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Die tödliche Heirat

Die tödliche Heirat

Titel: Die tödliche Heirat
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Blick zu, wie die beiden Arbeiter die Bahre Nummer vier zum Aufzug trugen, der sie in den tiefer gelegenen Eiskeller befördern sollte. Als das Telefon schellte, nahm er den Hörer ab und sagte kurz: »Ja?«
    Dann kam Leben in seine Augen, und er nickte eifrig. »Waren soeben hier, Chief«, sagte er. »Inspector Corner und Lieutenant Bennols. Ja. Wo sie hin sind? Das weiß ich nicht. Was? Sie haben herausgefunden, wo er die Schuhe gekauft hat? In Trenton? Gratuliere, Chief. Dann haben wir ja den Fall bald gelöst.«
    Als er den Hörer einhängte, sprach er zu sich selbst: »Und ich habe einen Gast weniger. Wär' doch nur mal für einen einzigen Tag dieses verdammte Zimmer leer …«

4
    Chief Inspector William Murrey, der anscheinend nichts anderes zu tun hatte, als sich um den Fall ›Hoboken‹ zu kümmern, lauerte Corner bereits auf, als dieser sein Büro im Polizeigebäude der Mordkommission betreten wollte.
    »Wir wissen jetzt, wo er herkommt!« sagte er frohgelaunt. »Er kommt aus Trenton!«
    »Ach«, meinte Corner und ließ dem Chef den Vortritt. »Er kommt aus Trenton extra nach New York, um sich hier nach einem Herzschlag in eine Ecke des Hafens von Hoboken zu legen?«
    Der unüberhörbare Sarkasmus konsternierte Murrey offensichtlich; trotzdem ließ er sich in einem der Sessel nieder, die um Corners Schreibtisch standen. »Vielleicht ein biederer Bürger, der nach New York kam, um sich im Hafen mit … na ja, … zu amüsieren …«
    »Und dabei setzt das Herzchen aus. Vor lauter Begeisterung. Und irgendein lieber Kerl oder ein süßes Mädchen gibt ihm auch noch eine schöne Dosis Gift, vielleicht, weil er über Schlaflosigkeit klagte.«
    »Sie sind ein Scheusal, Corner!« Murrey erhob sich. »Sie gehen mit Ihrem Chef um wie mit einem Lehrling! Haben Sie eine andere Theorie?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie!« rief Murrey triumphierend.
    »Ich halte mich nicht an Theorien«, betonte Corner. »Für mich sind Tatsachen maßgebend! Und an Tatsachen haben wir jetzt nur einen Toten, den niemand kennt und von dem keiner weiß, wie er an den Hafenschuppen kam! Denn eines ist sicher: Die Ecke, an der wir ihn fanden, ist nicht der Ort, an dem er starb. Dafür lehnte er zu entspannt an der Wand. Haben Sie darüber hinaus nicht bemerkt, daß seine Schuhe ohne Flecken waren?! Es regnete ja in der vergangenen Nacht in Strömen, und das Hafengebiet ist dreckig. Er müßte also, wenn er an dieser Ecke mit einem Herzschlag zusammengesunken wäre, vor allem Schmutz an den äußerst eleganten und empfindlichen Schuhen gehabt haben. Das war aber nicht der Fall! Folgern wir daraus: Jemand fuhr ihn mit einem Auto bis an den Schuppen und setzte den Toten auf die Erde. Gewonnen haben wir mit dieser Erkenntnis nichts; im Gegenteil, sie kompliziert nur den Fall, denn jetzt heißt es für uns: Wo starb er, wer brachte ihn in den Hafen von Hoboken? Und vor allem: Warum wurde er dorthin geschafft, wenn es doch lediglich ein Herzschlag war? Wenn man sich eines Toten entledigt, hat man etwas zu verbergen!«
    Chief Inspector Murrey nickte. Seine Miene war sehr nachdenklich. »Ihre Gedankengänge sind zwingend logisch, Corner. Das mit den sauberen Schuhen ist einleuchtend. Wir werden einen Aufruf erlassen und Zeugen suchen müssen, die um die fragliche Zeit im Hafengelände irgend etwas bemerkten.«
    Corner signalisierte Zustimmung und nahm aus dem Etui, das ihm Murrey hinhielt, eine Zigarre. Während er sie sorgsam anzündete, sah er auf die große Karte von New York, die hinter seinem Schreibtisch an die Wand geheftet war.
    »Die Sache mit den Schuhen aus Trenton ist immerhin interessant«, meinte er.
    Murreys Gesicht glänzte. »Das dachte ich mir auch.«
    »Sicherlich haben Sie in Trenton schon angefragt?«
    »Ich erwarte jeden Augenblick einen Anruf oder ein Fernschreiben.«
    Corner setzte sich und blätterte wieder in den Akten herum, als suche er etwas. »Angenommen, wir wissen auch bald, wer der Tote ist. Angenommen, er stammt aus Trenton und kam geschäftlich nach New York. Nehmen wir weiter an, er war ein Ehrenmann und hatte hier keine dunklen Geschäfte zu verbergen … was dann? Dann stehen wir immer noch da und wissen nicht, wo und wer und warum das alles in Hoboken geschah!«
    Es klopfte, und Doctor Donnath trat ins Zimmer. Sein Gesicht war vor Aufregung gerötet; mit einem kühnen Schwung warf er ein paar Blätter auf den Tisch. »Boys«, sagte er schweratmend, »eine tolle Sache! Das Gift im Magen ist völlig ungefährlich. Der
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