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Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho
Autoren: Colin Dexter
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einen Wecker im Schlafzimmer hatte. Wissen Sie das noch, Lewis?«
    »Nee, Sir. Aber wir können ja gerade mal reingehen und nachsehen.«
    Sie schlossen auf. Auf der Schwelle blieb Morse plötzlich wie angewurzelt stehen. Déjà vu. Gleich hinter der Tür lag ein brauner Umschlag. Morse bückte sich und nahm ihn auf. Ein Brief von den Gaswerken – vermutlich eine Rechnung.
    »Laufen Sie mal rasch hoch, Lewis, und holen Sie den Wecker, falls es einen gibt.«
    Als Lewis nach oben verschwunden war, griff Morse in die Innentasche seines Jacketts und zog den Brief heraus, den er, als er sich letzte Woche hier umsah, gefunden und eingesteckt hatte. Er hatte ihn völlig vergessen. Ungeduldig riß er das Kuvert auf und zog den Brief heraus.
     
    S UMMERTOWN GARDINEN CENTER
    8. Okt.
    Sehr geehrte Miss Scott!
    Durch ein Versehen unsererseits ist es leider unte r bli e ben, Sie rechtzeitig davon in Kenntnis zu setzen, daß wir den vereinbarten Termin am 3.10., 9.00 Uhr, zur A n bringung von Schienen und Gardinen in Ihrem Schlaf- und Arbeitszimmer nicht einhalten konnten, da wir leider erst zu spät bemerkten, daß wir den von Ihnen g e wünschten Vorhangstoff nicht mehr in der erforderl i chen Menge am Lager hatten. Wir bedauern, daß wir Ihnen nicht eher davon Mi t teilung machten, und hoffen, daß Ihnen dadurch ke i ne Unannehmlichkeiten entsta n den sind.
    Wir haben den Stoff nachbestellt und rechnen damit, ihn bis spätestens Ende des Monats geliefert zu b e kommen.
    Mit freundlichen Grüßen
    J. Burkitt (Geschäftsführer)
     
    Morse war gerade mit Lesen fertig, als Lewis, einen kleinen schwarzen Wecker in der Hand, von oben herunterkam. »Was Interessantes, Sir?« fragte er.
    Morse dachte einen Augenblick über den Brief nach und zeigte dann auf den Wecker. »Also, wenn er so auf halb acht gestellt ist, dann haben wir für eines der Details, die mir Kopfzerbrechen bereitet haben, jetzt eine Erklärung.«
    »Er ist auf Viertel vor acht gestellt, Sir.«
    Morse nickte. Ja, auf eine der noch offenen Fragen hatten sie jetzt eine Antwort.
    »Der Brief, den Sie da eben gesucht haben, Sir, der von Charles Richards, meine ich – es wäre doch möglich, daß sie ihn verbrannt hat, genau wie den vom Labor. Sie sind doch beide mit der gleichen Post gekommen. Vielleicht könnten die von der Spurensicherung die Asche noch mal …«
    Morse schüttelte den Kopf. »Nein. Die Chance habe ich vermasselt, als ich selbst da herumgewühlt habe. Das hat jetzt keinen Zweck mehr.«
    »Und Sie sind nach wie vor fest davon überzeugt, daß Charles Richards ihr wirklich geschrieben hat?«
    »Ja. Nicht als direkte Antwort auf ihren Brief – der war ja Celia in die Hände gefallen, aber ich denke mir, daß Anne Scott sich, als jede Reaktion von ihm ausblieb, noch mal bei ihm gemeldet hat. Und da hat er sich dann hingesetzt und … Ja, so wird es wohl gewesen sein.«
    »Er selbst streitet es aber ab.«
    »Na, was haben Sie denn erwartet?«
    »Sie meinen, weil er Jacksons Tod auf dem Gewissen hat, will er nicht auch noch …?«
    Morse schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß die Tatsache, daß er Jackson umgebracht hat, ein großes Problem für ihn darstellt – ein großes moralisches Problem, meine ich natürlich; denn schließlich hat diese Tat ja sein Leben ruiniert. Aber sonst haben Sie schon recht: Richards will um keinen Preis wahrhaben, daß er schuld ist am Tod von Anne Scott. Das hält er nicht aus.«
    »Lassen Sie mich … Ich lade Sie ein«, sagte Lewis, als sie den Printer’s Devil betraten. »Sie können sich ja derweil schon hinsetzen und das hier lesen.« Er drückte Morse einen Briefumschlag in die Hand, dem man ansah, daß er eng zusammengerollt gewesen war. »Ich war heute morgen schon ganz früh hier draußen und habe Jacksons Angelrute auseinandergenommen. Und da habe ich ihn gefunden. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, daß ich es Ihnen nicht eher gesagt habe – aber es ist nicht der Brief, nach dem Sie gesucht haben.«
    Lewis ging die Biere holen, und Morse setzte sich. Es war ein kleiner Schock, als er realisierte, daß der Name auf dem Umschlag sein eigener war.
     
    Chief Inspector (?) Morse
    Thames Valley Police
    Nur für ihn PERSÖNLICH
     
    Im Kuvert steckten ein einzelner Bogen sowie ein weiterer Umschlag, bereits geöffnet und adressiert an Charles R i chards. Morse nahm den Bogen und begann zu lesen.
     
    Lieber Inspector Morse,
    vielleicht können Sie sich gar nicht mehr an mich eri n nern. Wir haben uns vor
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