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Die Tote im Keller - Roman

Die Tote im Keller - Roman

Titel: Die Tote im Keller - Roman
Autoren: PeP eBooks
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hatte ihr Lächeln immer ganz bezaubernd gefunden. Sie verbreitete ein Gefühl der Geborgenheit – ja, genau das war es! Wenn nicht zuviel Kundschaft im Laden war, blieb er immer etwas länger, um sich ein wenig mit ihr zu unterhalten. Den Duft
von Kaffee und Frischgebackenem gab es gratis dazu. Sie war ungezwungen und gesprächig, etwas füllig, aber recht gutaussehend. Dass er nie daran gedacht hatte, ihr Avancen zu machen! Dieser Gedanke war ihm ganz plötzlich durch den Kopf geschossen und hatte ihn selbst überrascht.
    »… Sie können dann morgen alles abholen«, unterbrach sie seine Überlegungen.
    »Wie bitte? Ich meine … entschuldigen Sie«, erwiderte er verwirrt.
    Sie lachte herzlich, und er hatte fast den Eindruck, dass sie ein wenig mit ihm flirtete. Oder etwa nicht? Er lächelte sie an, und ihm wurde plötzlich leicht und warm ums Herz.
    »Ich mache Ihnen das Tablett heute Abend fertig und stelle es in den Kühlschrank. Dann können Sie es abholen, wenn Sie morgen früh zur Arbeit gehen. Wir machen um sieben auf, aber Sie können auch an der Hintertür anklopfen. Wenn Sie gleich zahlen wollen, dann ist auch das erledigt.«
    »Klar! Wunderbar!«
    Er nahm ein paar Hundertkronenscheine aus seiner Geldbörse und legte sie in ihre kleine, wohlgeformte Hand. Dann tippte sie Preise für verschiedenes Backwerk in die Kasse ein und sagte, ohne aufzuschauen:
    »Hören Sie auf zu arbeiten? Gehen Sie in Pension?«
    »Nein. Keinesfalls! Ich wechsele zur Cold-Cases-Gruppe. Sie wissen schon … alte Morde, die bald verjähren …«
    »Ach richtig! Die Serie habe ich gesehen! Richtig gut. Obwohl, da sind es ja eine junge Frau und ihr Assistent, die die Verbrechen aufklären«, meinte sie fröhlich.
    Andersson lächelte betrübt:
    »Leider gibt es keine junge Frau in unserem Team. Nur so alte Knochen wie mich«, sagte er.
    »Ach was! Sie sind doch gar nicht alt. Wir sind im Übrigen fast gleich alt. Dann wäre ich also auch nicht mehr jung. Aber vielleicht finden Sie mich ja auch alt?«, erwiderte sie mit gespielter Entrüstung.
    »Absolut nicht! Sie sind… sie sind… sehr gutaussehend!«

    Andersson errötete leicht und fühlte sich wie ein Konfirmand bei seinem ersten Date. Sie lachten beide, und die etwas verlegene Stimmung verschwand. Ein herrliches Gefühl breitete sich von der Brust des Kommissars bis in den ganzen Körper aus. An diesem grauen und trüben Februarmorgen war offenbar Amor an der Konditorei Lindén vorbeigeflogen und hatte einen Pfeil direkt in sein Herz geschossen.
     
    Irene und Jonny begannen den Morgen energisch mit einem neuen Verhör Niklas Ströms. Dieses Mal hatte er seine Verteidigerin dabei. Als sie Michaela Lackbergh von der bekannten Kanzlei Lemberg & Lemberg & Anjou erblickte, dachte Irene zuerst, man habe eine Gymnasiastin geschickt. Jedenfalls wirkte sie sehr jung, obwohl sie mindestens 25 Jahre alt sein musste, wenn sie ein ganzes Jurastudium absolviert hatte. Vielleicht war es ja auch ihre fast ätherische Erscheinung, die die Leute glauben ließ, sie sei jünger. Sie war so zart und blond, dass sie schon fast durchsichtig wirkte. »Albino«, zischte Jonny in Irenes Ohr. Keine roten Augen, hatte Irene flüsternd geantwortet. Nein, die Augen der Anwältin waren alles andere als rot. Sie waren stahlblau und besaßen die Schärfe eines Laserstrahls. Ihr platinblondes Haar hatte sie straff zurückgekämmt und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug ein dünnes Tweedjäckchen, eine weiße hochgeschlossene Bluse und dunkelblaue Stretchjeans. Die Hosenbeine hatte sie in weiße Cowboystiefel gesteckt. Trotz ihrer hohen Absätze reichte sie Irene kaum bis zur Schulter. Ihre aufsehenerregend langen Fingernägel vereitelten ihren Versuch, eine blaue Plastikmappe aus ihrer Tasche zu ziehen. Die glänzenden, helllila Fingernägel glitten auch beim zweiten Versuch an der glatten Oberfläche der Mappe ab. Man soll scheinbar ungefährliche Kätzchen nicht unterschätzen, denn sie haben Krallen, dachte Irene.
    Niklas Ström sah aus wie am Tag zuvor. Nach den Ringen um seine Augen zu schließen, schlief er in seiner Zelle nicht sonderlich gut. Irene hatte seine Akte durchgesehen und darin die Erklärung für sein seltsames Verhalten und seine ständige
Rastlosigkeit gefunden. Laut dem Psychiater, der ihn im Vorjahr untersucht hatte, als er wegen der brutalen Vergewaltigung festgenommen worden war, litt er am Tourette-Syndrom, das sich durch unfreiwillige Geräusche und motorische
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