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Die Tochter der Seidenweberin

Die Tochter der Seidenweberin

Titel: Die Tochter der Seidenweberin
Autoren: Ursula Niehaus
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als sich das Seidamt neu ordnete, wurde sie Zunftmeisterin.
     
    Die Große Ravensburger Handelsgesellschaft war bei ihren Kunden ob ihrer Redlichkeit bekannt, und es war nicht zuletzt diese Redlichkeit, die ihr in einer Zeit großer kapitalistischer Gesellschaften, wie der der Fugger, Welser und Baumgartner, ein Ende bereitete.
    Als sich die Gesellschaft um das Jahr 1530 auflöste, verwahrte ihr letzter Regierer, Alexius Hilleson, die Geschäftspapiere, und auch sein Enkel, der in das Zisterzienserkloster Salem eintrat, konnte sich nicht von ihnen trennen. Im Archiv des Klosters überdauerten sie mit dem Vermerk »unnützliche Handelssachen« und landeten nach Auflösung des Klosters im Generallandesarchiv Karlsruhe.
    Der damalige Direktor des Archivs fand sie durch Zufall und übergab sie Professor Aloys Schulte, der dieses einmalige Zeugnis kaufmännischen Unternehmertums im Mittelalter in zehnjähriger Arbeit auswertete.
    Durch diesen glücklichen Umstand sind wir gut über die Geschäfte, die Organisation und die Handelsgepflogenheiten der Ravensburger Handelsgesellschaft unterrichtet. So etwa über die Art und Menge der Waren, die in Valencia gehandelt wurden, darüber, welche Wege sie nahmen, um nach Köln, Flandern oder in die Zentrale nach Ravensburg zu gelangen, wie hoch die Frachtraten dafür waren, und sogar über die Lage und Einkünfte der dortigen Bodega.
    Tatsächlich hat es in Valencia einen Faktor des Geliegers gegeben, der nur unter dem Namen »Wilhelm der alt Mann« verzeichnet wurde.
    Auch über die Niederlassung in Köln, deren Geschäfte Peter Lützenkirchen und später seine Witwe Fygen führten, und ihren Versuch, Seide aus Valencia und Almeria zu importieren, finden sich spärliche Nachrichten, die mit der Ausweisung der fremden Faktoren aus Köln im Jahre 1508 enden.
    Wir finden Hans Her, den Schwiegersohn von Peter und Fygen, erfolgreicher Obmann des Antwerpener Gelieger, und seinen Vater, Hans Her den Älteren, der zwischen 1499 und 1510  – damals schon als betagter Mann – als Haupttransporteur auf der Straße nach Mailand unterwegs war. Bereits im ersten Vierteljahr überquerte er sechsmal mit Waren die Alpen, mitunter eine Transportmasse von hundert Ballen im Gepäck. Er kam selten über Lindau oder Como hinaus, doch er hinterließ ein sehr wertvolles Straßenbüchlein.
     
    Das Haus Wolkenburg an der Wollküche verdankt seinen Namen wahrscheinlich nicht, wie vom Volksmund überliefert und im Roman wiedergegeben, seinen trutzigen Eckwarten und den Dämpfen der Wollküche, sondern dem längst erloschenen Burggrafengeschlecht von Wolkenburg, dessen Stammsitz die gleichnamige Feste im Siebengebirge war. Denn in den Schreinsbüchern wird als erster Besitzer des Hauses ein Johannes de Wolkenburg genannt, der das Haus im Jahre 1309 an seinen Sohn vererbte.
    Bis zum Jahr 1445 war die Wolkenburg im Besitz der Grafen von Virneburg, wechselte dann mehrfach den Eigentümer und wurde von Peter Baire, dem damaligen Miteigentümer des Gürzenich, umgebaut, was ihre Ähnlichkeit zu Kölns »Guter Stube« erklären würde. 1462 gelangte sie in den Besitz von Ludwig von Aiche, von dem Peter Lützenkirchen sie dreißig Jahre später, im Jahre 1492 , für seine Familie erwarb.
    Die Wolkenburg stand bis in das Jahr 1911 / 12 , dann wurde sie abgerissen.
     
    Anders als im heutigen Sprachgebrauch verstand man zu jener Zeit unter dem Begriff »Sodomie« jede Abweichung von der sexuellen Norm, vor allem die gleichgeschlechtliche Liebe.
    Bereits im Jahre 1484 hatte es einen größeren Skandal wegen Homosexualität in Köln gegeben. Der Rat beauftragte eine Kommission, die umfangreiche Untersuchungen anstellen sollte, weil ihm zu Ohren gekommen war, dass viele Menschen mit der »unsprechlichen stummen Sünde« befleckt sein sollten. Die Rede war von zweihundert Personen, darunter ein Ratskollege.
    Urteile wurden in der Angelegenheit nicht gefällt. Letztendlich wurde die Schuld einem Auswärtigen in die Schuhe geschoben und die ganze Sache unter den Tisch gekehrt, weil der betreffende Ratsherr zwischenzeitlich verstorben war und man in Zeiten politischer Instabilität keinen großen Skandal hervorrufen wollte.
    Während es in Köln nicht zu größeren Verfolgungsmaßnahmen kam, ging man anderenorts rigoros gegen die »stumme Sünde« vor. 1409 wurden in Augsburg vier Priester in einem großen Vogelbauer zu Tode gehungert und ein mit ihnen befreundeter Lehrer auf den Scheiterhaufen geschickt.
    In Venedig
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