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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Wilson
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trug sie ihr Haar in einer modernen Frisur und offen, dazu weniger Make-up und Schmuck. Er verstand nicht, was sie hier machte.
    Die Notärzte gingen zu ihrem Krankenwagen zurück und holten eine fahrbare Trage heraus. Falcón begrüßte den Médico Forense, den Gerichtsmediziner, und die Sekretärin des Staatsanwalts per Handschlag, während Calderón den Streifenpolizisten fragte, ob er irgendwelche Spuren für ein gewaltsames Eindringen ins Haus festgestellt hatte, worauf der Polizist Bericht erstattete.
    Consuelo Jiménez war von dem neuen Javier Falcón fasziniert. Der Inspector Jefe trug nicht seinen obligatorischen Anzug, sondern Chinos und ein weißes Hemd, die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt. Mit seinem sehr kurz geschnittenen grauen Haar wirkte er jünger. Falcón spürte ihr Interesse und überspielte seine Befangenheit, indem er einen weiteren seiner Beamten, Sub-Inspector Pérez, vorstellte. Es entstand ein Moment nervöser Verwirrung, in dem Pérez sich verdrückte.
    »Sie fragen sich, was ich hier mache«, sagte sie. »Ich wohne gegenüber. Ich habe die… Ich war bei dem Gärtner, als er Señor Vega auf dem Boden liegend entdeckt hat.«
    »Ich dachte, Sie hätten ein Haus in Heliopolis gekauft?«
    »Nun, genau genommen war es Raúl, der das Haus in Heliopolis gekauft hat… vor seinem Tod«, sagte sie. »Er wollte in der Nähe seines geliebten Bétis-Stadions sein, und ich interessiere mich nicht für Fußball.«
    »Und wie lange wohnen Sie schon hier?«
    »Seit beinahe einem Jahr.«
    »Und Sie haben die Leiche entdeckt.«
    »Der Gärtner, und wir wissen noch nicht, ob er wirklich tot ist.«
    »Hat irgendjemand einen Ersatzschlüssel?«
    »Das bezweifle ich«, sagte sie.
    »Ich sollte mir das besser mal ansehen«, meinte Falcón.
    Señor Vega lag auf dem Rücken. Morgenmantel und Schlafanzug waren von seinen Schultern gerutscht und schnürten seine Arme ein. Sein Brustkorb war nackt, und es sah aus, als hätte er Hautabschürfungen an Brust und Bauch und Kratzspuren am Hals. Das Gesicht des Mannes wirkte blass und hart, seine Lippen waren gelblich-grau.
    Falcón kehrte zu Juez Calderón und dem Médico Forense zurück.
    »Meines Erachtens ist er tot, aber vielleicht wollen Sie noch einen Blick auf ihn werfen, bevor wir die Tür aufbrechen«, sagte er. »Wissen wir, wo seine Frau ist?«
    Consuelo erklärte die Situation noch einmal.
    »Ich denke, wir müssen reingehen«, sagte Falcón.
    »Das könnte möglicherweise schwierig werden«, vermutete Señora Jiménez. »Lucía hat vor dem letzten Winter neue Fenster mit Doppelscheiben aus kugelsicherem Glas einbauen lassen. Und wenn die Haustür ordnungsgemäß verriegelt ist, sollten Sie vielleicht lieber versuchen, durch die Mauer reinzukommen.«
    »Sie kennen das Haus?«
    In der Einfahrt tauchte eine Frau auf, eine beeindruckende Erscheinung mit roten Haaren, grünen Augen und einer so weißen Haut, dass ihr Anblick im Sonnenlicht beinahe schmerzte.
    »Hola, Consuelo«, wandte sie sich an das einzig vertraute Gesicht in der Runde.
    »Hola, Maddy«, sagte Consuelo und stellte sie allen anderen als Madeleine Krugman vor, die Nachbarin von Señora Vega.
    »Ist Lucía oder Rafael irgendetwas zugestoßen? Ich habe den Krankenwagen gesehen. Kann ich irgendetwas tun?«
    Nicht nur wegen ihres amerikanischen Akzents zog Madeleine Krugman alle Blicke auf sich. Sie war groß und schlank, mit vollem Busen, üppigem Hintern und der angeborenen Fähigkeit, selbst langweilige Männer zu extravaganten Fantasien zu inspirieren. Lediglich Falcón und Calderón hatten ihre Hormone so weit im Griff, dass sie genug Selbstbeherrschung aufbrachten, ihr in die Augen zu sehen.
    »Wir müssen dringend ins Haus gelangen, Señora Krugman«, sagte Calderón. »Haben Sie einen Ersatzschlüssel?«
    »Nein, habe ich nicht… was ist denn mit Rafael und Lucía?«
    »Rafael liegt reglos auf dem Küchenfußboden«, sagte Consuelo, »und was mit Lucía ist, wissen wir nicht.«
    Madeleine Krugman schnappte schockiert nach Luft. »Ich habe die Telefonnummer seines Anwalts. Rafael hat sie mir für den Fall gegeben, dass es während ihres Urlaubs ein Problem mit dem Haus gibt«, sagte sie. »Ich müsste rasch zurück ins Haus…«
    Sie machte ein paar Schritte rückwärts und wandte sich zum Tor. Alle Blicke hefteten sich auf ihren Hintern, der sich unter dem weißen Leinen ihrer Schlaghose deutlich abzeichnete. Ein schmaler roter Gürtel lag um ihre Hüften wie eine Blutspur. Erst
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