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Die Trasse von A'hi-nur

Die Trasse von A'hi-nur

Titel: Die Trasse von A'hi-nur
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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sich zeigte, nicht quaderförmig, die Flächen neigten sich ein wenig nach innen, so daß er wie ein großer kantiger Stöpsel wirkte. Trotzdem war auch das innere Loch noch groß genug, daß man hindurchkriechen konnte. Ich legte vorsichtshalber die Sauerstoffmaske an und steckte noch ein paar Reservepatronen ein, weil ich mir ausrechnete, daß der Sauerstoff der zehntausend Jahre alten Luft dahinter längst chemisch gebunden sein mußte, nahm die Lampe und zwängte mich durch die Öffnung. Inge reichte mir die verschiedenen Werkzeuge durch, die ich vorher bereitgelegt hatte; ich hängte sie in den Gürtel und richtete mich auf.
    Im Strahl der Lampe erkannte ich, daß sich die Grotte hier zu einem Gang verjüngte. Aber wie sah es in diesem Gang aus! Direkt vor mir lag zum Beispiel ein großer Gesteinsbrocken, etwa einen halben Meter hoch. Ich leuchtete nach oben und sah die Stelle, von der er herabgestürzt war. Die Bruchstellen wirkten ganz frisch. Vielleicht eine Folge der Sprengungen? Möglich. Kann aber auch sein, daß der Sauerstoffmangel an dem Aussehen der Bruchstellen schuld war und der Stein schon lange hier lag. Nun, ich würde vorsichtig sein, den Gang bis zu Ende verfolgen und dann zurückkehren. Ich gab das verabredete Zeichen »Alles in Ordnung« – zwei Schläge auf den Felsboden. Inge antwortete.
    Ich kletterte behutsam über den Felsbrocken. Gleich dahinter fiel mir an der linken Wand eine Stelle auf, die glatt und wie ausgewaschen aussah. Ja, hier mußte die Quelle entsprungen sein, als es in dieser Gegend noch einen normalen Wasserkreislauf gab.
    In diesem Augenblick stieß mir ein Widerspruch auf, den ich bisher noch gar nicht bemerkt hatte: Warum hatten die Erbauer dieser Anlage die Kammern für radioaktive Materialien nicht an eine Stelle verlegt, die weiter von ihrer Wasserquelle entfernt lag? War es nicht gefährlich, wenn das Wasser ständig so dicht an den Kammern vorbeifloß?
    Ich konnte freilich diese Frage nicht beantworten, nahm mir aber vor, sie später zur Diskussion zu stellen.
    Der Gang wurde nun glatter, nur noch vereinzelt lagen kleine Felsstücke, die von dem einen großen abgesplittert sein mochten, auf dem Boden, und nach vier Metern machte der Gang einen Knick.
    Ich gab nochmals das Klopfsignal an Inge, wartete ihre Antwort ab und ging dann um die Biegung herum.
    Nach drei Schritten stand ich abermals vor einer Wand aus zusammengefügten Steinen. Aber hier war das Einstiegsloch einladend geöffnet.
    Ich kroch hindurch und befand mich in einem halbkugelförmigen, völlig aus Steinen gefügten Raum. Die Steine schienen einen dünnen Belag zu haben, ähnlich dem, den wir in den letzten Kammern gesehen hatten, und in diesem Augenblick wurde mir der wirkliche Sachverhalt klar: Dieser Raum hatte die radioaktiven Stoffe – vielleicht die Asche aus ihren Reaktoren? – aufgenommen, und die Kammern hatten wahrscheinlich nur zur Lagerung der mit der Zeit ebenfalls aktivierten Geräte gedient, mit denen diese Asche transportiert wurde! Die Zeichnung des fremden Kosmonauten mit dem Stern in der Hand war also offensichtlich eine Warnung an die damaligen Erdenbewohner, nicht weiterzugehen. Aber ebenso offensichtlich hatte diese Warnung nichts genützt. Denn die Gäste aus dem Weltraum hatten sicherlich nicht den Eingang zu diesem Raum offenstehen lassen!
    Ob es hier, wo die aggressiv aktiven Stoffe gelagert hatten, vielleicht jetzt noch Strahlung gab? Manche radioaktiven Elemente haben doch eine Halbwertszeit von Millionen Jahren!
    Mir wurde ein bißchen schwül, und weil es hier ohnehin nichts zu sehen gab, beschloß ich umzukehren. Wenn ich auch nichts Besonderes gefunden hatte – wenigstens hatte ich etwas entdeckt.
    Ich gab das verabredete Signal – fünf Schläge auf den Felsboden. Von fern hörte ich Inges Antwort: eins, zwei, drei…
    Plötzlich ein Knirschen und Krachen, der Boden zitterte unter meinen Füßen – und dann sah ich, wie durch das kleine Eingangsloch träge eine Wolke Steinstaub kroch.
    Wenn ich jetzt sage, was ich im ersten Moment dachte, werdet ihr es vielleicht nicht glauben – ich dachte: Das gibt es also wirklich! Und mir war ein ganz klein bißchen lächerlich zumute, weil ich mich plötzlich als Held einer solchen Höhlengeschichte sah, wie sie wohl jeder als Kind zu Dutzenden verschlungen hat.
    Aber das war nur die erste Reaktion. Ich begann nachzudenken, und das hatte ich auch bitter nötig.
    Klar: Es waren also doch unsere Sprengungen gewesen, die den
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