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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)
Autoren: Julie Klassen
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nicht größer als so.« Er hob eine Hand auf Höhe seiner Brust.
    »Ja, Kinder werden erwachsen, wie zweifellos auch Henry und Phillip.«
    Hinter ihnen räusperte sich der Fahrer. Ihr Vater drehte sich um und kramte in seiner Geldbörse. Doch Sir Giles zog eine Krone aus seiner Tasche und sagte: »Erlauben Sie.« Er warf dem Fahrer die Münze zu. »Danke, Tommy. Gute Nacht.«
    Der Junge fing sie gewandt auf. »Dank Ihn'n, Sir.«
    Ihr Vater bückte sich, um seinen kleineren Koffer anzuheben, doch Sir Giles warf rasch ein: »Nein, nein, lassen Sie das. Unser Verwalter wird sie direkt in Ihre … äh … Räumlichkeiten bringen lassen. Nun ja, nicht direkt, aber kommen Sie doch erst einmal herein.« Er hielt ihnen die Tür auf.
    Ihr Vater bedeutete ihr, vorauszugehen.
    Emma trat in die riesige, zwei Stockwerke hohe Eingangshalle und hätte beinahe nach Luft geschnappt. Die Halle sah sehr alt aus und bildete einen harten Kontrast zu den modernen Fenstern des Seitenflügels, die sie von außen gesehen hatte. An den dunkel getäfelten Wänden hingen Schwerter und Schilde.
    Sir Giles führte sie über den Steinboden zu einer offenen Tür auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite. »Kommen Sie doch bitte in den Salon.« Er wandte sich an seine Frau: »Meine Liebe, könntest du bitte Tee und einen Imbiss bringen lassen? Ich bin sicher, Mr und Miss Smallwood haben großen Hunger nach ihrer langen Reise.«
    Lady Westons Lächeln wirkte etwas gezwungen. »Gern, mein Lieber.« Im Gehen wandte sie sich um. »Hattest du bestimmte Zimmer für unsere Gäste vorgesehen?«
    Sir Giles schien verlegen; zweifellos wünschte er, er hätte seinen Gästen die Erkenntnis, dass noch keine Zimmer für sie hergerichtet waren, ersparen können. Er führte die Smallwoods in den Salon, warf ihnen einen Verzeihung heischenden Blick zu und bat sie, ihn kurz zu entschuldigen.
    Obwohl Sir Giles die Tür hinter sich geschlossen hatte, konnte Emma ein paar Worte des angespannten Gesprächs, das draußen geführt wurde, erhaschen.
    »… Nordflügel.«
    »Nicht wissen können …«
    »… nichts von einer jungen Frau …«
    »Erst einmal.«
    Einen Augenblick später kam Sir Giles zurück. Emma tat so, als studiere sie eine Karte von Cornwall, die an der Wand hing.
    Sir Giles lächelte und rieb sich die Hände. »Tee und eine kleine Erfrischung kommen gleich. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, während wir warten?«
    »Da sage ich nicht Nein«, meinte ihr Vater.
    Emma fügte hinzu: »Ich warte auf den Tee, danke.«
    Sir Giles öffnete einen Dekanter aus Bleikristall und schenkte zwei Brandys ein. »Es muss ein anstrengender Tag für Sie gewesen sein. Zuerst die Reise, dann dieser Empfang. Ich hoffe, ich kann das wiedergutmachen.«
    John Smallwood sagte: »Schon gut. Wir hoffen nur, dass wir nicht ungelegen kommen.«
    »Aber ganz und gar nicht! Ganz und gar nicht! Ich bin nur überrascht – und erfreut, dass Sie kommen.«
    »Aber … haben Sie denn meinen Antwortbrief nicht erhalten?«
    »Oh … äh … doch. Aber er traf ein, als ich gerade sehr beschäftigt war, und ich fürchte, ich habe ihm nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Doch nun sind Sie da und es wird für alles gesorgt.«
    Sir Giles brachte ihrem Vater eines der Gläser, dann sagte er: »Sie werden sich freuen zu hören, dass wir die Erziehung der Jungen nicht ganz vernachlässigt haben. Der Pfarrer aus unserem Ort hat sie in Latein und Griechisch unterrichtet, sie sind also nicht vollkommene Wilde.« Er lachte verlegen.
    Ihr Vater lächelte. »Das freut mich zu hören.«
    Sir Giles trug sein eigenes Glas zu einem Sessel, setzte sich und lehnte sich bequem zurück. »Sie haben Henry und Phillip erwähnt.«
    »Wie geht es ihnen?«, fragte ihr Vater. »Werden wir sie zu Gesicht bekommen, während wir hier sind?«
    »Ja. Phillip ist in Oxford, kommt aber zum Trimesterende nach Hause. Henry ist im Moment für ein paar Tage … in … äh, einer Familienangelegenheit unterwegs, aber er kommt bald zurück.«
    Ihr Vater strahlte. »Sehr schön.«
    Emma zwang sich zu einem Lächeln, obwohl ihr Magen sich bei diesem Gedanken zusammenzog.

3

    Eine Reise wie die, die wir nach Cornwall unternahmen …
Wenn Sie uns in die erdverbundenen alten Kirchen hätten folgen können …
und in die eigenartigen Höhlen an der grauen Küste und hinunter
in die Tiefen der Minen und hinauf in die schwindelnden Höhen,
wo das unsagbar grüne Wasser brüllte.
    Charles Dickens
    Emma und ihr Vater
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