Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesbraut

Die Todesbraut

Titel: Die Todesbraut
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Dillon nahm den Regenhut ab und fuhr sich nervös durch sein schwarzgefärbtes Haar. Der dunkle Schnurrbart, den er sich über die Oberlippe geklebt hatte, vervollständigte die Verkleidung.
      Er wartete und knetete den Regenhut krampfhaft in den Händen. Es mußte der Lieferwagen sein, weshalb sollte der sonst hier stehen. Dillon war deshalb nicht überrascht, als sich dessen Ladetür öffnete und ein kräftiger Mann mit einer Colt Automatic in der Hand zum Vorschein kam.
      »Vorsichtig und ganz langsam, mein Bester«, sagte er mit
    dem charakteristischen Akzent der Belfaster.
      »Sicher doch, alter Knabe.« Dillon gab sich den Anschein, als habe er Angst, und hob augenblicklich die Hände. »Kein Problem, ich habe keine bösen Absichten.«
      »Wir doch auch nicht, Mr. Friar«, rief eine Stimme, und Dillon erkannte Daley, der soeben aus der Tür des Büros trat. »Ist er sauber, Jack?«
      Der kräftige Mann durchsuchte Dillon und tastete ihn auch zwischen den Beinen ab. »Alles klar, Curtis.«
      »Dann bring ihn rein.«
      Als Dillon das Büro betrat, saß Daley bereits hinter dem Schreibtisch. Er war jung, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, und hatte ein auffallend blasses Gesicht.
      »Ich bin Curtis Daley, Mr. Friar, und das ist Jack Mullin. Wir müssen vorsichtig sein, das verstehen Sie sicher.«
      »Oh, klar, alter Knabe.« Dillon rollte seinen Regenhut zusammen und steckte ihn in die Manteltasche. »Darf ich rauchen?«
      Daley warf ihm ein Päckchen Gallaghans zu. »Versuchen Sie mal eine irische Zigarette. Ich bin überrascht, daß Sie Engländer sind. ›Jobert & Company‹ – das ist doch ein französischer Waffenhändler. Und der eigentliche Grund, warum wir ihn auswählten.«
      Dillon zündete eine Zigarette an. »Man kann nicht gerade behaupten, daß das Waffengeschäft, insbesondere auf dem Level, auf dem Sie verhandeln wollen, heutzutage in London besonders floriert. Ich bin seit Jahren dabei, seit ich aus der Royal Artillery ausgeschieden bin. Ich habe für Monsieur Jobert schon in der ganzen Welt als Vermittler gearbeitet.«
      »Bestens.«
      »Monsieur Jobert sagte mir, ich würde Ihren Boß, Mr. Quinn, treffen?«
      »Daniel? Weshalb sollte Jobert das erwarten? Irgendein spezieller Grund?«
      »Eigentlich nicht«, beeilte sich Dillon zu sagen. »Ich war während meiner Dienstzeit mit der Royal Artillery 1982 in Londonderry. Mr. Quinn war damals ziemlich berühmt.«
      »Berüchtigt, meinen Sie«, feixte Daley. »Damals waren praktisch alle hinter ihm her. Die Polizei, die Armee und die verdammte IRA.«
      »Ja, so war es wohl«, meinte Dillon.
      »Wir Protestanten sind der Krone gegenüber loyal, Mr. Friar«, sagte Daley, und in seiner Stimme lag echte Wut. »Und was bringt uns das? Arschtritte, amerikanische Einmischung und eine britische Regierung, die es vorzieht, uns an so verdammte Fenier wie Gerry Adams zu verkaufen.«
      »Ich kann Ihren Standpunkt verstehen.« Dillon gelang es, leicht verängstigt zu klingen.
      »Deshalb nennt sich unsere Gruppe ›Sons of Ulster‹. Wir kämpfen für unsere Sache und werden notfalls dafür sterben, einen anderen Weg gibt es nicht. Und je eher die britische Regierung und die IRA dies begreifen, desto besser. Also, was kann uns Jobert anbieten?«
      »Natürlich habe ich nichts Schriftliches«, sagte Dillon. »Aber in Anbetracht der Summe, über die wir sprechen, könnte eine erste Lieferung aus zweihundert Kalaschnikows in bestem Zustand, fünfzig AKMs und einem Dutzend gewöhnlichen Maschinengewehren bestehen. Außerdem einige Brownings, nicht neu, aber in Ordnung.«
      »Munition?«
      »Kein Problem.«
      »Sonst noch etwas?«
      »Kürzlich bekam unser Lager in Marseille eine Lieferung von Stinger Missiles. Jobert würde sechs davon verkaufen, aber die kosten natürlich extra.«
      Daley runzelte die Stirn und trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Schließlich fragte er: »Wohnen Sie im Hotel Europa?«
      »Wo sonst könnte man in Belfast wohnen?«
      »Stimmt. Wir melden uns.«
      »Werde ich Gelegenheit haben, Mr. Quinn zu treffen?«
      »Kann ich nicht sagen. Ich rufe Sie an.« Er wandte sich an
    Mullin. »Begleite ihn nach draußen, Jack.«
      Mullin brachte Dillon zum Ausgang. Als er die kleine Türe öffnete, erklang in der Ferne ein hohles Donnern.
      »Was war das?« fragte Dillon scheinbar erschrocken.
      »Nur eine Bombe, nichts Schlimmes, du Zwerg. Hast du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher