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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube
Autoren: franklin
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mit Euch unter vier Augen stattfindet.«
    »Diese Lady und dieser Gentleman begleiten mich«, beschied Adelia ihm. »Oder ich komme nicht mit.«
    Es machte sie traurig, wieder in Cambridge zu sein. Die schlimmsten Augenblicke ihres Lebens und die schönsten hatten sich in dieser Stadt ereignet. Der Ort wurde von Geistern heimgesucht, deren Gebeine in Frieden ruhten, während andere noch immer einen Gott anriefen, der sie nicht erhört hatte.
    »Und der Hund auch«, fügte sie hinzu und sah, wie der arme Bote die Augen verdrehte. Das kümmerte sie nicht. Es war schon ein Zugeständnis gewesen, überhaupt herzukommen. Als sie noch schnell bei ihr zu Hause vorbeigeschaut hatten, damit sie entsprechende Winterkleidung für sie alle einpacken konnte, hatte sie sich sogar die Haare gewaschen und ihr bestes Gewand angezogen, auch wenn es inzwischen nicht mehr das hübscheste war. Weiter würde sie allerdings nicht gehen.
    Die bischöfliche Residenz – in jeder größeren Stadt der Diözese gab es eine – war in einem der Gebäude von St. Mary’s untergebracht, und dort wimmelte es von Dienern, die für den unerwarteten Besuch Vorbereitungen trafen.
    Gefolgt von Wächter, dem Hund, wurden die drei in einen großen Raum im ersten Stock geführt, wo man dabei war, Staublaken von schweren, kunstvollen Möbeln zu entfernen. Eine offene Tür am hinteren Ende bot Einblick in ein weißgetünchtes und vergoldetes Schlafgemach, in dem Lakaien Brokatvorhänge an den Baldachin eines prächtigen Bettes hängten.
    Als einer von ihnen Mansur hineinschauen sah, eilte er zur Tür und schlug sie ihm vor der Nase zu. Wächter hob ein Bein und pinkelte an den mit Schnitzereien verzierten Türbogen.
    »Braver Hund«, sagte Gyltha.
    Adelia stellte den Binsenkorb mit ihrem schlafenden Kind auf eine messingbeschlagene Truhe, zog einen Hocker heran, öffnete ihr Mieder und begann zu stillen. Was für ein außergewöhnliches Kind, dachte sie, während sie es ruhig betrachtete. Es war an das friedliche Sumpfland gewöhnt und zeigte doch keinerlei Angst in dem hektischen Trubel, der heute in Cambridge geherrscht hatte, nur Interesse.
    »Also«, sagte Gyltha zu ihr. Die beiden Frauen hatten noch keine Gelegenheit gehabt, sich ungestört zu unterhalten.
    »Ich höre.«
    »Was will Seine Lordschaft denn eigentlich von dir?«
    Adelia zuckte die Achseln. »Ich soll einen Mordversuch in Oxfordshire untersuchen, hat Prior Geoffrey wenigstens gesagt.«
    »Hätte nich gedacht, dass du deswegen herkommst.«
    »Wollte ich auch nicht, aber anscheinend ist es ein Befehl des Königs.«
    »Mist«, sagte Gyltha.
    »Das kannst du laut sagen.« Henry Plantagenet hatte die allerhöchste Gewalt. Man konnte versuchen, ihm auszuweichen, aber wer ihm den Gehorsam verweigerte, tat das auf eigene Gefahr.
    Es gab Zeiten, da verübelte Adelia es Henry  II . aus tiefstem Herzen, dass er sie auf der Britischen Insel festhielt, nur um sie, nachdem er festgestellt hatte, wie gut sie die Geheimnisse der Toten lesen konnte, gegebenenfalls erneut zu verwenden. Und es gab Zeiten, da tat sie das nicht.
    Den Anfang hatte ein Briefwechsel zwischen dem englischen König und seinem königlichen Verwandten William von Sizilien gemacht, in dem er für das Problem in Cambridge um Hilfe bat, die nur Salernos Medizinschule bieten konnte. Alle waren schockiert gewesen, als Salerno der Bitte nachkam und eine Ärztin der Toten, keinen Arzt nach England schickte, doch die Dinge hatten sich gut entwickelt – zumindest für Henry  II . Und zwar so gut, dass es zu einem weiteren Briefwechsel zwischen ihm und König William gekommen war, in dem er erfolgreich darum bat, Adelia noch eine Weile behalten zu können.
    Das war ohne ihren Wunsch oder ihre Erlaubnis geschehen, praktisch eine Art Menschenraub, typisch für diesen Mann. »Ich bin kein Gegenstand«, hatte sie ihm entgegengeschleudert, »Ihr könnt mich nicht ausborgen, ich bin ein Mensch.«
    »Und ich bin ein König«, hatte Henry erwidert. »Wenn ich sage, Ihr bleibt, dann bleibt Ihr.«
    Verdammter König, er hatte sie nicht mal
bezahlt,
nicht für die Gefahr, nicht für den Verlust geliebter Freunde – bis zum Ende ihrer Tage würde sie um Simon aus Neapel trauern, diesen klugen und sanften Mann, der wie ein zweiter Vater für sie gewesen war. Und ihren Hund, ein weit kleinerer Verlust, aber dennoch war auch er ein Opfer.
    Andererseits hatte sie ihren guten Mansur behalten, Zuneigung zu England und seinen Menschen gefasst und war
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