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Die Tote im Keller - Roman

Die Tote im Keller - Roman

Titel: Die Tote im Keller - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Zentralküche.
    Gerd hatte das Zimmer nicht mehr für sich allein. Am Fenster stand ein Bett. Lautes Schnarchen war zu hören. Nach den Konturen unter der Decke zu urteilen handelte es sich um eine sehr korpulente Frau. Am Fußende stand ein Gestell auf dem Bett, damit die Decke nicht auf ihren Füßen lag.
    Gerd lag mit geschlossenen Augen da. Irene spürte einen Kloß im Hals, als sie ihre bleiche Mutter so daliegen sah. Sie sah aus wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe. Vorsichtig schlich Irene auf das Bett zu und beugte sich vor, um ihrer Mutter über ihr weißes Haar zu streichen. Gerd schlug die Augen auf und lächelte.
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich bei diesem Lärm schlafen kann?«, fragte sie.
    Erleichtert stellte Irene fest, dass die Laune ihrer Mutter immer noch dieselbe war.
    »Wie geht’s?«, fragte sie.
    »Spüren tut man es schon. Aber ich hatte Schlimmeres erwartet. Morgen soll ich mit der Krankengymnastik anfangen.«
    »Morgen? Ist das nicht ein wenig früh?«
    »Sonst könnte es zu einer Thrombose kommen, weißt du.«
    Plötzlich fiel Irene auf, dass sie mit leeren Händen gekommen war.
    »Ich wusste nicht, ob man Blumen hier auf die Station mitbringen darf. Und ich wusste auch nicht, ob du schon was essen darfst. Ich bringe dann morgen was mit…«
    »Mach dir keine Mühe. Bring mir lieber ein paar Illustrierte mit. Und was, womit man Hörbücher abspielen kann. Dann kann ich einen Kopfhörer aufsetzen und brauche mir das nicht mehr anzuhören …«
    Sie deutete vielsagend auf ihre Bettnachbarin, die gerade laut schnarchend nach Luft schnappte, nachdem sie eine Weile ganz ruhig gewesen war. Es hörte sich an, als würde sie ihre Zunge verschlucken und ersticken.
    »Schlafapnoe. Gefährlich. Das kann zu einem Schlaganfall
führen«, sagte Gerd, die immer mit großem Interesse Artikel über Medizin las.
    Man muss mehr wissen als die Ärzte, damit man mit dem Kranksein klarkommt, pflegte sie immer zu sagen.
    Plötzlich sah Gerd Irene scharf an.
    »Hast du Sture erreicht?«
    Jetzt war der gefürchtete Augenblick gekommen. Sie nahm Gerds eine Hand zwischen ihre. Sie war eiskalt.
    »Mama … Sture … er …«
    »Er ist tot.«
    Gerd sah sie direkt an, als sie das sagte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und diese flossen seitlich auf das Kissen.
    »Ich habe ihn gefunden … als ich hingefahren bin«, sagte Irene mit schwacher Stimme.
    Gerd nickte, als hätte ihre Tochter nur etwas bestätigt, was sie schon lange geahnt hatte. Lange saß Irene da und hielt die Hand ihrer Mutter. Gerd liefen immer noch die Tränen herab, als sie plötzlich sagte:
    »Er wusste, dass er sterben würde. Er hat mich am Samstag angerufen, um mir Lebewohl zu sagen. Deswegen habe ich auch das Haus verlassen, obwohl ich das bei der Glätte hätte bleiben lassen sollen … ich wollte ihn noch einmal sehen, bevor…«
    Sie deutete mit ihrer freien Hand auf den Nachttisch. Dort lag ein Stapel Servietten. Irene reichte ihr einige.
    »Warum hat er nicht den Krankenwagen gerufen?«, fragte Irene.
    Gerd schnäuzte in die raschelnde Serviette und erwiderte dann:
    »Ich habe es ihm noch gesagt … und er hat versprochen, es gleich nach unserem Gespräch zu tun … aber offenbar hat er es nicht getan, oder er schaffte es nicht mehr.«
    »Ich glaube, dass er es nicht geschafft hat. Es ging sicher sehr schnell.«
    »Wo … wo hast du ihn gefunden?«
    Es hatte keinen Sinn zu lügen und zu sagen, er habe im Bett
gelegen. Einer von Stures Nachbarn würde sicher Bescheid wissen und einem Bekannten im Supermarkt etwas erzählen, der würde sich wiederum mit einer Nachbarin von Gerd unterhalten, und von dieser würde es dann zu ihrer Mutter durchdringen. Sie würde es auf die eine oder andere Art erfahren.
    »Er lag im Badezimmer auf dem Fußboden. Aber er hatte sich nicht beim Sturz verletzt. Es sah aus, als hätte er sich nur eben hingelegt. Friedlich. Er sah richtig friedlich aus«, sagte Irene.
    Gerd drückte ihre Hand.
    »Danke … danke«, sagte sie nur.
    Irene blieb über eine Stunde bei ihrer Mutter. Als sie ging, war diese eingeschlafen. Jedenfalls lag sie trotz des dröhnenden Schnarchens ihrer Zimmergenossin mit geschlossenen Augen da.
     
    Die ganze Diele stand voll mit leeren Bananenkisten. Die Zwillinge hatten offenbar vor, vor ihrem Auszug in knapp zwei Wochen zu packen.
    Es würde leer werden im Haus.
    Das war der Nachteil mit Zwillingen, bei ihnen begannen die verschiedenen Lebensabschnitte gleichzeitig. Obwohl die
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