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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Wilson
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derselben Branche tätig, wie Sie ja wissen. Sie haben sich vor Jahren für ein Projekt in der Triana zusammengetan.«
    »Kannten Sie ihn nur als Nachbarn, Señora Krugman?«
    »Mein Mann ist Architekt. Er arbeitet an einigen Projekten für Señor Vega.«
    Ein großer silberner Mercedes hielt vor dem Haus, und ein kleiner Mann mit langärmeligem Hemd, dunkler Krawatte und grauer Hose stieg aus. Er stellte sich als Carlos Vázquez vor, während er sich mit den Fingern durch sein vorzeitig ergrautes Haar fuhr. Dann gab er Falcón den Schlüssel, der ihn nur einmal im Schloss drehen musste, bis die Tür sich öffnete.
    Nach der Hitze der Straße wirkte das Haus eiskalt. Falcón fragte Juez Calderón, ob er mit den Männern der Spurensicherung den Ort des Geschehens kurz begutachten könne, bevor der Médico Forense sich an die Arbeit machte. Er selbst ging mit Jorge und Felipe bis an den Rand des Fliesenbodens in der Küche. Sie sahen sich um, nickten sich zu und wandten sich ab. Der Médico Forense, der bereits seine Handschuhe übergestreift hatte, wurde hinzugerufen. Während er nach dem Puls fühlte und die Temperatur des Körpers maß, ging Falcón nach draußen und bat Consuelo und Madeleine, später für Fragen zur Verfügung zu stehen. Außerdem notierte er, dass der Sohn der Vegas immer noch in Consuelos Obhut war.
    Der Médico Forense murmelte in sein Diktafon, während er Ohren, Nase, Augen und Mund des Opfers untersuchte. Mit einer Zange drehte er die Plastikflasche um, die neben der ausgestreckten Hand der Leiche lag. Es war eine Literflasche Abflussreiniger.
    Falcón ging zurück durch den Flur und überprüfte die anderen Räume im Erdgeschoss. Das Esszimmer war ultramodern eingerichtet. Der Tisch bestand aus einer einzigen, undurchsichtigen grünen Glasplatte auf zwei Bögen aus Edelstahl und war für zehn Personen eingedeckt. Die Stühle waren weiß, der Boden war weiß, Wände und Beleuchtung ebenfalls. Bei der kühlen Luft musste es sich angefühlt haben, als würde man in einem Kühlschrank speisen. Falcón hatte nicht den Eindruck, dass in diesem Zimmer häufig Gäste bewirtet worden waren.
    Im Gegensatz dazu sah das Wohnzimmer aus wie das Innere des Kopfes von einem verwirrten Menschen. Jede Oberfläche war mit Souvenirnippes aus der ganzen Welt zugestellt. Falcón stellte sich Ferien vor, in denen Vega mit der neuesten Technologie zwanghaft alles filmte, während seine Frau die Andenkenläden plünderte. Auf dem Sofa lagen ein schnurloses Telefon, eine halb volle Schachtel Pralinen und drei Fernbedienungen für Satellitenempfänger, DVD und Videorekorder. Auf dem Boden stand ein Paar flauschige, pinkfarbene Pantoffeln. Licht und Fernseher waren ausgeschaltet.
    Die Treppe zu den Schlafzimmern im ersten Stock bestand aus pechschwarzen Granitplatten. Falcón ließ den Blick prüfend über die glatten Oberflächen schweifen, als er langsam nach oben ging. Nichts. Der Fußboden im ersten Stock war ebenfalls aus schwarzem Granit mit kleinen Rauten aus weißem Marmor. Falcón ging zur Tür des Elternschlafzimmers. In dem Doppelbett lag ein Mensch, der Kopf war mit einem Kissen bedeckt, eine Hand unter der Decke hervorgestreckt. Falcón sah das schmale Band einer Uhr an dem Arm, der wie um Hilfe flehend ausgestreckt war. Am anderen Ende lugte ein Fuß mit knallrot lackierten Nägeln unter der Decke hervor. Er trat ans Bett und fühlte nach dem Puls, während er die beiden Beulen im Kissen betrachtete. Lucía Vega war ebenfalls tot.
    Im oberen Stockwerk gab es drei weitere Zimmer, alle mit eigenem Bad. Eines war leer, in dem zweiten stand ein Doppelbett, und das dritte gehörte Mario. Im Zimmer des Jungen war ein Sternenhimmel an die Decke gemalt, und auf dem Bett lag ein alter, einarmiger Teddybär.
    Falcón berichtete Juez Calderón vom Fund der zweiten Leiche. Der Médico Forense kniete neben Señor Vega und mühte sich ab, dessen Finger zu spreizen.
    »SEÑOR VEGA HÄLT OFFENBAR EINEN ZETTEL IN DER HAND«, SAGTE CALDERÓN. »WEGEN DER KLIMAANLAGE IST DIE LEICHE SCHNELL ABGEKÜHLT, UND ICH WILL, DASS MAN DEN ZETTEL SICHERT, OHNE IHN ZU ZERREISSEN. IRGENDWELCHE ERSTEN IDEEN, INSPECTOR JEFE?«
    »Oberflächlich sieht es aus wie ein Selbstmordpakt. Er hat seine Frau erstickt und dann Abflussreiniger getrunken, obwohl das eine schlimme Art ist, sich umzubringen.«
    »Ein Pakt? Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich sag bloß, dass es so aussieht«, erwiderte Falcón. »Die Tatsache, dass der kleine Junge verschont
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