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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale
Autoren: Leena Lehtolainen
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bei der Arbeit. Was soll das überhaupt, wollen Sie mich der Tat bezichtigen?»
    «Keineswegs. Diese Fragen sind Routine, wir werden sicher noch darauf zurückkommen müssen. Was das Kommuniqué betrifft, darf ich Sie bitten, sich mit Kriminalrat Taskinen abzustimmen.»
    Wenn ich nicht bald aus diesem Haus herauskäme, würde ich wieder explodieren, das spürte ich. Ich hatte erwartet, die Schwangerschaft würde meinen Charakter verändern, aber ich war immer noch so aufbrausend wie früher und machte mir schon Sorgen, wie ich erst auf ein schreiendes Baby reagieren würde. Das Frühjahr war allerdings so schnell vergangen, dass ich kaum dazu gekommen war, an die Zeit nach der Entbindung zu denken. Vielleicht hatte ich mich auch davor gedrückt.
    Erleichtert klemmte ich mich hinter das Lenkrad und fuhr zügig an. Gleich darauf legte ich eine Vollbremsung hin, denn ein Dackel, vier Kleinkinder, eine breite Zwillingssportkarre und eine Frau kamen uns entgegen. Offenbar waren die Kinder gut abgerichtet, routiniert wichen sie an den Straßenrand aus und starrten das Polizeifahrzeug an. Eines der Kinder, ein blonder Lockenschopf mit runden Augen, rief begeistert:
    «Tatütata.»
    «Ob alle sechs ihre eigenen Kinder sind?», murmelte ich.
    Pihko gab keine Antwort. Sobald er im Auto saß, hatte er seinen juristischen Wälzer aufgeschlagen. Er war fest entschlossen, die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Die Angst, Ström als Vorgesetzten zu bekommen, sporne ihn an, meinte er. Diesmal ließ ich ihn jedoch nicht in Ruhe lesen, sondern erklärte ihm, was es mit Teräsvuori auf sich hatte.
    Regen schlug gegen die Windschutzscheibe. Mein Magen knurrte immer lauter, je näher wir der Dienststelle kamen.
    Ich musste unbedingt etwas essen, bevor ich auch nur daran denken konnte, weiterzuarbeiten. Im Nu hatte ich in der Kantine einen Teller Erbsensuppe verdrückt und machte mich gerade über die Pfannkuchen her, als plötzlich Ström neben mir stand.
    «Isst du mal wieder für zwei, Kallio?»
    «Wie originell. Setz dich, wenn du schon einmal hier bist, ich wollte dich sowieso was fragen. Diese Fälle in Matinkylä und Olari, wo Kinder belästigt wurden …»
    «Aha, du denkst dasselbe wie ich?»
    «Nein, aber Taskinen sagt, deiner Meinung nach handelt es sich bei Nooras Mörder um denselben Täter. Klär mich mal auf. Wie alt sind die Mädchen?»
    «Zwischen acht und elf.»
    «Also noch richtige Kinder? Eindeutig kindliches Aussehen?»
    «Ja.»
    «Was hat der Täter mit ihnen gemacht?»
    Pertsa verzog das Gesicht, nahm einen Zahnstocher und fing an, sich die Fingernägel zu säubern. «Zwei Mädchen hat er zum Oralsex gezwungen. Die drei anderen hat er be-grapscht. Außerdem hat er sie alle mit einem Messer bedroht.»
    Der Pfannkuchen schmeckte mir plötzlich überhaupt nicht mehr. Ich schob den Teller beiseite.
    «Der Mord an Noora passt nicht recht ins Bild. Die Annahme, es gäbe da eine Verbindung, erscheint mir falsch.»
    «Na klar, weil du nicht willst, dass ich mich in deinen Fall einmische! Mord an einer Spitzensportlerin, was für eine Gelegenheit, in die Schlagzeilen zu kommen! Mir kannst du nichts vormachen, Kallio!» Pertsa stand polternd auf und verzog sich in die Raucherecke.
    Ich steckte mir ein Xylitolkaugummi in den Mund und holte Vesa Teräsvuoris Akte aus dem Archiv. Den Bericht hatte mein Kollege Palo geschrieben, der im letzten Winter ums Leben gekommen war. Es gab mir immer noch einen Stich, wenn ich seine Unterschrift sah. Dass der Geiselnehmer damals ihn und nicht mich gekidnappt hatte, war reiner Zufall gewesen. Der Bericht war typisch für Palo, kurz und sachlich, er beschränkte sich auf die wichtigsten Fakten.
    Vesa Teräsvuori, genannt Vesku, dessen Beruf mit «Karaokekönig» angegeben war, hatte sich vor zweieinhalb Jahren in Nooras Mutter Hanna Nieminen verliebt. Die Affäre hatte einige Monate gedauert, dann war Hanna zu Vesku gezogen.
    Einen Monat später hatte sie sich jedoch anders besonnen und war zu ihrer Familie zurückgekehrt.
    Zwei Monate darauf fing der Terror an. Offenbar hatte Teräsvuori zu diesem Zeitpunkt die Hoffnung verloren, dass Hanna wieder zu ihm zurückkommen würde. Als die Nieminens sich eine Geheimnummer zulegten, um seinem Tele-fonterror zu entgehen, verlegte er sich darauf, bei dem Spe-ditionsunternehmen von Hannas Mann Kauko anzurufen, wo Hanna arbeitete. Außerdem schickte er der Familie Drohbriefe und lungerte vor ihrem Haus in Koukkuniemi herum.
    Ab und zu hatte er auch die
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