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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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uns?«
    »Habt Ihr etwas von Stephan gehört? Er wollte spätestens zum Tjost zurück sein.«
    Fronika schüttelte den Kopf. »Bei uns hat er sich jedenfalls noch nicht blicken lassen.«
    Eine eisige Faust umklammerte Antonias Herz. Zwei Stunden noch bis zum Tjost. Würde er es schaffen?
    Es wurden die längsten beiden Stunden ihres Lebens. Immer wieder lauschte sie auf die Stimmen vor den Zelten, glaubte zweimal sogar, es sei Stephan, doch jedes Mal zerschlug sich ihre Hoffnung. Sie hielt noch nach ihm Ausschau, als sie längst wieder zwischen Meret und Sachmet auf der Tribüne saß.
    »Er ist nicht gekommen, oder?«, fragte Sachmet.
    »Nein«, erwiderte Antonia mit tonloser Stimme. Ihm musste etwas widerfahren sein, sonst wäre er längst zurückgekehrt. Hatten die Regensteiner ihre Finger im Spiel? War er überhaupt noch am Leben? Kaum hatte sie diesen Gedanken zugelassen, schien der Boden unter ihren Füßen nachzugeben. Nein, das durfte nicht sein! Das konnte nicht sein. Sie wandte sich zu Karim um, der hinter ihr saß. Fing seinen ernsten Blick auf. Das genügte. Sie brauchten kein einziges Wort zu wechseln. Auch Karim ging vom Schlimmsten aus.
    Der Tag hatte düster begonnen, doch als der Tjost anfing, wurde es noch schlimmer. Michael von Cattenstedt litt unter heftigen Bauchkrämpfen und konnte sich kaum aufrecht im Sattel halten. Dennoch nahm er seine Herausforderung gegen Eberhard wahr. Mit dem Erfolg, dass er sofort aus dem Sattel gestoßen und mit gebrochenen Rippen vom Platz getragen wurde. Eberhard riss triumphierend die Lanze in die Höhe und ließ sich von seinen Anhängern bejubeln.
    Auch Richard von Cattenstedt wirkte angeschlagen, doch er besiegte seine Gegner, wenngleich er im Sattel zu schwanken schien.
    »Von den Cattenstedtern hätte ich mir mehr erwartet«, hörte Antonia Ulf von Regenstein zu seiner Gattin sagen. »Sie werden überschätzt.«
    Als Nächster kam Rudolf an die Reihe. Sein Gegner war Meinolf von Brack. Antonia warf einen kurzen Blick zu Sibylla hinüber, deren Hände sich im Stoff ihres Kleides verkrallten.
    »Rudolf wird Ritter Nackedei schon aus dem Sattel werfen«, flüsterte Sachmet. Antonia nickte und schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel.
    Beim Stoß der Fanfaren galoppierten beide Ritter aufeinander zu. Rudolf aufrecht und stolz, die Lanze sicher in der Hand. Meinolf leicht geduckt und mit auffallend tief gehaltener Lanze.
    Beide Ritter trafen. Rudolf fing Meinolfs Lanze mit dem Schild ab, sodass sie splitterte, während er selbst den Helm des Gegners leicht mit der Lanzenspitze berührte. Keine wirkliche Gefahr zu stürzen, aber nach den Regeln des Turniers der Sieg für Rudolf, da er den höheren Treffer gesetzt hatte.
    »Schade, dass Nackedei noch im Sattel sitzt!« Sachmet seufzte.
    »Immerhin schuldet er Rudolf die Auslösung seiner Rüstung«, erwiderte Antonia und klärte Sachmet über die Regeln auf.
    »Wenigstens etwas.« Sachmet streichelte Nebet, die wie schon tags zuvor zu ihren Füßen ruhte und zuließ, dass Antonias Hund ihre Pfoten seinerseits als Kopfkissen benutzte.
    Nun trat Bertram von Hohnstein gegen Eberhard an. Antonia hatte das deutliche Gefühl, dass es Bertram nicht gut ging. Er saß leicht gekrümmt im Sattel und schien Schmerzen zu leiden. Der Eindruck verstärkte sich, als er gegen Eberhard angaloppierte. Beide Lanzen trafen, doch Bertram verlor seinen Schild, und Eberhards Lanze traf ihn ein wenig höher, sodass dieser Waffengang abermals an Eberhard ging.
    »Ich wusste es doch«, hörte Antonia Ulf sagen. »Eberhard macht sich gut.«
    »Besser als Meinolf«, bemerkte Irmela spitz. »Er ist eben ein künftiger Graf.«
    Ulf brummte etwas, das Antonia nicht verstand. Sie warf ihrer Mutter einen Blick zu. Deren Augen waren fest auf das Turniergeviert gerichtet, denn nun war Alexander an der Reihe, mit Meinolf die Lanze zu brechen.
    Die Fanfaren erklangen. Alexander galoppierte aus dem Stand heraus an. Seine ganze Körperhaltung sprach von seinem Zorn auf Meinolf. Beide Ritter trafen, beide Lanzen splitterten am Schild des Gegners.
    »Ich wusste es!« Ulf lachte laut. »Auch Alexander von Birkenfeld wird überschätzt.«
    »Immerhin ist Eurem Bastard ebenfalls kein Treffer geglückt«, entfuhr es Antonia. Ulf wandte den Kopf in ihre Richtung.
    »Keine Sorge, das wird beim zweiten Waffengang geschehen. Bereitet Euch darauf vor, am Krankenlager Eures Bruders zu wachen, Fräulein Antonia.«
    In der Zwischenzeit waren beide Ritter zur
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