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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Wilson
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als sie hinter der Mauer verschwunden war, ließen sich auch wieder männliche Stimmen vernehmen, die während ihres strahlenden Auftritts verstummt waren.
    »Sie ist sehr schön, nicht wahr?«, fragte Consuelo Jiménez und ärgerte sich über ihr Bedürfnis, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.
    »Ja«, sagte Falcón, »und ganz anders als die Schönheit, die wir in dieser Gegend gewöhnt sind. Weiß. Durchscheinend.«
    »Ja«, sagte Consuelo. »Sie ist sehr weiß.«
    »Wissen wir, wo der Gärtner ist?«, wechselte Falcón das Thema.
    »Er ist verschwunden.«
    »Was wissen wir über ihn?«
    »Sein Name ist Sergej«, sagte sie. »Er ist Russe oder Ukrainer. Wir teilen ihn uns, die Vegas, die Krugmans, Pablo Ortega und ich.«
    »Pablo Ortega… der Schauspieler?«, fragte Calderón.
    »Ja, er ist erst vor kurzem hergezogen«, sagte sie. »Er ist nicht besonders glücklich.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Natürlich. Waren Sie es nicht, Juez Calderón, der seinen Sohn für zwölf Jahre ins Gefängnis gebracht hat?«, fragte Consuelo. »Schreckliche Geschichte, wirklich schrecklich. Aber das meinte ich nicht, als ich sagte… Obwohl das natürlich auch ein Faktor ist. Es gibt Probleme mit dem Haus, und nachdem er jahrelang im Zentrum gelebt hat, findet er die Gegend ein wenig… tot.«
    »Warum ist er umgezogen?«, fragte Falcón.
    »Weil in seinem Barrio keiner mehr mit ihm sprechen wollte.«
    »Wegen seines Sohnes?«, fragte Falcón. »Ich erinnere mich nicht an den Fall…«
    »Ortegas Sohn hat einen achtjährigen Jungen entführt«, sagte Calderón. »Er hat ihn gefesselt und mehrere Tage lang missbraucht.«
    »Aber er hat ihn nicht getötet?«, fragte Falcón.
    »Der Junge konnte entkommen«, sagte Calderón.
    »Genau genommen war es noch ein wenig seltsamer«, korrigierte Consuelo ihn. »Ortegas Sohn hat ihn freigelassen und dann in dem schalldichten Raum, den er für die Entführung vorbereitet hatte, gesessen und auf die Polizei gewartet. Er hatte Glück, dass sie als Erste da waren.«
    »Es heißt, er hätte eine schwere Zeit im Gefängnis«, sagte Calderón.
    »Ich habe keinerlei Mitleid mit Menschen, die die Unschuld von Kindern zerstören«, sagte Consuelo heftig. »Sie haben alles verdient, was sie kriegen.«
    In diesem Moment kehrte Madeleine Krugman mit der Telefonnummer zurück. Sie trug jetzt eine Sonnenbrille, als wollte sie sich selbst vor ihrer Helligkeit schützen.
    »Kein Name?«, fragte Falcón und gab die Nummer in sein Handy ein.
    »Mein Mann sagt, er heißt Carlos Vázquez.«
    »Und wo ist Ihr Mann?«
    »Zu Hause.«
    »Wann hat Señor Vega Ihnen diese Nummer gegeben?«
    »Im letzten Sommer, bevor er zu Lucía und Mario in die Ferien gefahren ist.«
    »Ist Mario das Kind, das bei Ihnen übernachtet hat, Señora Jiménez?«
    »Ja.«
    »Haben die Vegas Verwandte in der Gegend von Sevilla?«
    »Lucías Eltern.«
    Falcón entfernte sich von der Gruppe und verlangte, den Rechtsanwalt zu sprechen.
    »Ich bin Inspector Jefe Javier Falcón«, stellte er sich vor. »Ihr Mandant Señor Rafael Vega liegt reglos und möglicherweise tot auf dem Küchenfußboden. Wir müssen dringend in sein Haus.«
    Es entstand eine lange Pause, in der Vázquez versuchte, diese erschreckende Neuigkeit zu begreifen.
    »Ich bin in zehn Minuten da«, sagte er. »Ich rate Ihnen, nicht zu versuchen, gewaltsam in das Haus einzudringen, Inspector Jefe, weil das garantiert länger dauern würde.«
    Falcón betrachtete das festungsartige Haus. An den beiden oberen Ecken waren zwei Sicherheitskameras montiert, auf der Rückseite des Hauses entdeckte er zwei weitere.
    »Offenbar waren die Vegas sehr auf ihre Sicherheit bedacht«, sagte er, als er sich wieder zu der Gruppe gesellte. »Kameras. Kugelsichere Fenster. Massive Eingangstür.«
    »Er ist ein wohlhabender Mann«, sagte Consuelo.
    »Und Lucía ist… nun ja, gelinde gesagt, neurotisch«, ergänzte Maddy Krugman.
    »Kannten Sie Señor Vega, bevor Sie hergezogen sind, Señora Jiménez?«
    »Natürlich. Er hat mir erzählt, dass das Haus, das ich schließlich erworben habe, zum Verkauf stand, bevor es auf den Markt kam.«
    »Waren Sie befreundet oder Geschäftspartner?«
    »Beides.«
    »In welcher Branche ist er tätig?«
    »Er hat eine Baufirma«, erklärte Madeleine. »Deshalb ist sein Haus ja auch so eine Festung.«
    »Er ist regelmäßiger Gast in einem meiner Restaurants in El Porvenir«, sagte Consuelo. »Aber ich kannte ihn auch durch Raúl. Sie waren in
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