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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers
Autoren: Nora Roberts
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unkompliziert. »Ihr Vater hat sie verkauft. Er verkaufte sie einem Mann für zwanzig Dollar.«
    »Aber das ist doch …« Lizas Neugier verwandelte sich in Zorn. »Dann ist er derjenige, der die Prügel verdient hat. Ihr eigener Vater! Jemand sollte …«
    »Pst, Liza.« Leise kam Mrs Cody jetzt die Leiter herunter. »Niemand verdient es, geschlagen zu werden.«
    »Ma, Sarah sagt, Alice ist von ihrem Vater verkauft worden. Für Geld, wie ein Pferd.«
    Mrs Cody, die sich den Rock glatt strich, hielt mitten in der Bewegung inne. »Stimmt das, Sarah?«
    »Ja. Dann brannte sie durch und endete im ›Silver Star‹.«
    Ann Cody presste die Lippen zusammen, um Worte zurückzuhalten, die nicht einmal ihr Mann je aus ihrem Mund vernommen hatte. »Jetzt könnte ich aber wirklich einen Tee vertragen.«
    »Oh, natürlich.« Sarah eilte an den Herd zurück. »Tut mir leid. Nehmen Sie doch bitte Platz.« Sie legte die Servietten aus, die sie aus blauem kariertem Leinen genäht hatte. »Hoffentlich schmeckt Ihnen mein Honigkuchen. Das Rezept stammt von einer sehr guten Freundin in Philadelphia.« Ach, Philadelphia! Jahre schien es bereits zurückzuliegen, dass sie dort gelebt hatte.
    »Danke, meine Liebe.« Mrs Cody wartete, bis Sarah sich gesetzt hatte, und meinte dann: »Alice schläft jetzt. Ich war mir nicht sicher, ob Sie richtig daran getan hatten, sie bei sich aufzunehmen. Die Wahrheit ist, ich bin heute zu Ihnen herausgekommen, weil ich mir Sorgen machte.«
    »Ich musste sie einfach aufnehmen.«
    »Nein, das stimmt nicht.« Als Sarah sich entrüsten wollte, legte Mrs Cody beschwichtigend eine Hand auf ihre. »Aber Sie taten das Richtige, und ich bin stolz auf Sie.«
    »Alice Johnson hat es immer nur schwer gehabt.« Ann Cody nippte an ihrem Tee. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Nur ihren Mann musste sie noch davon überzeugen. Aber das würde sicher kein Problem sein, denn er hatte ein weiches Herz. Bei den anderen Frauen in der Stadt würde es schon schwieriger sein, sie auf ihre Seite zu bekommen. Bei dem Gedanken an diese Herausforderung lächelte sie, und Kampfeslust glitzerte in ihren Augen.
    »Was dieses Mädchen jetzt braucht, sind eine anständige Arbeit und ein wirkliches Zuhause. Wenn sie wieder auf den Beinen ist, möchte ich, dass sie bei uns im Laden arbeitet.«
    »Oh Mrs Cody!« So viel Großmut hätte Sarah ihr niemals zugetraut.
    »Sobald Liza mit Will verheiratet ist, brauche ich eine neue Ladenhilfe. Sie kann auch Lizas Zimmer im Haus bekommen … als Teil ihres Lohnes.«
    Sarah suchte nach Worten, dann gab sie es auf und schloss Mrs Cody stattdessen in die Arme. »Das ist wirklich lieb von Ihnen«, brachte Sarah heraus. »Genau darüber habe ich bereits mit Alice gesprochen, doch sie meinte, die Frauen in der Stadt würden sie nicht akzeptieren, nachdem sie im ›Silver Star‹ gearbeitet hätte.«
    »Sie kennen Ma noch nicht.« Stolz klang aus Lizas Stimme. »Sie wird die Damen schon umstimmen, jede Einzelne von ihnen. Nicht wahr, Ma?«
    Mrs Cody tätschelte ihr das Haar. »Darauf kannst du dich verlassen.« Zufrieden brach sie ein Stück Honigkuchen ab. »So, meine liebe Sarah, nachdem dies nun geregelt wäre, sollten wir uns einmal über Ihren gestrigen … Besuch im ›Silver Star‹ unterhalten.«
    »Besuch?«
    »Na, wo Sie den Zusammenstoß mit Carlotta hatten«, warf Liza ein. »Jeder in der Stadt redet von dem Ringkampf, den Sie sich mit ihr geliefert haben, und auch von der Ohrfeige, die Jake Redman abbekommen hat. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.« Sie begegnete dem Blick ihrer Mutter und bekräftigte noch einmal: »Ja, wirklich.«
    »Oje!« Jetzt verbarg Sarah das Gesicht in den Händen.
    »Mrs Miller stand ganz in der Nähe, als Sheriff Barker in den ›Silver Star‹ ging.« Liza biss kräftig in den Kuchen. Nach einer Weile fügte sie hinzu: »Sie wissen ja sicher, was für ein Klatschmaul sie ist.«
    Als Sarah nur stöhnte, schüttelte Mrs Cody den Kopf. »Du solltest jetzt in Ruhe essen, Liebes, damit dein Mund eine Zeit lang beschäftigt ist. Also, Sarah …« Ann Cody zog ihr die Hände vom Gesicht. »Ich muss schon sagen, ich war ein wenig überrascht zu hören, dass Sie dort einfach hineinmarschiert sind und sich mit dieser Frau eine schlagkräftige Auseinandersetzung geliefert haben. Ein anständiges junges Mädchen wie Sie sollte von solchen Orten und Leuten nicht einmal wissen.«
    Mrs Cody nippte an ihrem Tee, während Sarah auf die Standpauke wartete. »Nun, bei allen
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