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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube
Autoren: franklin
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Reise wär mal was anderes«, sagte Gyltha. »Besser als der eiskalte Winter im Sumpfland.«
    »Du liebst den Winter im Sumpfland. Und ich auch.« Adelia hatte eislaufen gelernt.
    »Das heißt nich, dass ich ihn nich auch woanders genießen kann.« Selbst in ihrem fortgeschrittenen Alter war Gyltha noch eine abenteuerlustige Frau. Sie rieb sich das Hinterteil und nickte Richtung Korb. »Was wird denn Seine Lordschaft wohl zu unserem kleinen Schatz hier sagen?«
    »Ich kann nur hoffen«, sagte Adelia, »dass er nicht fragt, von wem es ist.«
    Gyltha blinzelte. »Ooh, das wär gemein. Aber das wird er nich,
klar
wird er das nich. Wieso bist du denn so krabitzig?«
    »Ich will nicht, dass wir hier sind, Gyltha. Bischöfe, Könige, die haben kein Recht, irgendwas von mir zu verlangen. Ich werd’s nicht tun.«
    »Hast du denn eine Wahl, Mädchen?«
    Auf der Treppe draußen hörte man Schritte. Adelia biss die Zähne zusammen, doch es war nur ein kleiner Priester, der den Raum betrat. Er trug in einer Hand eine brennende Kerze und in der anderen ein Schiefertafelbuch, hob den Kerzenhalter hoch und beschrieb damit einen langsamen Kreis, um mit kurzsichtigen Augen aufmerksam in jedes Gesicht zu spähen.
    »Ich bin Pater Paton, der Sekretär Seiner Lordschaft«, sagte er. »Und Ihr seid … ja, ja.« Um sich zu vergewissern, legte er das Buch auf einen Tisch, klappte es auf und hielt die Kerze darüber. »Ein männlicher Araber und zwei Frauen, ja.« Er blickte auf. »Ihr werdet Transportmittel, Diener und Vorräte erhalten, für die Reise nach Oxford und zurück, jeweils einen Wintermantel, Brennmaterial sowie einen Schilling pro Tag, bis Seine Lordschaft mit der geleisteten Arbeit zufrieden ist. Darüber hinaus habt Ihr keinerlei Ansprüche zu stellen.«
    Er warf erneut einen Blick auf seine Schiefertafel. »Ach so, ja, Seine Lordschaft hat von einem Säugling erfahren und seine Bereitschaft geäußert, das Kind zu segnen.« Er wartete auf Dankbarkeitsäußerungen. Als keine erfolgten, sagte er: »Es kann ihm überreicht werden. Ist es hier?«
    Gyltha trat zwischen ihn und den Korb.
    Der Priester sah die drohende Gefahr nicht. Stattdessen schaute er erneut auf seine Tafel, und da er nicht daran gewöhnt war, sich mit Frauen abzugeben, sprach er Mansur an. »Hier steht, Ihr seid eine Art Arzt?«
    Wieder bekam er keine Antwort. Abgesehen von dem Priester, war es sehr still im Raum.
    »Eure Anweisungen lauten wie folgt: den Schuldigen feststellen, der vor drei Tagen …« Er überprüfte das Datum. »… ja, es war am Festtag von St. Leocadia … vor drei Tagen einen Anschlag auf das Leben der Frau Rosamund Clifford vom Wormhold Tower bei Oxford verübt hat. Ihr werdet dafür die Hilfe der Nonnen von Godstow benötigen.« Er tippte mit einem knochigen Finger auf die Tafel. »Ich weise darauf hin, dass die Zahlungen an Euch entsprechend verringert werden, sollten die erwähnten Nonnen Euch kostenlose Unterkunft im Kloster gewähren.«
    Er blickte sie eindringlich an und kam dann wieder zur Sache: »Seine Lordschaft wird über jede Erkenntnis unverzüglich unterrichtet – zu diesem Behufe wird ein Bote zur Verfügung gestellt werden –, und Ihr werdet über Eure Nachforschungen, die mit größter Zurückhaltung zu führen sind, Stillschweigen bewahren.«
    Er überflog die Tafel auf der Suche nach weiteren Einzelheiten, fand keine und klappte das Buch zu. »Pferde und Lasttiere stehen in einer Stunde vor der Tür bereit, und bis dahin wird Essen zubereitet, das Euch kostenfrei mitgegeben wird.« Seine Nase zuckte ob der eigenen Großzügigkeit.
    War das alles? Nein, eines noch. »Da der Säugling bei der Ermittlung nur stören würde, habe ich eine Amme beauftragt, das Kind während Eurer Abwesenheit zu versorgen.« Er war offenbar stolz, dass er daran gedacht hatte. »Mir wurde gesagt, das übliche Entgelt beträgt einen Penny pro Tag, und es wird von Eurem Lohn … Au,
aua,
lasst mich runter.«
    Er sah aus wie ein überraschtes Kätzchen, wie er da so von Mansurs Hand baumelte, der seinen Chorrock am Rücken gepackt und ihn hochgehoben hatte.
    Er ist sehr jung, dachte Adelia, aber er wird auch mit vierzig noch so aussehen. Ich hätte Mitleid mit ihm, wenn er mir nicht so viel Angst machen würde. Er hätte mir bedenkenlos mein Kind weggenommen.
    Gyltha erklärte dem strampelnden Kätzchen gerade die Sachlage. »Verstehst du, Junge«, sagte sie und schob ihr Gesicht dicht an seines. »Wir wollen Bischof Rowley
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