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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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bemerken schien.
    «Der ist voll durch den Wind!», flüsterte sie ihm zu.
    «Depressiv. Diese Seite kenne ich nicht an ihm.»
    «Es geht ihm absolut dreckig. So wie seinen Pflanzen. Hat er vielleicht Probleme zu Hause? Oder hier im Kommissariat? Anina, ist er mit einem Fall überfordert?»
    «Er bereitet die Anklage gegen einen Mann vor, der in betrunkenem Zustand einen Nachbarn zusammengeschlagen hat. Ich würde es ja noch verstehen, wenn es um diesen Messerstecher beim Münster ginge, doch diesen Fall bearbeitet Staatsanwalt Kern.»
    «Und jetzt?»
    Ferrari drehte sich um, trat erneut in Borers Büro und setzte sich demonstrativ auf den Stuhl.
    «So geht das nicht, Herr Staatsanwalt! Es sieht ein Blinder, dass bei Ihnen etwas faul ist. Ich bleibe jetzt hier so lange sitzen, bis Sie mit der Sprache rausrücken.»
    «Ich … ich …», Borer schob Ferrari ein Foto über den Tisch.
    «Ihre Tochter Julia und Ihre Enkeltochter Lena. Was ist mit ihnen?»
    «Es … nein …»
    «Verdammt noch mal, nun sagen Sie doch endlich, was los ist!»
    «Lena …», Borer hob zum ersten Mal den Kopf. Tränen liefen ihm über die Wangen. «Meine Enkelin … Lena ist entführt worden!»
    Nadine und Ferrari sahen sich entsetzt an.
    «Entführt?», echote der Kommissär ungläubig.
    «Vor … vor vier Tagen.» Das Sprechen bereitete dem Staatsanwalt sichtlich Mühe. «Am helllichten Tag … Julia verliess mit der Kleinen das Haus, als sie von zwei Männern überwältigt wurde. Der eine hielt sie fest … der andere riss ihr Lena aus den Armen … Dann rannten sie mit der Kleinen weg … einfach weg.»
    «Das … das ist … das gibt es doch nicht. Ich … ich weiss nicht, was ich sagen soll.»
    Ferrari war vollkommen von der Rolle. So etwas gab es in Filmen, nicht aber in der Realität, und schon gar nicht in Basel!
    «Haben sich die Entführer bei Ihrer Tochter gemeldet?», schaltete sich Nadine ein.
    «Nein. Keine Nachricht, keine Forderung. Einfach Totenstille. Ich … es macht mich total fertig, Frau Kupfer. Es muss mit mir zusammenhängen. Hundertprozentig.»
    «Mit Ihnen?», Ferraris Stimme überschlug sich. Noch immer rang er nach Fassung, was ihm einen strafenden Blick von Nadine eintrug.
    «Ja. Konkret mit einem meiner Fälle. Nur so ergibt es einen Sinn. Julia hat bestimmt keine Feinde, und ihr Mann Lukas auch nicht.»
    «Wo arbeitet Lukas?»
    «Ihm gehört der Römerhof.»
    «Das Restaurant an der Mustermesse?»
    «Hotel-Restaurant, ja. Lukas und Julia haben keine Feinde. Glauben Sie mir, die Entführung ist gegen mich gerichtet.»
    Ferraris Lebensgeister erwachten langsam wieder.
    «Wer untersucht den Fall?»
    «Big Georg erklärte ihn zur Chefsache.»
    «Das ist gut. Wie kommen Sie darauf, dass Sie die Ursache sind?»
    «Es muss so sein, Frau Kupfer. Da will sich jemand an mir rächen. Und … und es gelingt ihm. Bei Gott, er hat meine Achillesferse erwischt. Wenn sie sich doch endlich melden würden. Diese Ungewissheit … Lebt Lena noch? … Liegt sie bereits tot im Rhein? … Haben sie sie irgendwo verscharrt? … Ich … ich kann nicht mehr.»
    Borer wurde von einem heftigen Weinkrampf geschüttelt. Anina Steiner legte ihm eine Hand auf den Arm. Sie deutete Nadine und dem Kommissär an, zu gehen. Ferrari schlich wie ein geschlagener Hund zurück in sein Büro.
    «Ich habe von all dem nichts mitbekommen, Nadine. Borer ist am Ende.»
    «Verständlicherweise. Wie alt ist Lena?»
    «Neun oder zehn Monate. Das ist eine Tragödie.»
    «Stimmt. Und jetzt? Das ist nun mal nicht unsere Spielwiese und hoffentlich wird sie es auch nicht.»
    «Ich darf gar nicht daran denken. Stell dir vor, wir finden Lena tot auf.»
    «Scheisse, Francesco! Daran dürfen wir gar nicht … he … wohin willst du?»
    «Zu Georg. Borer ist unser Staatsanwalt! Ich will wissen, weshalb unser werter Fahndungschef uns nicht ins Vertrauen gezogen hat. Und dann will ich noch wissen, wie weit er mit den Ermittlungen ist.»
    «Da bewegen wir uns aber auf dünnem Eis. Was ist, wenn er uns rauswirft?»
    Ferraris Blick sprach Bände!

2. Kapitel
    Der Kommissär hetzte durch die Gänge des Kommissariats. Sekunden später und zwei Etagen tiefer stürmte er mit Nadine im Schlepptau in Georgs Büro. Der Chef der Fahndung sah auf seine Uhr.
    «Pünktlich! Sehr gut, ich habs doch gewusst.»
    «Was heisst hier pünktlich und was hast du gewusst?», keuchte Ferrari ausser Atem.
    «Ich habe mit René gewettet, dass es keine Stunde dauert, bis Nadine herausfindet, was
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