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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters
Autoren: Marion Henneberg
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heranzutreten, leider bisher ohne Erfolg.«
    Randolf verscheuchte seine finsteren Gedanken und versuchte sich auf die Worte seines Freundes zu konzentrieren. Deren Inhalt war besorgniserregend genug, denn Folkmars Vater stand in den Diensten von Imad, der ein Bistum von nicht unerheblicher Größe vertrat. Der Paderborner Bischof gehörte eigentlich zum Kreis der Vertrauten des noch jungen Königs, wie schon vorher von dessen Vater, doch in der Sachsenfrage vermochte auch er Heinrich nicht zu erreichen.
    »Nun denn, wenigstens hat der König endlich Otto von Northeim freigelassen. Ich habe von Anfang an gewisse Zweifel an den Anschuldigungen dieses Egeno von Konradsburg gehegt. Seine Behauptung, Graf Otto schmiede an einem Komplott gegen den König, war mehr als unglaubwürdig. Die Entscheidung des Königs war lange überfällig, nicht nur, um die Gemüter ein wenig zu beruhigen.«
    Folkmar zog eine Grimasse und entgegnete nachdenklich: »Vergessen wir dabei aber nicht, dass sich sein enger Freund Magnus Billung noch immer in Haft befindet. Der König wäre gut beraten, wenn er auch ihn endlich freilassen würde. Und was Graf Otto betrifft, der hat durch den seinerzeit verhängten Bann des Königs nicht nur viele seiner Güter und Würden verloren, sondern auch einiges an Macht eingebüßt.«
    Randolf setzte zu einer Antwort an, als plötzlich ein lauter Schrei die stickige Luft durchbrach. Nach einem kurzen Blickwechsel setzten die beiden mit ihren Pferden los. Schon nach der nächsten Wegbiegung lag die kleineSiedlung vor ihnen, und die Ursache für ihren scharfen Ritt befand sich vor zwei bewaffneten Männern im Dreck, von einer Schwertspitze bedroht. Verwirrt richteten die Soldaten den Blick auf die heranpreschenden Reiter.
    »Sind die Bauern in dieser Gegend so gefährlich, dass ihr zu zweit kaum mit ihnen fertig werdet?«, spottete Folkmar und musterte den am Boden Kauernden.
    Der Mann mit dem Schwert wollte wütend seine Waffe auf Folkmar richten, als er auch schon die Spitze von Randolfs Schwert am Hals spürte.
    »Das würde ich dir nicht raten, Mann!«, warnte der Ritter leise, während seine braunen Augen auf dem Fremden ruhten. »Bevor du zustößt, tränkt dein Blut die ausgetrocknete Erde.«
    »Wir sind Soldaten des Königs, und Ihr habt kein Recht dazu!«, presste der Soldat hervor und hielt sein Schwert weiterhin auf Folkmar gerichtet, der das ganze Schauspiel eher belustigt verfolgte. Er schien sein Leben nicht in Gefahr zu sehen, trotz der scharfen Waffe.
    Der andere Soldat hatte bisher keinen Ton von sich gegeben, sondern nur wie erstarrt das Geschehen beobachtet. Jetzt kam Leben in ihn, und er flüsterte seinem Kameraden warnend zu: »Steck das Schwert weg! Weißt du denn nicht, wer das ist? Das ist Randolf von Bardolfsburg, ein enger Vertrauter des Königs!«
    Schlagartig wurde der Mann leichenblass und ließ sein Schwert auf den Boden sinken. »Verzeiht, Ihr Herren, aber ich hatte doch keine Ahnung«, klagte er mit flehendem Blick.
    »Hör mit diesem Gejammer auf und erkläre uns lieber, was es mit diesem Bauern auf sich hat. Wieso richtet ihr den Mann so zu?«, erwiderte Randolf und gab dem am Boden Liegenden ein Zeichen aufzustehen.
    Während dieser sich langsam erhob und dabei schmerzhaft das Gesicht verzog, folgte der Soldat hastig dem Befehl Randolfs.
    »Er weigert sich, die erforderliche Menge anEiern abzugeben, und will auch seine Hühner nicht herausrücken. Man muss diesem Pack zeigen, wer hier das Sagen hat«, erklärte er eilfertig.
    »Auch hier gilt ja wohl immer noch das Gesetz des Königs, oder?«
    Die beiden zuckten unter den schneidenden Worten des Ritters zusammen und wollten zu einer Rechtfertigung ansetzen, doch sein Blick ließ sie verstummen.
    »Was hast du dazu zu sagen?«
    Der Bauer hielt Randolfs Blick stand, zumindest mit dem rechten Auge, denn sein linkes war fast zugeschwollen, auch war die Lippe aufgeplatzt. Trotz seines geschundenen Äußeren strahlte er einen gewissen Stolz aus, der aber nicht respektlos erschien. Er war Anfang zwanzig und damit ein wenig jünger als Randolf mit seinen siebenundzwanzig Jahren. Der Ritter musste die seltene Erfahrung machen, zu jemandem aufzusehen, denn der blonde Hüne überragte ihn fast um einen ganzen Kopf.
    »Blick nach unten und antworte gefälligst, Bursche!«, fuhr einer der Soldaten den jungen Mann an.
    »Noch ein Wort ohne meine Erlaubnis, und du wirst den Rest der Woche im gastlichen Kerker der Hartesburg verbringen«,
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