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Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Titel: Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger
Autoren: Andreas Weiler
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dünnes, mit sonderbaren Mustern besticktes Tuch fiel von den schmalen Schultern bis zum Boden. Um die zarte Taille schlang sich ein breiter Instrumentengürtel. Die Gestalt kam einige Schritte näher und streckte die eine Hand aus. Myriam keuchte. »Der Sternenfänger«, flüsterte sie heiser.
    »Gib ihn mir«, sagte Chagar. »Gib mir den Konnexkristall.«
    »Wie hast du es geschafft? Wie ist es dir gelungen, dich aus dem Labyrinthenen Heim zu befreien?«
    Der Sternenfänger lachte leise. »Du selbst bist es gewesen, der mir die Freiheit geschenkt hat. Du hast die einzelnen Welten von Ohne Grenzen separiert und das kosmische Labyrinth entwirrt. Dadurch konnte auch ich wieder ich selbst werden.«
    David nickte langsam. Er begann zu verstehen. Der Sternenfänger deutete auf die Darstellung im Projektionsfeld. »Siehst du sie? Die vielen tausend Sonnen … die Sphäre, die kurz vor der Vollendung steht. Die Initialzündung wird den Untergang auch dieses Universums besiegeln, und wenn sie erfolgt ist, kann auch die Waffe der Uralten nichts mehr gegen die entropische Katastrophe ausrichten. Das Schicksal der zweiten Welt ist längst besiegelt, David. Willst du das nicht einsehen?«
    David hatte fast das Gefühl, in dem Blick der silbrigen Augen des Falschen zu ertrinken. Er versuchte, sich erneut zu konzentrieren und eine Verbindung mit dem sterbenden Weltenbaum von Sechswelt herzustellen. Es fiel ihm schwer, so schwer.
    Der Sternenfänger kam noch einen Schritt näher – und dann schlug er zu. Eine mentale Springflut toste durch Davids Gedanken und zerfetzte die Einheit seiner Überlegungen. Er taumelte zurück, stolperte und stürzte zu Boden. Der Falsche trat an ihn heran. Er war stark, so schrecklich stark.
    Warum helft ihr mir nicht? Hört ihr mich, ihr Weltenbäume? Ich allein bin zu schwach.
    »Was für ein Narr du doch bist, David«, sagte der Sternenfänger kalt. »Wir beide könnten Götter sein und den dritten Kosmos allein nach unserem Willen gestalten. Du bist nicht der wirkliche Erbe der Macht. Das Erbe der Uralten steht mir zu. Gib mir den Konnexkristall.«
    David erinnerte sich an seine Erlebnisse in der Kunstwelt von Ohne Grenzen, an Chora, den falschen Llewellyn, an all die Fallen. Der Falsche konnte die Schlacke des Präuniversums nur dann für seine eigenen Zwecke einsetzen, wenn David sie ihm freiwillig überließ. Andernfalls war der Konnexkristall wertlos für ihn.
    Myriam sprang aus dem Sessel und warf sich dem Sternenfänger entgegen. Die schmächtige Gestalt drehte sich halb zur Seite und hob die eine Hand. Eine unsichtbare Faust packte die junge Treiberin und schleuderte sie beiseite.
    Aber durch den jähen Angriff war der Falsche einen Sekundenbruchteil abgelenkt. David sprang wieder auf die Beine, holte mit einer mentalen Lanze aus und zielte mit der Spitze auf das Bewußtsein des Falschen. Er ließ sie los und wartete nicht, um zu sehen, ob seine Attacke Erfolg hatte oder nicht. Seine Gedanken riefen: Jetzt! Baut eine Weltraumstraße.
    Unmittelbar vor ihm begann die Luft zu flimmern. Farbige Schlieren wogten und bildeten das Regenbogenfeld eines Raum-Zeit-Stroboskops.
    Größer. Es muß viel größer sein. Es muß das ganze Segment umfassen.
    Ich sterbe …
    Ja. Aber du kannst den in dir wohnenden Erinnerungen an die Uralten einen letzten Dienst erweisen. Bitte! Ich muß das ganze Segment in den Transit bringen.
    Und langsam wuchs das Regenbogenfeld in die Breite. Die Farben verblaßten nicht. Sie tanzten über die metallenen Wände des Kontrollraums. Sie sickerten durch Stahl und Kunststoff hindurch. Sie formten dünne Netzbahnen in den angrenzenden Gängen und Korridoren. Sie krochen hinein in die Halle mit den Hibernanten. Sie glitten über die metallene Außenhülle des Segments. Und einige hunderttausend Kilometer entfernt, auf einem der letzten Planeten von Sechswelt, sang ein sterbender Urbaum sein letztes Lied. Seine verwelkende Blattkrone raschelte noch einige Male, und der Stamm überzog sich mit dem grauen Schimmel endgültiger Versteinerung.
    Der Sternenfänger setzte zum entscheidenden Angriff an. Das Bild vor Davids Augen verschwamm, und tausend imaginäre Nadeln bohrten sich durch das flexible Material seines Raumanzugs und durchstachen seinen Körper. Er schrie, und seine Stimme klang schrill und hallte vibrierend von den Wänden wider. Das Raum-Zeit-Stroboskop hatte sich unterdessen stabilisiert. Für den Transit über den breiten Pfad der Weltraumstraße war jetzt nur noch
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