diese Theorie bildet die Grundlage für alle weiteren Ihnen in diesem Buch vorgestellten Ideen. Sie besagt, dass der Schlüssel zum Erfolg eben nicht darin liegt, seiner Leidenschaft zu folgen, sondern sich seltene und wertvolle Fähigkeiten anzueignen – das Karrierekapital, das Sie dann gegen die Elemente eintauschen können, die einen Traumjob ausmachen. Das bedeutet aber, dass Sie sich eine leistungsorientierte Einstellung zu eigen machen (welchen Wert können Sie der Welt bieten?) und sich von der leidenschaftsorientierten (was kann die Welt Ihnen bieten?) verabschieden. Nachfolgend noch einmal die drei Kernelemente dieser Theorie:
Die für tolle Jobs typischen Elemente sind selten und damit kostbar.
Die Lehre von Angebot und Nachfrage besagt: Wer diese Elemente für sich in Anspruch nehmen möchte, muss dafür seltene und wertvolle Gegenleistungen anbieten können – das Karrierekapital.
Die leistungsorientierte Grundhaltung, die sich ausnahmslos dem Leitsatz verschrieben hat, »so gut zu werden, dass es alle merken«, ist die Strategie, die perfekt