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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace
Autoren: Anne Perry
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erkundigt? Welche Erklärung wurde dafür abgegeben, dass nur zwei wieder gegangen sind?«
    »Cuttredge dürfte sie eingelassen haben, Sir, und Edwards hat sie wohl verabschiedet«, gab Tyndale zur Antwort. »Ich habe ihn bereits gefragt, und er hat mir gesagt, er habe angenommen, die dritte würde über Nacht bleiben. Er hat … noch nicht viel Erfahrung.«
    »Kommt so etwas denn nie vor?«, fragte Pitt.
    Tyndales Züge verhärteten sich. »Nein, Sir, nicht bei solchen Frauen.«
    Pitt ging der Sache nicht weiter nach. »Vielleicht könnten wir uns zuerst mit diesem Cuttredge unterhalten und anschließend die Lakaien befragen, die sie weitergeleitet haben. Außerdem brauche ich die Kleider der Frau, sofern sich die auffinden lassen.«
    »Gewiss, Sir.«
    Als Tyndale gegangen war, überlegte Pitt, ob er sich bei Narraway entschuldigen sollte, weil er sich über dessen Anweisung hinweggesetzt hatte, unterließ es aber. Es wäre keine gute Ausgangsposition. Rangfragen spielten in dieser Situation keine Rolle, denn wenn er mit seiner Untersuchung erfolglos blieb, würden beide die Folgen tragen müssen.

    Unterdessen kehrte Tyndale mit Cuttredge zurück. Er sah durchschnittlich aus, trat aber mit einer gewissen Würde auf und beantwortete alle Fragen ohne das geringste Zögern. Während er mit militärischer Genauigkeit berichtete, wann er die Frauen eingelassen und wohin er sie geführt hatte, legte er einen kaum wahrnehmbaren Widerwillen an den Tag. Auf ihre Gesichter habe er nicht geachtet, schließlich seien alle Dirnen mehr oder weniger gleich. Unübersehbar widerstrebte ihm dieser Teil seiner Aufgaben, ohne dass er das zu sagen wagte.
    »Und Sie haben sie nicht fortgehen sehen?«, fragte Pitt.
    »Nein, Sir. Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht mehr im Dienst. Das dürfte in Edwards Arbeitszeit gefallen sein.«
    »Und wo waren Sie?«, erkundigte sich Narraway, wobei er sich auf seinem Stuhl ein wenig vorbeugte.
    Cuttredges Augen weiteten sich vor Verwunderung. Er sah auf Tyndale, dann wieder auf Narraway. »Im Bett, Sir! Ich muss morgens vor sechs Uhr aufstehen.«
    »Wo schlafen Sie?«, fuhr Narraway fort.
    Im selben Augenblick, in dem Cuttredge zu seiner Antwort ansetzte, schien ihm die Bedeutung der Frage aufzugehen, und das Blut wich aus seinem Gesicht. »Oben, wie alle anderen Angestellten. Ich … ich habe mein Zimmer keine Sekunde verlassen.« Es schien, als wolle er noch etwas hinzufügen, schluckte es dann aber herunter.
    Mit den Worten »Danke, Mr Cuttredge« entließ ihn Pitt. Doch der Mann blieb sitzen, die Hände ineinander verschränkt, und fragte: »Was ist denn passiert? Es heißt, dass sie tot ist – ich meine … eine von den Frauen. Stimmt das?«
    Tyndale öffnete den Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen. Pitts Mahnung war ihm noch gerade rechtzeitig eingefallen.
    »Ja«, sagte Pitt. »Überlegen Sie gut. Haben Sie irgendetwas gehört? Hat sie sich mit jemandem gestritten oder für später mit ihm verabredet? Gibt es einen Hinweis darauf, dass sie jemandem hier bekannt war oder dergleichen?«

    »Nichts in der Art«, sagte Cuttredge umgehend.
    Narraway unterdrückte ein schmales Lächeln.
    »Es muss nicht unbedingt mit dem Beruf dieser Frau zu tun gehabt haben, Mr Cuttredge«, erläuterte Pitt. »War sie früher schon einmal hier?«
    Cuttredge sah zu Tyndale hinüber, der ihm durch ein Nicken die Erlaubnis gab zu antworten.
    »Nein«, gab der Mann zurück. »Mit Sicherheit nicht. Niemand von uns hat die Sache in die Wege geleitet. Das war … das war Mr Dunkeld.«
    »Ach so. Danke.« Pitt bedeutete dem Mann erneut, dass er keine Fragen mehr habe, und diesmal ging er.
    Als Nächster kam Edwards, der die beiden Frauen hinausgelassen hatte. Er war jünger und schmaler als Cuttredge und wirkte trotz der besonderen Situation recht selbstsicher, so, als genieße er seine neue Wichtigkeit. Ohne zu Tyndale hinzusehen, erklärte er, ihm sei nichts Besonderes aufgefallen. Dann berichtete er, dass die beiden Frauen einen ziemlich munteren Eindruck gemacht hätten. Sie seien leicht beschwipst gewesen, doch sei ihm an ihnen keinerlei Anzeichen von Unruhe oder Besorgnis aufgefallen. Er könne mit Sicherheit sagen, dass keine der beiden verletzt war. Er selbst sei schlafen gegangen, nachdem er den größten Teil der Aufräumarbeiten erledigt hatte, sodass zumindest der Haupt-Empfangsraum für den nächsten Morgen bereit war.
    »Das war geg’n zwei, Sir, wenn ich mich richtig erinner«, schloss
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