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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi
Autoren: Rebecca Michéle
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Abigail sie ihr gab.
    „Ich werde in mein Haus nach Südfrankreich fahren. Wahrscheinlich komme ich nie wieder zurück.“ Sie hob den Kopf und sah Mabel direkt in die Augen. „Hier kann ich nicht bleiben, das verstehst du doch, nicht wahr? Nicht hier, wo mich alles an … an ihn erinnert, und wo jeder sich den Mund über die liebestolle Alte zerreißt, die meinte, einen jugendlichen Liebhaber halten zu können.“
    Einer spontanen Eingebung folgend beugte sich Mabel zu Abigail hinunter und schloss sie fest in die Arme. Sie spürte, wie Abigails Schultern unter ihrer Berührung zuckten, und murmelte: „Weine ruhig, meine Liebe. Tränen erleichtern.“
    Abigails Körper versteifte sich. Mit einem Ruck machte sie sich aus der Umarmung frei und stand auf, das Gesicht wie aus Stein gemeißelt.
    „Eine Tremaine weint nicht, Mabel. Und schon gar nicht um einen Menschen, der keine einzige Tränen wert ist.“ Sie nahm eine Bluse in die Hand, betrachtete sie längere Zeit, bevor sie sagte: „Soll ich sie mitnehmen? Ich glaube eher nicht, für das sommerliche Klima am Mittelmeer ist sie wenig geeignet. Im Herbst können die Abende jedoch etwas kühl werden …“
    „Abigail …“ Mabel machte einen Schritt auf ihre Cousine zu, wich vor ihrem abweisenden Blick jedoch zurück.
    „Du wärst die bessere Frau für Arthur gewesen“, sagte Abigail plötzlich. „Dir wäre es gelungen, ihn so glücklich zu machen, dass er sich nicht einer anderen Frau hätte zuwenden müssen.“ Mabel öffnete den Mund, um dies zu dementieren, spürte jedoch, dass sie Abigail jetzt nicht unterbrechen durfte. Als wäre Mabel nicht anwesend, fuhr Abigail fort: „Die ersten Jahre unserer Ehe waren wirklich gut. Ja, ich glaube, wir waren sehr glücklich. Wir reisten viel, kauften das Haus in Südfrankreich, verbrachten die Winter dort und hatten einen großen Bekanntenkreis. Dann aber wollte Arthur Kinder, am besten gleich mehrere, doch ich konnte ihm keine schenken. Nach der Fehlgeburt fühlte ich mich sehr schlecht, denn zuerst hatte ich das Kind ja gar nicht gewollt, und nun war es zu spät. Arthur machte mir zwar nie Vorwürfe, jedenfalls nicht mit Worten, seine Blicke sprachen jedoch Bände. Bald war er des ständigen Reisens müde, ebenso der Partys und Empfänge, während ich das Leben in vollen Zügen genießen wollte. Somit verbrachten wir immer mehr Zeit getrennt voneinander, und ich habe nicht bemerkt, dass er eine Geliebte hatte. Wahrscheinlich war die Frau in Bristol … Sarahs Mutter … nicht die Einzige, vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen.“ Abigail schien aus ihren Erinnerungen aufzuwachen, denn sie sah Mabel wieder an. „Mabel, ab sofort gehört Higher Barton dir, ich kann es nicht mehr gebrauchen.“
    „Auf keinen Fall …“
    „Nein, unterbrich mich nicht!“ Abigail hob die Hand. „Du kannst mit dem Haus und dem Besitz machen, was du willst. Das Land wird von einem fähigen Mann verwaltet, und um das Haus kümmern sich die Penroses, wenn du es für richtig hältst, sie zu überzeugen, auf Higher Barton zu bleiben.Ich glaube, Emma Penrose, dass sie nicht wusste, was für ein verachtungswürdiger Mensch Justin ist. Sie hat sich unter Tränen bei mir entschuldigt. Die beiden sind nicht mehr die Jüngsten, es würde schwer für sie werden, eine neue Stellung zu finden, in der sie zusammenbleiben können.“
    „Ich möchte das Haus nicht“, wandte Mabel ein, als Abigail an ihrem Brandy nippte. „Fahre einige Zeit fort, verbringe den Sommer in Frankreich, wie du es ohnehin vorgehabt hast, komm zur Ruhe und denke nach. Ich bin sicher, in ein paar Monaten wirst du alles … vergessen haben.“
    „Vergessen?“ Abigail lachte bitter. „Vergessen, dass in meinem Haus ein Mord geschehen ist? Immer wenn ich die Bibliothek betrete, werde ich daran erinnert. Soll ich etwa auch vergessen, dass der Mann, dem ich vertraute und dem ich meine ganze Liebe schenkte, nicht nur ein unschuldiges Mädchen tötete, sondern es auch auf dein Leben abgesehen hatte? Nein, meine Liebe, vielleicht werden diese Wunden irgendwann heilen und nicht mehr so sehr schmerzen, Narben werden jedoch immer bleiben, insbesondere wenn ich hierbliebe. Und das Wort ›vergessen‹ streiche ich aus meinem Vokabular.“ Den letzten Satz hatte Abigail so leise gesagt, dass Mabel sie kaum verstehen konnte. Lauter und gefasst fuhr sie fort: „Am Montag werden wir alles Notwendige mit meinem Anwalt und dem Notar regeln. Am Dienstag fliege ich dann nach
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