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Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho
Autoren: Colin Dexter
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wenn seine Frau von dem Inhalt dieses Briefes erführe, dies das Ende seiner Ehe bedeuten würde.«
    »Aber Celia weiß doch, daß er, seit wir herkamen, erneut eine Beziehung zu Anne Scott aufgenommen hatte.«
    »Ja, aber sie hatte es erst kurz vorher erfahren und ihm noch nichts davon gesagt.«
    Richards nickte unglücklich. »Ja, das stimmt, glaube ich.«
    »Sie haben ein sehr enges Verhältnis zu Ihrer Schwägerin, Sir. Lieben Sie sie?«
    Richards blickte nachdenklich zu Boden, dann hob er den Kopf und sah Morse an. »Ja, ich liebe sie. Ich werde wohl nie aufhören, sie zu lieben.« Es klang ehrlich.
    Morse nickte, als kenne er den Schmerz, den es bereitet, wenn das eigene Gefühl nicht auf die gleiche Art erwidert wird.
    »Und was nun, Inspector? Bis jetzt haben Sie nichts Stichhaltiges gegen mich vorbringen können.«
    »Sie sind verhaftet worden, weil Sie verdächtig sind, George Jackson umgebracht zu haben, und dieser Verdacht besteht nach wie vor. Wir werden nicht umhin können, uns noch einmal über den Freitagabend zu unterhalten, vielleicht fällt Ihnen ja doch noch ein, wo Sie gewesen sind oder was Sie gemacht haben.«
    Richards stand auf und begann in der engen Zelle hin- und herzutigern. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich erinnere mich nicht. Alles, was ich Ihnen versprechen kann, ist, daß ich versuchen werde, weiter darüber nachzudenken, aber …« Er schüttelte den Kopf und fuhr sich verzweifelt mit den Fingern durch die Haare. »Es gibt außer mir sicher noch Tausende, ach was, Millionen Menschen, die auch kein Alibi für diesen Abend vorweisen könnten.«
    »Da haben Sie vermutlich vollkommen recht.«
    »Aber wieso kommen Sie dann ausgerechnet auf mich. Was für Beweise haben Sie, daß Sie …«
    »Ahh!« sagte Morse. »Endlich! Ich habe mich schon gewundert, daß Sie nicht eher danach gefragt haben. Sie können doch nicht im Ernst annehmen, daß wir Sie festnehmen lassen, nur weil Sie keinen Zeugen benennen können, der bestätigen kann, daß er Sie gesehen hat, wie Sie an dem Abend Gibbon lasen. Für wie leichtfertig halten Sie uns?«
    Richards sah ihn skeptisch an. »Sie haben also einen Beweis gegen mich in der Hand?«
    »Na, in der Hand wäre wohl etwas zuviel gesagt – aber ich hoffe, ihn zu bekommen. Wir haben in Jacksons Schlafzimmer ein paar sehr brauchbare Fingerabdrücke gefunden, und mein Sergeant war ja neulich bei Ihnen, um Ihre Abdrücke zu nehmen – zu Vergleichszwecken.«
    »Ja. Und ich bin absolut sicher, daß das Ergebnis negativ war. Ich bin nämlich nie in diesem verdammten Haus gewesen, und deshalb kann ich dort auch keine Fingerabdrücke hinterlassen haben.«
    »Sie müssen besser zuhören, Sir. Ich habe davon gesprochen, daß ich hoffe, den Beweis zu bekommen. Wir haben die Abdrücke nämlich noch gar nicht vergleichen können. Der Sergeant ist in solchen Dingen nicht besonders geübt und hat da offenbar etwas verbockt. Das Labor hat jedenfalls mit den Abdrücken, die er von Ihnen genommen hat, nicht viel anfangen können. Das ist bedauerlich, aber nun nicht mehr zu ändern. Wir müssen die Prozedur eben noch einmal wiederholen. Ich hoffe, Sie sind ihm nicht allzu böse. Ich habe ihm gesagt, er solle erst einmal draußen warten, aber wenn es Ihnen recht ist, dann rufe ich ihn jetzt herein …«
    Während seiner letzten Worte war Richards auf das Bett gesunken und hatte das Gesicht in die Hände vergraben. Wie er so dasaß, sah er aus wie ein müder alter Mann.
    »Möchten Sie jetzt eine Zigarette?« fragte Morse nach einer Weile.
    Richards nickte, und Morse reichte ihm die Packung und gab ihm Feuer.
    »Wie haben Sie es herausgefunden?« fragte er, als er ein paar tiefe Züge gemacht hatte.
    »Daß Sie nicht Conrad Richards sind? Da muß ich erst mal überlegen …«
    Auf dem Gesicht des Mannes, der ihm gegenüber auf dem Bett hockte, erschien ein kleines, trauriges Lächeln.
    Charles Richards wußte, daß er verloren hatte.
     

Kapitel Achtunddreißig
     
    Fingerabdrücke werden so häufig am Schauplatz des
    Verbrechens hinterlassen, daß im FBI mehr als 10000
    Einzelabdrücke archiviert sind. Selbst den raffiniertesten Tätern gelingt es oft nicht, alle Spuren zu beseitigen.
    Murder Ink
     
    »Wie haben Sie es herausgefunden?« fragte der Assistent Chief Commissioner, als Morse ihm am Nachmittag Bericht erstattete.
    »Ich glaube, so etwas wie eine erste Ahnung kam mir, als ich mir, nachdem ich immer wieder über den Freitagabend und Charles Richards’ Alibi
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