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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin
Autoren: Carter Brown
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plötzlich, und die Peitsche schnalzte, während
er seinen rechten Arm leicht bewegte.
    »Du willst es wohl wieder
versuchen, Satan ?« sagte er mit einem spöttischen,
häßlichen Unterton in der Stimme. »Du möchtest wohl die Peitsche noch mal
schmecken, Kleiner, was? Na, dann komm mal !«
    Der Panther fauchte haßerfüllt in einem Ton, der es einem eiskalt den Rücken
hinunterlaufen ließ, während sein Schwanz den Zementboden in einem wilden
Stakkato explosionsartiger Geräusche peitschte. Bakers Arm fuhr hoch, die
Peitsche sauste in pfeifendem Bogen durch die Luft, und im selben Augenblick
sprang der Panther. Er schien sich mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die
Luft zu bewegen und prallte auf Baker, bevor die Peitsche herniederkam. Baker
wurde zu Boden gerissen.
    Der Rest war ein Albtraum.
Mensch und Raubtier rollten in einer makabren tödlichen Umarmung immer wieder
über die Betonpiste, während die Insassen der Käfige von allen Seiten in
geifernder Erregung knurrten und heulten. Ich ging so nahe heran, wie ich
konnte, aber es gab keine Chance, auf das Raubtier zu schießen, ohne zugleich
den Mann in Gefahr zu bringen. Die Umarmung, in der sie auf dem Betonboden
rollten, war so eng, daß es die meiste Zeit unmöglich war, die beiden
voneinander zu unterscheiden.
    Drei Meter von mir entfernt
kamen die beiden zu einem plötzlichen Halt; und einen Augenblick lang schienen
sie wie zu einem Gemälde erstarrt, auf dem die Bestie triumphierend über dem
unter ihr liegenden Mann stand. Dann wurde die Illusion durch einen wilden,
plötzlich erstarrenden Schreckensschrei von Baker zerstört. Es sah aus, als ob
Satan spielerisch mit der Schnauze gegen Bakers Hals stieß, bis der schmale
schwarze Kopf sich hob und ich das Blut von den grausamen Kiefern tropfen sah.
    Der Panther blickte mich noch
immer fragend an, als ich ihm zweimal direkt zwischen die leuchtenden Augen
schoß und zusah, wie der mächtige Körper schwerfällig auf Bakers Leib sank, so
daß der schmale Kopf friedlich auf dessen Schultern ruhte. Ich tat, was getan
werden mußte, und warf aus der Nähe einen Blick auf die beiden, um mich zu
versichern, daß Baker tot war. Danach mußte ich mich übergeben.
    Ungefähr fünf Minuten später
ging ich langsam auf den Parkplatz zu. Ich mußte zum Haus zurück, aber diesmal
wollte ich es mir leichter machen und fahren. Von dem Zoo hatte ich für mein
ganzes Leben genug. Ich wollte ihn nie wiedersehen.
    Als ich am Haus ankam, ließ ich
den Wagen auf dem schmalen Zementstreifen davor stehen, ging um das Haus herum
und dann über die steinerne Treppe zur Veranda hinauf.
    Tania Stroud lag wie zuvor auf der Couch. Der einzige Unterschied war, daß sie zuvor mehr
angehabt hatte. Irgendwo spielte ein Radio träge Tanzmusik und das sanfte Licht
einer beschirmten Tischlampe warf kleine Schatten wellen auf die auf der Couch
liegende Gestalt.
    »Bist du das, Hal ?« fragte sie, ohne den Kopf zu drehen. »Es wird auch
höchste Zeit. Man läßt ein Mädchen nicht allein, so wie du das getan hast,
Süßer. Das ist einfach unfair. Was war denn das für ein Krawall ?«
    »Hal wird nicht mehr
zurückkommen, Süße«, sagte ich freundlich. »Ein schwarzer Panther hat ihm
gerade die Gurgel durchgebissen .«
    Sie sprang von der Couch hoch
und starrte mich verdutzt und voll entsetzter Ungläubigkeit an.
    »Es ist wahr !« fuhr ich sie an. »Ich konnte nichts daran ändern, selbst wenn er mich darum
gebeten hätte .«
    »Er ist tot ?« Perlenförmige Tränen rollten langsam ihre runden Wangen hinunter, als sie aus
einem instinktiven Drang nach Beistand und Beruhigung heraus ihre Arme um sich
schlang.
    »Verlangen Sie bloß nicht, daß
ich auch noch weine«, sagte ich.
    Die Bar wirkte wie eine Oase in
einer ausgetrockneten Wüste menschlicher Empfindungen. Ich brauchte so
notwendig einen Whisky, daß ich mir gar nicht die Mühe nahm, den üppigen Kurven
Tanias, die, ihrer selbst kaum bewußt, vor mir herumstakste, auch nur einen
Blick zu gönnen. Im Handumdrehen hatte ich mir ein Glas eingegossen, es
ausgetrunken und mir ein zweites eingegossen.
    »Armer Hal«, flüsterte Tania
mehr oder weniger zu sich selber. »Er war so ein wundervoll gewalttätiger Mann.
Es ist schwer zu fassen, daß er tot ist — diese ganze Vitalität. Wie ist der
Panther denn ausgekommen? «
    »Sie machen wohl Witze ?« sagte ich und starrte sie finster an. »Er hat ihn
herausgelassen — er hat sich wohl eingebildet, damit eine perfekte Mordwaffe in
der
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