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Die Tote von Schoenbrunn

Die Tote von Schoenbrunn

Titel: Die Tote von Schoenbrunn
Autoren: Edith Kneifl
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spüren.
    Aber Rudi blieb ruhig. Er fragte den Erzherzog höflich nach seinen Alibis für die Morde in Schönbrunn, in der Hermesvilla in Lainz und im Schlosstheater.
    Karl Konstantin beantwortete keine einzige Frage, sondern empörte sich weiter über die Gauner, die ihn überfallen hatten.
    „Ich verlange, dass Sie als k.k. Polizei-Kommissär …“
    „Polizei-Oberkommissär bitte“, warf Rudi ein.
    „Egal. Nehmen Sie diese Aufrührer sofort fest. Ich, Erzherzog Karl Konstantin von Österreich, Großfürst der Walachei, Graf von Transsylvanien und Großneffe des deutschen Kaisers Wilhelm II., befehle es Ihnen!“
    Gustav und sein Vater sahen sich kopfschüttelnd an. Gustav hielt dem Grafen ein Zigarillo hin. Obwohl dieser normalerweise nur Zigarren rauchte, griff er zu.
    Vater und Sohn rauchten schweigend und blickten dem bläulichen Dunst nach, während sie dem Verhör folgten.
    Als Karl Konstantin zu begreifen schien, dass Rudi weder gewillt war, einen Anwalt, noch den Polizeipräsidenten, und schon gar nicht jemanden aus dem Kaiser­haus von seiner Verhaftung in Kenntnis zu setzen, sagte er nichts mehr.
    Rudi wies dem Erzherzog mit ausgesucht höflichen Worten nach, dass er, aufgrund der Aussage von Graf Batheny am Tag des Begräbnisses der Kaiserin, genügend Zeit gehabt hatte, nach Schönbrunn zurückzukehren und die Hofdame in der Badewanne der Kaiserin zu ermorden.
    Karl Konstantin lachte höhnisch.
    „Wenn Kaiserliche Hoheit nicht willens sind, meine Fragen zu beantworten, betrachte ich dies als Schuldeingeständnis“, sagte Rudi leise.
    „Tun Sie, was Sie nicht lassen können!“
    Gustav kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass er nun zur Höchstform auflaufen würde. Nichts konnte Rudi mehr provozieren als affektiertes Gehabe und Überheblichkeit.
    „Ich nehme an, Sie haben auch für den Mord in der Hermesvilla kein Alibi.“ Rudis Ton war schärfer geworden.
    „Sind wir hier in einem Kasperltheater?“ Karl Konstantins Stimme verriet keinerlei Unsicherheit.
    „Dass Sie den Mord in der Kaiserlichen Menagerie nicht begangen haben, wissen wir. Der Mörder sitzt längst hinter Schloss und Riegel. Aber die junge Baronin, die während der Vorstellung im Schönbrunner Schlosstheater erdolcht wurde, haben Sie sehr wohl auf dem Gewissen. Und dafür gibt es Zeugen!“
    „Machen Sie nur so weiter. Ich werde dafür sorgen, dass Sie demnächst wieder als Wachmann auf der Straße Dienst tun werden.“
    „Wie es Euch beliebt, Kaiserliche Hoheit. Trotzdem, auch ein anderer Polizeibeamter wird nicht einfach ignorieren können, dass Sie in der Loge der Baronin zu der Zeit, als sie ermordet wurde, gesehen worden sind.“
    „Sie war die Geliebte dieses italienischen Schmierenkomödianten. Vielleicht sollten Sie diesem einmal ein paar Fragen stellen“, gab Karl Konstantin zurück.
    „Das ist uns bekannt. Er war aber nicht im Theater, während Sie gegen Ende der Vorstellung in ihrer Loge gesehen wurden.“
    „Von wem?“
    „Von einigen Leuten im Parterre.“
    „Absolut lächerlich!“
    „Warum? Weil Sie eine Maske trugen, so wie bei dem Überfall auf Dorothea Palme? Es war dieselbe Maske. Dorothea Palme hat sie eindeutig identifiziert. Eine Volto nero.“
    „Eine billige Hure“, murmelte der Erzherzog.
    „Dorothea Palme?“
    „Nein, du Idiot! Ich meine die Baronin Längenfeld. Sie hat ihren Mann seit Jahren betrogen.“
    „Und deshalb musste sie sterben?“
    Karl Konstantin blieb ihm die Antwort schuldig.
    „Ich habe Sie etwas gefragt“, beharrte der Polizei-­Oberkommissär.
    „Alles Huren!“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Finden Sie nicht auch, dass Frauen eine einzige Bedrohung für uns Männer darstellen? Sie sind lediglich Körper und Materie, bar jeden Geistes, jeder Seele und jeder Sittlichkeit. Die Frauen allein sind schuld an unserem Elend …“
    Sein scherzhafter Ton ärgerte Rudi.
    „Sie meinen Frauen, die sich wie die verstorbene Kaiserin um Unabhängigkeit von den Männern bemühen“, unterbrach er den Erzherzog.
    „Nein! Ich spreche von zügellosen Weibern, die ihre Männer betrügen, erotisch freizügig, ja richtig wollüstig sind. Diese Weibsbilder in Engelsgestalt sind vom Teufel besessen und nicht würdig, der Herrscherin über Österreich-Ungarn zu gleichen. Sie sind nichts als Schmutz und Abschaum. Zur Hölle mit ihnen.“
    „Dorthin haben Sie diese Frauen ja bereits gebracht. Warum haben Sie Ihre Opfer eigentlich gekennzeichnet? Wollten Sie den Verdacht auf
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