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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi
Autoren: Rebecca Michéle
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an der Haupttür läutete. Eigentlich wollte ich im Garten ausharren, bis jemand wach ist, als ich jedoch die offen stehende Terrassentür sah, entschloss ich mich in die Bibliothek zu gehen, um dort zu warten. Es war ziemlich kalt draußen. So fand ich die Tote …“
    „Ja, ja, schon gut“, unterbrach Emma Penrose mit einem genervten Unterton und wandte sie sich an ihren Mann: „Hast du heute Nacht vergessen, die Terrassentüren zu schließen, George?“
    „Ganz sicher nicht.“ Unwillig runzelte er die Stirn. „Ich habe alle Türen sogar zweimal kontrolliert. Wer sagt uns denn, dass nicht Sie“, er deutete auf Mabel, „hier eingebrochen sind?“
    Bevor sich Mabel dieser ungeheuerlichen Anschuldigung erwehren konnte, heulten draußen die Sirenen der Polizei auf.
    „Na endlich!“ George Penrose erhob sich. „Ist vielleicht ganz gut, wenn die Polizei kommt. Die werden dieser fantastischen Geschichte schon auf den Grund gehen.“
    Zu dritt eilten sie in die Halle und George Penrose öffnete einen Flügel der schweren Holztür, bevor die Polizistenklingeln konnten. Zwei Uniformierte und ein Herr in Zivil, der aussah, als wäre er direkt aus dem Bett gestiegen und hätte sich nur flüchtig angezogen, traten ein. Der Zivile sagte kurz angebunden: „Chefinspektor Warden mein Name. Es ging die Meldung ein, es wäre zu einem Tötungsdelikt gekommen.“
    Er sah sich suchend um und konnte nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken.
    George Penrose rang die Hände.
    „Es tut mir leid … Inspektor … ein bedauerlicher Irrtum …“
    „Das ist ganz und gar kein Irrtum!“ Entschlossen trat Mabel vor den Inspektor. „Die Tote lag in der Bibliothek und wurde offensichtlich ermordet. Kommen Sie, sehen Sie sich den Tatort an.“
    Warden runzelte die Stirn.
    „Was soll das heißen, die Tote
lag
in der Bibliothek? Haben Sie sie etwa bewegt und woanders hingebracht?“
    „Nein, sie ist verschwunden“, sagte Mabel und schnitt Wardens Einwand mit einer Handbewegung ab. „Kommen Sie und sehen Sie selbst.“
    In diesem Augenblick erklang eine Stimme von der Treppe her: „Was, um alles in der Welt, ist um diese Zeit hier los? Wer sind all diese Leute?“
    Mabel wandte den Kopf und erkannte ihre Cousine sofort, obwohl vierzig Jahre seit ihrer letzten Begegnung vergangen waren. Abigail Tremaine stand auf dem ersten Treppenabsatz, in einen aufwendig gearbeiteten dunkelblauen Morgenmantel gehüllt, und in aufrechter, stolzer Haltung, durch und durch eine Lady, musterten ihre grünen Augen ärgerlich die ungebetenen Besucher. „Was hat die Polizei in meinem Haus zu suchen? Und dann noch zuso früher Stunde?“, fuhr Abigail mit der gleichen kraftvollen, leicht rauchigen Stimme fort, die ihr schon früher zu eigen gewesen war.
    „Verzeihen Sie, Mylady, dass wir Sie geweckt haben.“ Mrs Penrose trat zu ihr und sah sie entschuldigend an. „Es handelt sich um einen bedauerlichen Irrtum, die Herren der Polizei werden gleich wieder gehen.“
    Offenbar hatte Abigail Mabel noch nicht gesehen oder erkannt, denn sie fragte harsch: „Wer hat die Polizei informiert? Und warum?“
    Entschlossen holte Mabel Luft und rief: „Das war ich, Abigail, und ich habe sie gerufen, weil vor einer halben Stunde in der Bibliothek vor dem Kamin noch eine Leiche lag.“
    Nur ein kurzes, kaum merkliches Zucken huschte um Abigails Mund und sie schwankte für einen Moment, hatte sich aber gleich wieder unter Kontrolle.
    „Mabel … ich hatte dich gestern erwartet. Eine Leiche in meinem Haus? Was für eine lächerliche Vorstellung!“
    „Das finde ich ebenfalls“, knurrte Warden und sah unwillig von einer Frau zu anderen. „Können wir uns jetzt endlich den angeblichen Tatort ansehen?“
    „Ob der Fundort der Toten auch der Tatort ist, sei dahingestellt“, sagte Mabel energisch, und dem Inspektor verschlug es die Sprache. Endlich folgten er und seine Kollegen Mabel in die Bibliothek, die immer noch im hellen Lampenlicht lag. Beinahe hatte Mabel gehofft, die Leiche wieder an Ort und Stelle zu finden, aber der Platz vor dem Kamin war nach wie vor leer.
    „Hier hat sie gelegen. Eine junge Frau, etwa Mitte zwanzig, blond und sehr hübsch, mit einem Strick um den Hals. Sie wurde erdrosselt.“
    „Ach ja?“ Warden trat näher und starrte auf den leeren Teppich. „Woher wollen Sie wissen, ob sie tatsächlich tot war? Das heißt, wenn hier wirklich jemand gelegen haben sollte, wonach es nicht aussieht.“ Die Ironie in seinen Worten war unverkennbar.
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