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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube
Autoren: franklin
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verhieß und ihn auf den Namen Geoffrey taufte, »im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen«.
    »Die Menschen aus dem Sumpfland bedanken sich nie«, sagte Adelia entschuldigend, als sie mit ihrem Kind in den Kahn des Priors stieg und der Hund namens Wächter hinterdreinsprang, so dass Mansur allein in ihrem Ruderboot folgen musste, »aber sie vergessen auch nie. Sie waren dankbar, aber verwundert. Ihr wart einfach zu viel für sie, als wäre der Erzengel Gabriel in einem goldenen Lichtstrahl herabgestiegen.«
    »
Non angeli, sed angli,
fürchte ich«, entgegnete Prior Geoffrey, und aufgrund seiner großen Zuneigung zu Adelia störte es ihn nicht im Geringsten, dass er, der er doch seit dreißig Jahren in Cambridgeshire lebte, von dieser Frau aus Süditalien über den Charakter des Sumpfvolkes belehrt wurde.
    Schau sie sich einer an, dachte er, gekleidet wie eine Vogelscheuche, in Begleitung eines Hundes, der es erforderlich macht, die Bank zu desinfizieren, auf der er sitzt, drückt die klügste Frau ihrer Generation ihren Bastard ans Herz, glückselig, weil sie einer Mutter beigestanden hat, einen Balg in ihre ärmliche Welt zu setzen.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, von wem sie wohl abstammte, was sie ebenso wenig wusste wie er. Sie war von einem Ehepaar in Salerno aufgezogen worden, einem Juden und seiner christlichen Frau, nachdem sie sie an den Steinhängen des Vesuvs gefunden hatten. Ihr Haar war dunkelblond, wie man es mitunter bei Griechen oder Florentinern sah. Aber im Augenblick konnte es ohnehin niemand sehen, weil es unter dieser unsäglichen Kappe steckte.
    Sie ist noch immer genauso merkwürdig wie bei unserer ersten Begegnung auf der Straße nach Cambridge, dachte Prior Geoffrey. Ich auf dem Rückweg von einer Pilgerreise nach Canterbury, sie auf einem Karren, begleitet von einem Araber und einem Juden. Ich hatte die Gelehrte in ihr nicht erkannt und sie für eine Metze gehalten. Doch als ich es vor Schmerzen nicht mehr aushielt und nur noch heulte – Gott, wie ich geheult habe und was für Schmerzen ich litt –, da war nur sie allein meine Samariterin, obwohl ich von lauter Christen umgeben war. Als sie mir an jenem Tag das Leben rettete, da degradierte sie mich,
mich,
zu einem stammelnden Jüngling, indem sie mit meinen intimsten Teilen hantierte, als wären sie nichts als Kutteln, die in den Kochtopf gehören. Und trotzdem finde ich sie schön.
    Sie hatte, einem Befehl gehorchend, ihre Arbeit mit den Toten von Salerno verlassen und sich einer geheimen Mission angeschlossen, die unter Leitung des klugen Juden Simon aus Neapel herausfinden sollte, wer die Kinder in Cambridge tötete – eine Angelegenheit, die dem König von England großen Verdruss bereitete, weil er Aufruhr und somit schwindende Steuereinnahmen befürchtete.
    Da England nun mal nicht das freigeistige Salerno war, musste Mansur, Adelias Diener, sich während der Ermittlungen als Arzt ausgeben und Adelia selbst seine Assistentin spielen. Der arme, brave Simon – obwohl er ein Jude war, schloss der Prior ihn in sein Gebet ein – war bei der Suche nach dem Mörder getötet worden, und auch Adelia wäre beinahe ums Leben gekommen. Doch der Fall war aufgeklärt und die Gerechtigkeit wiederhergestellt worden, und die Steuern flossen wieder in des Königs Staatskasse.
    Adelias forensische Fähigkeiten hatten sich sogar als derart nützlich erwiesen, dass König Henry ihr für den Fall, ihrer Dienste wieder einmal zu bedürfen, die Rückkehr nach Italien verweigert hatte. Eine kleingeistige und gierige Undankbarkeit, wie sie typisch für Könige war, dachte Prior Geoffrey, wenngleich sie die Frau zu seiner Nachbarin machte, was für ihn Anlass zu großer Freude war.
    Wie sehr ist ihr das Exil verhasst? Immerhin hatte sie keinerlei Lohn erhalten. Der König hatte nichts unternommen – nun ja, er war im Ausland gewesen –, als Cambridges Ärzte sie und Mansur aus Neid auf ihren Erfolg aus der Stadt hinaus in das öde Sumpfland gejagt hatten.
    Kranke und leidende Männer und Frauen waren ihnen gefolgt und kamen noch immer, denn es war ihnen gleichgültig, ob sie von fremdländischen Ungläubigen behandelt wurden, Hauptsache, ihnen wurde geholfen.
    Herr, ich fürchte um sie. Ihre Feinde werden sie verdammen. Werden in ihrem unehelichen Kind den Beweis dafür sehen, dass sie unmoralisch ist, werden sie vor das Gericht des Archidiakonats schleppen, um sie als Sünderin aburteilen zu lassen. Und was kann
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