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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin
Autoren: Carter Brown
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und
verschleiert, dann lächelte er plötzlich. »Ich glaube, Sie haben recht , Lieutenant. Es würde sich nur um einen reinen
Indizienbeweis handeln, aber Ihr Eliminationsprozeß wäre wohl schwer anzufechten .«
    »Solange wir nachweisen können,
daß Sie Baker umgebracht haben«, betonte ich freundlich, »brauchen wir ja nicht
nachzuweisen, daß Sie die anderen umgebracht haben. Oder?«
    »Da kann ich Ihnen nicht ganz
folgen«, sagte er und runzelte die Stirn.
    »Sie können nur einmal in die
Gaskammer gehen, Doktor«, erklärte ich. »Das pflegt im allgemeinen auszureichen .«
    Er trank sein Glas aus und
stellte es umgekehrt auf die Bar, wobei er irgendwie vermied, dem Ganzen einen
theatralischen Anstrich zu geben.
    »Was spielt es jetzt schon noch
für eine Rolle ?« sagte er laut und wie zu sich selber.
»Ich habe Bernice umgebracht, Lieutenant. In der Sekunde, als ich herausfand,
daß sie mich mit Baker betrog, begann ich zu planen, sie umzubringen. Der Tod
meiner Frau brachte den Plan richtig zum Tragen .«
    »Tod — oder Mord ?« fragte ich.
    »Es war ein echter Unfall, das
kann ich Ihnen versichern«, sagte er gut gelaunt. »Natürlich tat ich mein
Bestes, indem ich einen wilden Krach vom Zaun brach, der ihr an die Nerven
ging, indem ich dafür sorgte, daß sie sich verspätet auf den Weg zu Tania
machte und schnell fahren mußte, um die Zeit aufzuholen. Und indem ich sie
ausreichend mit Alkohol vollpumpte, um ihr alle Hemmungen beim Fahren zu
nehmen. Aber das hatte ich schließlich ein dutzendmal zuvor auch schon getan,
und sie war immer unversehrt nach Hause gekommen .«
    »Sie dachten, nach dem
Wahrscheinlichkeitsgesetz müßten Sie irgendwann einmal zum Zuge kommen ?« sagte ich kalt.
    »Sagen wir, ich habe dem
Schicksal von Zeit zu Zeit einen sanften Schubs gegeben .« Er nickte. »Die Sache mit dem Wachmann tut mir leid. Ist es wahr, daß er halb
blind war, wie Sie sagten ?«
    »Ja, es ist wahr .«
    »Ich hatte gerade Bernices
Leiche in das Grab gelegt, als ich ihn kommen hörte .« Thorro gab seinen Erinnerungen laut Ausdruck. »Ich
kletterte hinaus und rannte wie verrückt auf die Bäume zu, um mich verstecken
zu können. Als ich zurückblickte, stand er da und starrte mir nach. Später war
ich nicht sicher, ob er mich gesehen hatte oder nicht — und ich konnte mir
nicht leisten, ein Risiko einzugehen .«
    »Was sollte es bedeuten, daß
Sie ihn in den Sarg gelegt hatten ?«
    »Gar nichts«, sagte er mit
selbstgefälligem Grinsen. »Es war zufällig der nächste passende Behälter. Ich
bin ein Anhänger der Theorie, daß man jede Gelegenheit soweit wie möglich
wahrnehmen soll, Lieutenant. Genau wie der Panther das heute abend getan hat. Ich ließ Satan heraus, nachdem
Sie an dem Käfig vorbeigegangen waren, wie Sie wissen, und natürlich sprang das
Tier heraus. Aber als er sah, daß ich mich sicher in den Käfig eingeschlossen
hatte, hielt er sich nicht damit auf, seine Wut an mir auszulassen, sondern
wandte sich auf der Stelle Ihnen zu, wie ich das beabsichtigt hatte .«
    »Okay«, sagte ich dumpf. »Wir
werden jetzt zum Büro des Sheriffs fahren, und Sie können dort ein volles
Geständnis ablegen .«
    »Ich stehe Ihnen zur
Verfügung«, sagte er höflich.
    Wir gingen durch das Haus zur
vorderen Tür, und Thorro zögerte einen Augenblick
neben einer Tür im Flur. »Glauben Sie wirklich, daß ich in die Gaskammer komme,
Lieutenant ?« fragte er mit gönnerhafter Stimme.
    »Darauf können Sie Gift
nehmen«, sagte ich mit Nachdruck.
    »Sorgen Sie dafür, daß Sie dem
Prozeß beiwohnen können«, sagte er leichthin. »Sie werden um eine Erfahrung
reicher sein, Lieutenant. Ich werde eine erstklassige Vorstellung geben. Eine,
die vielleicht sogar Sie überzeugt. Vergessen Sie nicht, ich bin Fachmann .«
    »Fachmann für was?«
    »Geistesgestörtheit«, sagte er
mit einem Kichern, bei dem es mir eiskalt den Rücken hinunterlief.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn
ich mir meinen Mantel hole ?«
    »Keineswegs, gehen Sie nur«,
sagte ich zu ihm. »Sie werden doch nicht so etwas Unkluges tun, wie durch das
Fenster flüchten, oder ?«
    »Ich glaube kaum .« Einen Augenblick lang dachte er angestrengt darüber nach,
dann schüttelte er den Kopf. »Es würde zu würdelos aussehen, Lieutenant .«
    Er verschwand im Schlafzimmer
und kam rasch mit seinem Mantel über dem Arm wieder. Auf seinen Lippen lag ein
selbstzufriedenes, erhabenes Lächeln, das mir ganz und gar nicht gefiel.
    »Gehen wir«, brummte ich,
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