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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit
Autoren: Jo Zybell
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Kristallsplittern in die Satteltasche.
    »Wo ist Betavar?«, rief Nadolpher. Er schien verblüfft, weil Jacub lebend aus der Lichterburg kam.
    »Geht hinein und sucht ihn!« Jacub blickte zu den Jusarikanern hinüber. Drei gefesselte Männer standen zwischen ihren Reitböcken, schwarzhaarig und von brauner Hautfarbe. Dalusianer, vermutete Jacub. Einem ragte ein Eisenhaken statt einer Hand aus dem Mantelärmel. Jacub drehte sich um und stapfte zu dem gelähmten Flötenspieler. Vor Zorcan ging er in die Hocke. »Spiel weiter, mein Freund.« Seine Stimme zitterte. »Spiel immer weiter. Spiele, bis ich dir sage, dass du aufhören sollst.«
    Er nahm ihn auf die Arme, wie man ein Kind auf die Arme nimmt, und trug ihn zu seinem Mammutwidder. Unentwegt blies Zorcan Rosch die Flöte. Die monströsen Raubpelze erhoben sich und trotteten hinter ihnen her wie zahme Caniden. Während sie seine Schultern und seinen Rotschopf beschnüffelten, schnallte Jacub die Hüften und die Beine des Flötenspielers im Sattel fest. Polderau sprang von Jacubs Widder, kletterte hinter Zorcan auf dessen Tier und schlang seine Arme um ihn.
    »Gib uns den Goldzeitschatz!«, schnarrte Nadolpher. »Was willst du damit? Weißt ja nicht, wie man seinen Wert nutzbar macht.«
    »Ihr aber wisst es, nicht wahr?« Offenbar trauten sich die Jusarikaner wegen der Raubpelze nicht näher heran. Vermutlich besaßen sie auch keine Blitzschleudern mehr, sonst hätten sie ihn oder die Bestien längst angegriffen. Jacub erkannte, dass er eine schlagkräftigere Waffe hatte als nur ein Schwert. »Ihr könnt etwas anfangen mit diesem Schatz, habe ich recht?« Jacub stieg auf den Rücken seines eigenen Mammutwidders.
    »Selbstverständlich! Gib ihn uns endlich!« Nadolphers Knabenstimme überschlug sich schier vor Erregung. Die anderen Jusarikaner beobachteten Jacub mit einer Mischung aus Verachtung und Verwunderung. Sie fragten sich wohl, wie es kam, dass er sich ohne Furcht zwischen den großen Raubpelzen bewegte; sie sollten es bald erfahren. »Auch du kannst nur gewinnen, wenn du uns den Schatz überlässt, Jacub von Eyrun! Auch du wirst uns danken, wenn wir durch die Geheimnisse, die er enthält, bald die Wahre Goldzeit erstehen lassen ...«
    »Wenn ihr die Welt ein zweites Mal ordnet? Wenn ihr ein Paradies für alle die erschafft, die sich eurer Herrschaft unterwerfen?« Jacub trieb seinen Widder an, ritt zu dem flötenspielenden Zorcan und griff nach dem Zügel seines Tieres. »Wenn ihr Waffen wie eure Blitzschleudern über die Erde verbreitet und wieder Sonnen vom Himmel stürzen lasst ...?«
    »Her mit dem Goldzeitschatz!«, schrie Nadolpher. Auf seine knappen Gesten hin sprangen einige seiner Reiter von den Böcken und zogen ihre Klingen.
    »Wenn ihr die Wälder und Meere aufs Neue in Schlachtfelder verwandelt?« Den Widder des Flötenspielers hinter sich herziehend, ritt Jacub an den Männern aus Jusarika vorbei. Er hörte die vom Flötenspiel gebannten Raubpelze brummen, hörte den Schnee unter ihren Tatzen knirschen. Sie folgten ihm! Gut so.
    »Wenn ihr mit den Geheimnissen des Goldzeitschatzes die Menschheit erneut zur Raserei gebracht und die nächste Götternacht heraufbeschworen habt? Werde ich euch dann danken ...?« Er stockte, die Worte blieben ihm im Hals stecken, denn die Jusarikaner stießen ihre Gefangenen in den Schnee und begannen, ihnen die Köpfe abzuschlagen.
    »So wird es dir gehen, wenn du uns nicht sofort den Goldzeitschatz auslieferst, Unmündiger!«, schrie Nadolpher.
    »Nicht!«, schrie Jacub, als nur noch ein Dalusianer lebte. »Ich gebe euch den verdammten Schatz!« Dreißig Schritte nur trennten ihn von Nadolpher und seinen Offizieren.
    »Her damit!«, kreischte Nadolpher. »Gib ihn mir!« Ein Rotmantel hob schon das Schwert über dem letzten Dalusianer, dem grauhaarigen Alten, dem der Haken aus dem rechten Ärmel ragte.
    »Wartet!« Jacub holte die Bleitruhe aus der Satteltasche und stemmte sie über die Schulter. »Keiner soll mehr sterben wegen dieses verfluchten Schatzes!« Er schleuderte die Truhe zu Nadolpher und seinen Jusarikanern. Zwischen den Reitern und den Raubpelzen fiel sie in den Schnee. »Hör auf zu spielen!«, zischte er Zorcan Rosch zu. Der setzte die Flöte ab, die Melodie verklang. Jacub trieb die Widder an.
    Fast alle Jusarikaner ritten oder liefen los, um die Truhe zu holen. Der Dalusianer ergriff die Flucht. Die weißpelzigen Raubmutanten stutzten, äugten verwundert erst zu Zorcans Widder, dann zu den
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