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Die Tote ohne Augen

Die Tote ohne Augen

Titel: Die Tote ohne Augen
Autoren: Jeff Herr
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Küsschen verschickt,
sondern ein Mord verhandelt. Also haben Sie die Reitschule öffentlich
denunziert oder nicht?“
    „Ja, aber ich war halt so
enttäuscht von Mike, das ist doch verständlich!“
    „So enttäuscht“, sagte Mikes
Verteidigerin, „dass Sie Pferdeaugen verätzt und eine Frau getötet haben?“
    „Nein!“, schrie Josefa auf.
„Niemals!“
    Mittlerweile war es schon Viertel
nach zwölf. Der Richter hob die Sitzung auf und gab an, dass es um 15 Uhr weitergehen
würde. Das war genug Zeit, um die beiden Gefangenen zurück ins Gefängnis zu
bringen, damit sie dort was essen konnten, und genug Zeit für Maria und Sven,
dass sie sich überlegen konnten, ob sie nichts vergessen hatten. Das taten sie
in der Kantine des Gerichts. „Du bist wirklich voll und ganz davon überzeugt,
dass der Lüttich unschuldig ist?“, fragte Sven nach. „Ja. Ich bin mir sicher.
Und ich bin mir genauso sicher, dass der Lomesch schuldig ist. Ich frage mich
nur, wie ich es beweisen kann?“
    „Dieser Gemeindearbeiter hat doch
ausgesagt, dass er Lomesch im Krankenhaus gesehen hat?“
    „Ja, genau. Und das war doch
genau in der Zeit, zu der Kathia Momsen getötet wurde. Und dann putzte Lomesch
auch noch den Stall beim Ritterpfad. Na warte!“
    Punkt 15 Uhr ging es weiter.
Richter Bauer eröffnete die Sitzung: „Wir fahren fort im Fall Momsen. Wir hören
nun den Zeugen Pierre Clement.“ Der Gemeindearbeiter trat in den Gerichtssaal.
Er fühlte sich nicht wohl. Das sah man ihm an. Er ging etwas nach vorne gebeugt
und sah zu Boden. Seine Hände hatte er vor seinem Bauch verschränkt. Er trug
einen beigefarbenen Anzug. Nach der Wahrheitsbelehrung ging es los. „Herr
Clement, Sie sind hier als Zeuge geladen, weil Sie uns eventuell dabei helfen
können, eine Flasche einer Chemikalie namens Tetraindexalsäure wiederzufinden“,
sagte der Richter.
    „Ja, ich wurde schon von der
Polizei mehrmals dazu befragt und ich weiß ehrlich nicht, was ich mit der Sache
zu tun haben soll. Der Chemiker des Wasserwirtschaftsamtes hat bei einer neuen
Quellenfassung eine Chemikalie verloren. Nur weil ich dabei war, heißt das noch
lange nicht, dass ich diese Chemikalie jetzt habe. Das habe ich auch schon
erklärt. Wissen Sie Herr Richter, ich bin gelernter Elektriker. Ich habe mich
für den Job als Gemeindearbeiter damals beworben, da ich endlich meine Ruhe
haben wollte. Die Arbeit bei der Gemeinde bringt niemanden um. Ich bin vor
einem Jahr Opa geworden und zähle die Monate bis zum Ruhestand. Sie glauben
doch nicht etwa wirklich, dass ich mir jetzt alles versauen werde wegen einer
Flasche Säure. Und diesen Mike Lüttich kenne ich nur vom Sehen her. Warum
sollte ich seinen Pferden etwas antun? Oder gar seiner Freundin? Ich glaube, da
ist unsere Kommissarin wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen. Sogar hier in
der Verhandlung sitzen mehrere Verdächtige. Das ist doch nicht normal.“
    „Sie bleiben also dabei, dass Sie
diese Säure nie gesehen haben?“, fragte der Staatsanwalt.
    „Natürlich habe ich sie gesehen.
Aber nur in der Hand des Chemikers. Als ich noch mal zur Quellenfassung fuhr,
um die verlorene Flasche zu suchen, war sie schon weg.“
    „Hat noch jemand Fragen?“ „Ja,
wenn Sie erlauben, Herr Präsident, möchte ich Herrn Clement etwas fragen“,
Maria erhob sich und ging nach vorn. „Herr Clement, als Sie wegen ihres Unfalls
im Krankenhaus waren, wen haben Sie dort Bekanntes gesehen?“ „Ich habe dort nur
zufällig einen getroffen respektive gesehen. Es war Tierarzt Dr. Lomesch.“
    „Danke.“ Maria setzte sich wieder
hin.
    „Dann hat Frau Ferreira noch
einen neuen Zeugen angemeldet, und zwar den Herrn Manni Bach.“ Der
Gerichtsdiener öffnete die Tür und bat Manni herein. „Herr Bach, Sie müssen
hier die Wahrheit sagen, das wissen Sie ja, nehme ich an?“
    „Ja, das ist mir bekannt.“
    „Gut, Sie sind der Mann, dessen
Hund die Hand der Verstorbenen aus dem Weiher gefischt hat?“
    „Ja, das stimmt. Mein Labrador
schwamm durch den Weiher, tauchte ab und brachte mir dann diese Hand. Aber nur
um mich das zu fragen, haben Sie mich doch bestimmt nicht gerufen, und dann
noch so kurzfristig.“
    „Frau Ferreira hat Sie als Zeuge
angegeben. Können Sie uns sagen, was Sie jetzt vor kurzer Zeit am kleinen Stall
beim sogenannten Ritterpfad beobachtet haben?“
    „Ich habe nur beobachtet, dass
ein Wagen vom Stall wegfuhr, als ich in dessen Nähe kam. Ich nehme an, dass es
das Auto von Dr. Lomesch war. Es war ein
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