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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace
Autoren: Anne Perry
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sich zu geben.«
    Narraways Gesicht wurde zornrot, doch bevor er etwas erwidern konnte, nutzte Pitt die Gunst des Augenblicks und fragte den Kronprinzen: »Wie viele weibliche Gäste waren bei der gestrigen Abendunterhaltung anwesend – ich meine, aus beruflichen Gründen?«
    »Drei«, gab der Angesprochene sofort zurück.
    »Kannten Sie möglicherweise die eine oder andere bereits von früheren … Gelegenheiten?«
    »Äh … nicht dass ich wüsste.« Die Fragen schienen ihn nicht peinlich zu berühren, es sah eher so aus, als erfasse er deren Sinn nicht.
    »Wer hat sie kommen lassen, und wann war das?«, fuhr Pitt fort.
    Der Prinz riss die Augen weit auf. »Ich … äh …«
    »Ich«, ergriff Dunkeld das Wort und funkelte Pitt wütend an. »Was hat all das überhaupt mit der Sache zu tun? Irgendein Geisteskranker hat einen Anfall bekommen und ist mit einem Messer auf die arme Frau losgegangen. Wer sie ist oder woher sie gekommen ist, spielt dabei nicht die geringste Rolle. Stellen Sie einfach fest, wo sich die Leute aufgehalten haben, dann wissen Sie auch, wer der Täter ist. Die Gründe für die Tat dürften unerheblich sein!« Er wandte sich zu Narraway um. »Schluss mit der Zeitvergeudung!«
    Wortlos verließen die beiden Beamten den Raum. Dunkeld blieb.
    »Dieser Bursche versteht es, sich unentbehrlich zu machen«, sagte Narraway knapp, als sie außer Hörweite waren. »Am besten fangen wir mit dem Personal an. Dafür brauchen wir die Mitwirkung dieses Mr Tyndale. Was haben Sie in der Wäschekammer entdeckt?« Sie hatten die Treppe erreicht und begannen hinabzusteigen.
    »Ich wüsste gern, wo die Kleider der Frau sind«, sagte Pitt nachdenklich. »Sie kann nicht gut nackt in den Palast gekommen sein. Warum hat der Täter ihre Kleidung mitgenommen? Wäre
es nicht viel einfacher gewesen, alles an Ort und Stelle zu lassen? Aus welchem Grund wollte er verhindern, dass jemand sie zu sehen bekam?«
    Narraway blieb stehen. »Was käme dafür Ihrer Ansicht nach infrage?«
    »Genau das wüsste ich gern selbst. Was hatte sie an? Wem war sie zu Gefallen? Vermutlich dem Kronprinzen. Wem noch?«
    Narraway lächelte flüchtig. »Diesen Teil Ihrer Untersuchung sollten Sie besser aufschieben, bis es sich als unerlässlich erweist, der Frage weiter nachzugehen.«
    »Ach, auf einmal ist es meine Untersuchung?« Pitt hob die Brauen und setzte den Weg nach unten fort.
    »Ich treffe die politischen Entscheidungen, Sie sammeln das Beweismaterial und werten es aus.« Narraway ging dicht hinter ihm. »Zuerst soll uns Tyndale eine Liste sämtlicher Bediensteten geben, die sich vergangene Nacht in diesem Teil des Palasts aufgehalten haben, wie auch all jener, deren Aufgabe es war, die Eingänge zu diesem Flügel zu bewachen. Darüber hinaus sollten Sie sich um die Frage kümmern, wo sich die Kleider der Toten befinden«, fügte er hinzu, »oder festzustellen versuchen, auf welche Weise man sich ihrer entledigt hat.«
    Tyndale erwies sich als äußerst hilfsbereit, doch war ihm anzumerken, dass er den bloßen Gedanken zutiefst missbilligte, einer der ihm Unterstellten könnte eine solch entsetzliche Tat begangen haben. Zwar konnte er es sich nicht leisten, dieser Vorstellung offen entgegenzutreten, war aber auch nicht bereit, sich ihr ohne Weiteres zu beugen.
    »Ja, Sir. Natürlich werde ich Ihnen das gesamte Personal für eine Befragung zur Verfügung stellen. Ich muss aber darauf bestehen, selbst dabei anwesend zu sein.« Pitt erkannte, dass die ganze Angelegenheit Tyndale zutiefst betrübte.
    Er bewunderte den Mann, der sich in einer so unmöglichen Situation bemühte, alle seine Pflichten zu erfüllen. Früher oder später würde er sich entscheiden müssen, auch wenn ihm das gegenwärtig noch nicht klar sein mochte.

    »Ich bedaure …«, setzte Narraway an.
    »Das geht selbstverständlich«, stimmte Pitt im selben Augenblick zu.
    Narraway fuhr herum.
    Tyndale wartete. Offensichtlich war ihm die Situation peinlich.
    »Ihre Anwesenheit ist mir willkommen«, sagte Pitt, ohne einen der beiden anzusehen, »unter der Bedingung, dass Sie auf keinen Fall in das Gespräch eingreifen. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann fangen wir mit dem Mann an, der die Frauen gestern Abend eingelassen hat«, sagte Pitt. »Danach machen wir weiter, bis wir bei denen sind, die sie im Verlauf der Gesellschaft bis zu dem Augenblick bedient haben, in dem die beiden anderen Frauen gegangen sind. Haben die sich übrigens nach ihrer Kollegin
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