Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
.
    »Er konnte die Pistole fallen
lassen oder auf Sie schießen, wie er es schließlich tat — oder er konnte mir
glatt eine Kugel durchs Rückgrat jagen !«
    »Natürlich«, sagte er.
    »Wie konnten Sie dann so
verdammt sicher sein, daß er mir keine Kugel in den Leib jagen würde ?« fragte ich gehässig.
    »Oh, ich war keineswegs sicher«,
sagte Lavers milde. »Das war ein Risiko, das wir
eingehen mußten, aber als wir schließlich in die Zwangslage versetzt wurden,
dachte ich, daß das zum Berufsrisiko gehört. Niemand ist unersetzlich, Wheeler !«
     
    Es war nach Mitternacht, als
ich meine Wohnung erreichte und, meinem Schicksal dankbar, den Schlüssel in die
Wohnungstür steckte. Bevor ich den Schlüssel auch nur umdrehen konnte, ging die
Tür plötzlich weit auf und eine einladende Stimme sagte: »Guten Abend,
Lieutenant. Kommen Sie nur herein .«
    Vor meinen Augen befand sich
eine Blondine mit einem kecken, leicht herausfordernden Gesichtsausdruck und
einer tollen Figur, die durch eine phantastische Kombination von Bikini und
Pyjama aus leuchtendblauem Satin aufs vorteilhafteste unterstrichen wurde. Oben
auf ihren kurzgeschnittenen Locken thronte ein richtiges
Hausmädchen-Rüschenhäubchen, das in Verbindung mit dem Bikini-Pyjama ihrer
Erscheinung eine ganz bestimmte Wirkung verlieh. Sie sah nicht mehr leicht
herausfordernd aus — sie war eine einzige Herausforderung.
    »Betty ?« schluckte ich. »Wie, zum Kuckuck, bist du hier hereingekommen ?«
    »Ich habe dem Hausmeister
diesmal erzählt, ich sei deine Schwester«, sagte sie und kicherte fröhlich. »Er
war ganz reizend — er erzählte mir, wie sehr er deine Familie bewundert. Seiner
Meinung nach muß es sich um ganz zielstrebige Leute handeln, die sich nicht
leicht enttäuschen lassen .«
    »Wie das ?« fragte ich.
    »Nun — seiner Meinung nach
warst du das erste Kind und deine Eltern wollten immer schon einen zweiten
Jungen haben, und sie gaben die Hoffnung nicht auf, ohne Rücksicht darauf, wieviel Mädchen inzwischen zur Welt kamen .«
    »Was ist das bloß für ein
Hausmeister? Ein Bekloppter?
    »Er hat mir erzählt, er sei
hier seit sieben Monaten Hausmeister«, sagte Betty unschuldsvoll, »und ich sei
die neunzehnte Schwester, die er in der Zeit kennengelernt habe. Er wollte
wissen, wieviel Geschwister wir sind, aber ich sagte
ihm, Ma habe bisher noch keine Zeit gefunden, uns zu zählen .«
    Ich schwankte an ihr vorbei ins
Wohnzimmer und sank dort in den nächsten Sessel. Zwei Sekunden später wurde mir
sanft ein Glas Whisky in die Hand gedrückt.
    »Unser Hausmädchendienst ist
ganz auf Ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten«, sagte Betty leise. »Du
wirst überrascht sein .«
    »Entschuldigung, wenn ich dich
was Persönliches frage : Was, zum Kuckuck, tust du
eigentlich hier ?«
    »Ich bin ein Strandgut im Sturm
des Lebens«, sagte sie mit dramatischer Betonung. »Eine jener heimstattlosen
Waisen, die von der häuslichen Schwelle in den bitterkalten Schnee gestoßen
worden sind und...«
    »Schon gut, schon gut !« sagte ich hastig. »Was ist passiert ?«
    » Corben kam von Bakers Haus zurück und tobte wie ein Wahnsinniger«, sagte sie und fuhr
argwöhnisch fort: »Hast du ihm irgendwas von den Dingen erzählt, die du von mir
erfahren hast ?«
    »Ich ?« sagte ich und versuchte eine Unschuldsmiene aufzusetzen.
    »Er ging die Wände hoch, bevor
er noch im Haus drin war .« In ihrer Stimme lag ein
Unterton von Abschiedsschmerz und Verwunderung. »Ich habe nie gewußt, daß ein
Mensch sich so wahnsinnig gebärden kann, wie er — in höchsten Tönen kreischend,
nannte er mich eine Verräterin, einen Spitzel, der ihm von dem lausigen Polizeilieutenant untergeschoben worden sei, und eine Menge
anderes Zeugs, das ich gar nicht wiederholen will. Dann«, in ihrer Stimme wurde
plötzlich Entrüstung hörbar, »holte er plötzlich mit der Faust aus und schlug
auf mich ein .«
    » Corben ?« sagte ich ungläubig.
    »Wer denn sonst? Direkt ins
Auge — sieh doch .«
    Sie beugte sich über meine
Beine vor, so daß ich das blaue Auge, das ihr Corben geschlagen hatte, einer näheren Betrachtung unterziehen konnte. Es war mir
vorher nicht aufgefallen, aber wer achtet bei einem so winzigen, den Kontakt
mit der Anatomie rasch verlierenden Bikini schon auf ein blaues Auge?
    »Aber warum guckst du es dir
denn nicht an ?« sagte sie ungeduldig. »Oh — ich sehe !« Sie richtete sich rasch wieder auf und zerrte an dem
verrutschten Oberteil. »Hinab —
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher