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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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in der Woche sein Geld fürs Lotto ausgibt. Jetzt spielt er auch noch im Internet. Weiss Monika davon?»
    «Ich spiele ganz selten und nur Fussballwetten. Und was Monika betrifft, wir leben in einer toleranten und respektvollen Partnerschaft. Im Übrigen geht es dich gar nichts an.»
    «Du meinst, genauso wenig wie dich mein Liebesleben … Würde mich nicht wundern, wenn bei deinem FC Basel auch nicht alles mit rechten Dingen zugeht.»
    «Ich muss schon bitten! Das nimmst du jetzt sofort zurück.»
    «Oh, ich habe den Herrn an einer empfindlichen Stelle getroffen. Doping, Homosexualität und Wetten werden beim Fussball grosszügig ausgeblendet.»
    «Weil es das nicht gibt.»
    «Eine durchaus logische Antwort für einen, der alles durch die rot-blaue Brille betrachtet. Gib mir ein stichhaltiges Argument, weshalb beim FCB nicht betrogen wird, und du bist mich für heute los.»
    «Weil es keinen Sinn macht.»
    «Aha. Und warum nicht?»
    «Weil die Gewinnquote zu gering ist.»
    «Das verstehe, wer will.»
    «Damit du so richtig absahnen kannst, musst du auf eine Niederlage meiner Jungs wetten. Wenn du auf Sieg setzt, ist die Quote schlecht.»
    «Und? Wo liegt das Problem? Dann setze ich eben auf Niederlage.»
    «Dann kannst du dein Geld geradeso gut in den Rhein werfen, denn wir gewinnen immer!»
    «Gegen dieses Argument komme ich nicht an. Du bist so was von unverbesserlich», lachte Nadine.
    «Du warst hoffentlich nicht zu brutal zu deinem Paps.»
    «Ich war ganz lieb. Besonders lieb, könnte man sagen. Na ja, so lieb, wie er es verdient.»
    «Hm!»
    «Er wirds überleben und weiterhin versuchen, mich zu verkuppeln. Genau wie du. Lang leben die Unverbesserlichen!»
    «Ich will dich doch nicht verkuppeln. Ich finde es nur nicht in Ordnung …», Ferrari biss sich auf die Lippe.
    «Was findest du nicht in Ordnung?», wiederholte Nadine und ihr Unterton verriet nichts Gutes.
    «Nichts … gar nichts.»
    «Dass ich mich mit Yvo treffe, der uralt ist, und nicht mit eurem Favoriten Noldi?»
    «Er ist viel zu alt für dich», murmelte der Kommissär leise.
    «Das bestimme immer noch ich, ist das klar?! … Sie haben mir gerade noch gefehlt. Was wollen Sie hier? Uns belauschen? Abmarsch, aber blitzartig.»
    «Herr Ferrari, Frau Kupfer … Nadine … entschuldigen Sie … ich wollte nicht stören.»
    Anina Steiner, die Sekretärin von Staatsanwalt Jakob Borer, wandte sich ab. Nadine warf ihrem Chef einen fragenden Blick zu, rannte zur Tür und brachte die verwirrte Frau ins Büro zurück. Anina Steiner setzte sich unsicher auf Ferraris Besucherstuhl.
    «Geht es Ihnen … geht es dir nicht gut, Anina?»
    «Es ist nicht wegen mir, Nadine. Ich mache mir um Jakob Sorgen.»
    «Um unseren Staatsanwalt?»
    «Ja, er ist … seit drei Tagen benimmt er sich so komisch … Ich kann es nicht richtig beschreiben. Er ist abwesend. Ja, das ist das richtige Wort. Abwesend und verwirrt. Er kommt am Morgen ins Büro und igelt sich den ganzen Tag ein. Das hat er in all den Jahren noch nie gemacht.»
    Nadine blickte Ferrari fragend an.
    «Mir ist nichts aufgefallen», stellte der Kommissär fest. «Allerdings habe ich ihn seit einigen Tagen nicht gesehen und ihn, ehrlich gesagt, auch nicht vermisst.»
    «Er sitzt einfach nur da und grübelt vor sich hin. Er unterschreibt zwar die Korrespondenz, aber er gibt mir keine Anweisungen. Das ist doch nicht normal.»
    Ferrari erhob sich.
    «Eigenartig, wirklich, sehr eigenartig. Gehen wir doch rüber und fragen ihn, was los ist.»
    «Aber sagt ihm nicht, dass ich bei euch gewesen bin.»
    «Keine Sorge. Wir statten ihm nur einen freundschaftlichen Besuch ab. Mehr nicht.»
    Francesco Ferrari klopfte an Borers Tür und trat unaufgefordert ein. Der Staatsanwalt sass mit gesenktem Kopf am Tisch.
    «Stören wir?»
    «Wie? Ach Sie sind es, Ferrari. Nein, überhaupt nicht. Kann ich etwas für Sie tun?»
    «Wir wollten uns nur erkundigen, wie es Ihnen geht.»
    «Danke der Nachfrage. Es geht mir gut.»
    Nadine versetzte dem Kommissär einen Stoss in die Rippen und deutete auf Borers grosse Pflanzensammlung, die seit Tagen nicht mehr gepflegt worden war.
    «Wenn wir Ihnen irgendwie helfen können, dann sagen Sie es uns bitte.»
    «Vielen Dank. Aber es ist alles bestens.»
    «Was man von Ihrem Dschungel nicht behaupten kann», übernahm Nadine.
    «Pflanzen sind auch nicht alles, Frau Kupfer. Genauso vergänglich wie das Leben.»
    «Wir …»
    Nadine schob Ferrari sanft aus dem Büro, was der Staatsanwalt gar nicht zu
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