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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
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Verfügung, die höchste Anordnung in den Vereinigten Staaten, unbelastet von spezifischen Bedingungen. Die EXORD besagte buchstäblich: Tun Sie, was Sie wollen.
    Etwa um diese Zeit beendete ein humpelnder Ranger namens Dale Curtis seinen einjährigen, bezahlten Verletzungs- und Genesungsurlaub. Die Prothese an seinem linken Beinstumpf beherrschte er inzwischen so meisterhaft, dass man das Humpeln praktisch nicht mehr wahrnehmen konnte. Aber das 75. Rangerregiment war nichts für einen Prothesenträger. Seine militärische Karriere schien zu Ende zu sein.
    Doch wie die SEAL s lassen auch die Ranger keinen der Ihren im Stich. General McChrystal war ebenfalls ein Ranger aus dem 75. Regiment, und er hörte von Colonel Curtis. Er hatte soeben den Oberbefehl über J-SOC übernommen, und dazu gehörte auch TOSA , deren Kommandant gerade in den Ruhestand ging. Der Posten des Befehlshabers war nicht zwangsläufig mit dem Außendienst verbunden. Es konnte ein Schreibtischjob sein. Das Meeting war sehr kurz, und Colonel Curtis ergriff die Gelegenheit mit beiden Händen.
    In der Welt der verdeckten Operationen gibt es eine alte Redensart: Wenn du etwas geheim halten willst, versuch nicht, es zu verbergen, denn irgendein Reptil von der Presse wird es ausgraben. Gib der Sache einen harmlosen Namen und eine absolut langweilige Beschreibung. TOSA steht für Technical Operations Support Activity.
    Unterstützende Aktivitäten für technische Operationen. »Aktivitäten« – nicht einmal Dienst, Behörde, Verwaltung. Eine unterstützende Aktivität konnte alles sein, vom Wechseln einer Glühbirne bis zur Ausschaltung eines lästigen Dritte-Welt-Politikers. Hier bedeutet es wahrscheinlich eher Letzteres.
    TOSA existierte schon lange vor Nine/Eleven. Unter anderem hat sie den kolumbianischen Kokainbaron Pablo Escobar zur Strecke gebracht. Das ist ihre Aufgabe. Sie ist die Menschenjägerorganisation, die man ruft, wenn niemand mehr weiter weiß. Sie hat nur zweihundertfünfzig Mitarbeiter und residiert auf einem Gelände im nördlichen Virginia, das als Forschungseinrichtung für toxische Chemikalien getarnt ist. Niemand kommt dort zu Besuch.
    Damit sie noch geheimer bleibt, ändert sie ständig ihren Namen. Aus der einfachen »Activity« wurde Grantor Shadow, Centra Spike, Torn Victor, Cemetery Wind und Gray Fox, der Graufuchs. Der letzte Name kam so gut an, dass er als Codenamen für den Kommandanten behalten wurde. Bei seinem Dienstantritt verschwand Colonel Dale Curtis und wurde zu Gray Fox. Später wurde es dann zur Intelligence Support Activity, zur »Nachrichtendienstlichen Unterstützungsaktivität«, aber als das Wort »Intelligence« Aufmerksamkeit erregte, wechselte der Name erneut und wurde zu TOSA .
    Gray Fox war seit sechs Jahren auf seinem Posten, als 2009 sein oberster Menschenjäger in Pension ging, sich in eine Blockhütte in Montana verzog und Stahlkopfforellen jagte. Colonel Curtis konnte nur von seinem Schreibtisch aus jagen, aber ein Computer mit sämtlichen Zugangscodes im Verteidigungsapparat der Vereinigten Staaten verschafft einem einen ordentlichen Vorsprung. Nach einer Woche erschien ein Gesicht auf seinem Monitor, das ihn aufschreckte: Lieutenant Colonel Christopher »Kit« Carson, der Mann, der ihn aus dem Tal von Schah-i-Kot getragen hatte.
    Curtis sah sich die Laufbahnakte an. Gefechtssoldat, Student, Arabist, Sprachkundler, Menschenjäger. Er griff zum Telefon.
    Kit Carson wollte das Marine Corps nicht noch einmal verlassen, doch zum zweiten Mal wurde die Diskussion darüber über seinen Kopf hinweg geführt und entschieden.
    Eine Woche später betrat er das Büro von Gray Fox in dem flachen Gebäudeblock in der Mitte eines Waldes im nördlichen Virginia. Er sah den Mann, der ihm leicht hinkend entgegenkam, um ihn zu begrüßen, sah den Gehstock in der Ecke und das Rangerabzeichen.
    »Erinnern Sie sich an mich?«, fragte der Colonel. Kit Carson erinnerte sich – an den eiskalten Wind, an die verschneiten Steine unter seinen Kampfstiefeln, an das lastende Gewicht auf seinen Schultern, an die Erschöpfung, die ihn am liebsten an Ort und Stelle sterben lassen wollte.
    »Ist lange her«, sagte er.
    »Ich weiß, Sie wollen nicht weg von den Marines«, sagte Gray Fox, »aber ich brauche Sie. Übrigens, in diesem Gebäude benutzen wir nur Vornamen. Für alle andern hat Lieutenant Colonel Carson aufgehört zu existieren. Für die Welt außerhalb dieses Gebäudes sind Sie einfach nur der SPÜRHUND .«
    Im Laufe
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