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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi
Autoren: Rebecca Michéle
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sensationslustig.“ Mabel nickte grimmig. „Mir tut Abigail schrecklich leid, sie muss unter dem Gerede furchtbar leiden.“
    „Ich habe sie seit Donnerstag nicht mehr gesehen“, entgegnete Victor, „hab’ aber gehört, sie wäre wieder zu Hause.“
    Victor reichte Mabel galant seinen Arm, als er sie aus dem Krankenhaus führte, öffnete die Tür des Jeeps und war ihr beim Einsteigen behilflich. Mabel war über seine Manieren erstaunt. Offenbar konnte der alte Griesgram höflich und freundlich sein, wenn er wollte. Sie nahm Victors Hilfe gern an, wenngleich sie sich keinesfalls krank oder gar gebrechlich fühlte. Sie litt zwarnoch unter leichten Kopfschmerzen, der Arzt hatte ihr aber versichert, diese würden in den nächsten Tagen zurückgehen und es seien keine Spätfolgen zu erwarten. Während der Fahrt nach Higher Barton teilte Victor ihr eine gute Nachricht mit: Michael Hampton war aus dem Koma erwacht und hatte keine Lähmungen erlitten. Vor ihm lag zwar noch ein langer Weg der Genesung, er würde aber wieder vollständig gesund werden.
    „So hat Parker wenigstens nur einen Mord auf dem Gewissen“, stellte Mabel fest. „Ich bezweifle allerdings, dass er überhaupt ein Gewissen hat.“
    Sie lehnte Victors Angebot, sie ins Haus zu begleiten, ab, denn Mabel wusste, Abigail würde keine Fremden sehen wollen, auch wenn Victor kein Fremder im eigentlichen Sinne war. Als sie die Halle betrat, traten ihr George und Emma Penrose entgegen. Beide waren verlegen, Emma Penrose konnte Mabel nicht ins Gesicht sehen, als sie murmelte: „Es tut uns leid, Miss Clarence. Ich meine, dass … wir … nun, wir glaubten wirklich, dass da keine Tote war … und dann Justin … Ich hatte keine Ahnung, denn dann hätte ich doch niemals …“
    Mabel nickte ihr beruhigend zu.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs Penrose, die Polizei ist von Ihrer Unschuld weitgehend überzeugt. Ich trage Ihnen nicht nach, dass Sie nicht wollten, dass meine Cousine von der Affäre ihres Neffen mit Miss Thompson erfährt, wenngleich Ihr Verhalten nicht richtig war.“
    Emma Penrose senkte verschämt den Kopf, ihre Wangen färbten sich rot.
    „Es tut mir leid. Ach, Sie glauben gar nicht, wie leid mir das tut. Ich war so froh, dass Justin endlich eine gute Stellung hat. Mylady hätte ihn bestimmt entlassen – natürlich. Wenn ich geahnt hätte, dass …“
    „Vergessen wir es, Mrs Penrose.“ Mabel wusste, dass sie sich äußerst großzügig verhielt, die Haushälterin wirkte aber derart verstört und zeigte aufrichtige Reue, dass Mabel ihr nicht länger zürnen konnte.
    George Penrose hielt ihr einen weißen Umschlag hin und räusperte sich.
    „Unsere Kündigung, Miss Clarence.“
    „Kündigung?“ Mabel runzelte die Stirn. „Ich verstehe, wie schwer es für Sie sein muss. Meine Cousine wird aber bestimmt nicht wollen, dass Sie …“
    „Sie sind jetzt die Herrin, Miss Clarence.“ Emma Penroses Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Mein Neffe hat versucht, Sie zu töten, da kann ich unmöglich bleiben.“
    „Herrin?“ Ungläubig sah Mabel von George zu Emma. „Meiner Cousine geht es doch gut, oder?“
    „Nun ja, soweit es einem in dieser Situation gut gehen kann“, bemerkte George Penrose. „Eine Tote auf Higher Barton und dann die Sache mit Parker …“ Seine Wangen röteten sich, als er fortfuhr: „Die Geschichte hat natürlich ihre Runde gemacht. Nicht nur in Lower Barton, sondern in der halben Grafschaft. Darum will Mylady ja auch …“
    „Ich glaube, das muss Miss Clarence mit Mylady besprechen“, unterbrach Emma Penrose ihren Mann. „Wir sollten beginnen, unsere Sachen zu packen.“
    „Warten Sie!“ Mabel legte eine Hand auf Mrs Penrose’ Arm. „Bitte, bleiben Sie, wenigstens noch ein paar Tage. Ich möchte erst mit meiner Cousine sprechen.“
    Mabel fand Abigail in ihren Räumen. Erstaunt sah sie, wie überall halb gepackte Koffer, Reisetaschen und Kleidungsstücke herumlagen. Inmitten des Durcheinanders saß Abigail ineinem Sessel und nippte an einem Glas Brandy, obwohl es erst Vormittag war.
    „Mabel, schön, dass es dir wieder gut geht.“ Abigails Stimme war leise und klang wie die einer sehr alten Frau. Einer Frau, deren Herz gebrochen war und die kaum noch einen Funken Lebenswillen in sich hatte.
    „Was hat das zu bedeuten?“ Mabel deutete auf das Chaos um sie herum.
    „Abigail seufzte. „Ich werde Higher Barton verlassen.“
    „Du willst verreisen?“, fragte Mabel und wusste die Antwort, bevor
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