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Die Todesbraut

Die Todesbraut

Titel: Die Todesbraut
Autoren: Jack Higgins
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sie im Koffer. Schließlich stieg Grace aus, hängte sich die Tasche über die Schulter und ging unter ihrem Regenschirm die Straße entlang.
      Ein uniformierter Streifenpolizist kam auf sie zu. Sie blieb stehen und sprach ihn mit weichem irischen Akzent an. »Entschuldigen Sie, Officer. Ich suche ein Bestattungsunternehmen, Seaton & Sons. Es müßte hier in der Nähe sein.«
      Sein Regenmantel war naß und glitzerte im Schein der Straßenlaterne. »Sie haben recht, Schwester. Es ist genau gege nüber, sehen Sie, das rechte Haus mit dem Licht über der Tür.«
      »Vielen Dank«, nickte sie und überquerte die Straße. Der Polizist sah ihr nach und setzte dann seinen Weg fort.
      Grace erreichte die Tür, las den Namen Seaton & Sons, der in das Glas graviert war, und zögerte kurz. Dann legte sie die Hand auf die Klinke und trat ein.
      Sofort überwältigte sie der eigentümliche, alles durchdringende Blumengeruch, der Leichenhallen stets anhaftet. Grace trat an ein von Glaswänden umgebenes, kleines Büro, in dem einer alter, weißhaariger Mann mit einem dunkelblauen Dienstanzug in seinem Sessel döste. Als Grace ihren Schirm zusammenklappte und an das Fenster klopfte, fuhr er erschrocken hoch.
      Sogleich sprang er auf die Füße und öffnete die Tür. »Entschuldigen Sie bitte, Schwester. Kann ich Ihnen helfen?«
      »Ich suche Mr. Rupert Lang.«
      »Wir haben Mr. Lang in unserer Haupthalle aufgebahrt. Wir hatten den ganzen Nachmittag über eine Menge Besucher. Darf ich Sie führen?«
      Er begleitete sie durch einen dunklen Korridor, links und rechts standen die Türen offen und gaben den Blick frei auf blumengeschmückte Särge.
      »Das sind unsere bescheideneren Ruhekapellen«, erklärte er. »Aber Mr. Lang war ein außergewöhnlicher Mann, deshalb bekam er die Haupthalle. Wie gesagt, es waren eine Menge Besucher da, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Erst vor einer Weile waren noch drei Herren und eine Dame hier, aber sie sind mittlerweile sicher schon gegangen.«
      Dann öffnete er eine Tür und führte Grace in einen großen Raum. Es war ein Ort der Schatten, in dessen gedämpftem Lichtschein sie zwischen unzähligen Blumengebinden im hinteren Teil des Raumes den Sarg auf einem Sockel erblickte.
      »Ich lasse Sie jetzt allein, Schwester.« Der Mann zog sich zurück und schloß leise die Tür.
      Grace stand neben dem Sarg und sah hinein. Nur Ruperts Kopf und seine Schultern waren zu sehen. Man hatte ihm einen marineblauen Anzug angezogen und die Guards-Krawatte umgebunden. Sein Gesicht wirkte ruhig, aber es glich einer Wachsmaske, keineswegs mehr dem lebendigen Rupert.
      »Mein armer Rupert«, sagte sie laut. »Ich fürchte, ich habe dich enttäuscht. Es ist alles schiefgelaufen.« Dann beugte sie sich über den Sarg und küßte die kalten Lippen.
      Da hörte sie hinter sich ein Geräusch, und als sie sich umwandte, traten Ferguson, Hannah Bernstein, Dillon und Yuri Belov aus den Schatten.
      »Wir haben Sie erwartet, Miss Browning«, sagte Ferguson.
      Grace sah sie lächelnd an, ihr Blick fiel auf Belov. »Sie haben Ihre Wahl also getroffen, Yuri?«
      »Ich hatte keine Alternative, Grace«, sagte er verlegen.
      »Und was nun?« Erneut lä chelte sie, dieses Mal in Hannahs Richtung. »Jetzt haben Sie endlich die Chance, mich über meine Rechte aufzuklären, Chief Inspector.«
      »Ich fürchte, ja«, gab Hannah zurück.
      Blitzschnell griff Grace Browning in ihre Schultertasche und zog die Beretta heraus. Sie betätigte das Gleitstück, aber Hannah hatte ebenso flink ihre Walther gezogen und entsichert.
      »Bitte, Miss Browning, werden Sie jetzt vernünftig.«
      Dillon sprang zwei Schritte auf Grace zu. »Grace, dies ist keine Bühne, es ist die Wirklichkeit. Dies hier läuft nicht nach Drehbuch.«
      »Oh doch – und zwar nach meinem.« Damit schwang ihre Hand hoch, und sie nahm Dillon ins Visier. Hannah Bernstein schoß zweimal kurz hintereinander. Grace Browning wurde rückwärts gegen den Sarg geworfen und rutschte den Sockel entlang zu Boden.
      »Oh mein Gott!« schrie Belov auf. Dillon sprang hinzu und ging neben Grace auf die Knie.
      Hannah Bernstein war erstarrt, die Hand mit der Waffe hing schlaff hinunter, der Schock stand ihr ins Gesicht ge schrieben. »Ist sie tot?«
      »Mit zwei Kugeln im Herz ist das wohl anzunehmen«, gab Dillon über die Schulter zurück und hob die Beretta auf. Plötzlich runzelte er die Stirn. Er
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