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Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Titel: Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher
Autoren: Andreas Weiler
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überzog seine Gedanken mit einer Rauhreifschicht, ließ sie langsam erstarren. David griff in eine Tasche seines Mantels und tastete nach der hundertsten Malachitträne, dem Transitschleifenschlüssel.
    »Warum widersetzt du dich, David?« flüsterten die Lippen Choras. »Gib mir endlich den Kristall. All deine Mühen werden schließlich doch vergebens sein. Warum fügst du dich nicht dem Unvermeidlichen, David terGorden? Schließ dich mir an. Gemeinsam …«
    »Nein«, sagte David, aber es klang matt und schwach. Seine Beine drohten unter ihm einzuknicken. Er holte den Transitschleifenschlüssel aus der Tasche, und der Stein war wie ein tonnenschweres Gewicht. »Nein, du …«
    »Spürst du es nicht bereits, David? Fünf Spektren sind in dir, ich bin von einer Separierungsbarriere von dir getrennt – und doch bin ich stärker als du, David. Gib endlich nach!«
    »Warst du es?« fragte David. Er hob die Hand mit der Malachitträne. »Warst du verantwortlich für die Aktivitäten des Grünen Phönix? Warst du es, der den Vielgestalter ausschickte?«
    »Ja.« Chora lachte. David konnte es kaum ertragen. »Die Unruhe nimmt zu im Sternenreich der Menschheit. Es ist nur ein Faktor von vielen. Unruhe schürt Unruhe, und das beschleunigt nur den Untergang, der ohnehin kommen muß. Begreifst du das nicht, David? Ich selbst kann mein Labyrinthenes Heim nicht verlassen, aber ich hatte Zeit genug, Lücken zu finden, die meinen Helfern den Transit ermöglichen.«
    Bei Yggdrasil, dachte David. Er versucht, mich zu absorbieren. Mich und die fünf Spektren in mir!
    Er holte aus, um die malachitene Träne gegen das blockierte Schwarz der Transitschleife zu schleudern.
    »Bleib hier, David terGorden!« schrie der Falsche mit den Lippen Choras. »Unterwirf dich mir!«
    Der Gabenstein zersplitterte am Tor. Hunderte von Kleinstmalachiten spritzen davon und durchzogen die Schwärze mit einem grünen Netzwerk. David taumelte zurück, und als er diesmal das Schwarz berührte, war es nicht mehr fest und undurchdringlich. Er glitt hinein wie in eine zärtliche Umarmung, und die kreischende Stimme des Falschen blieb irgendwo weit hinter ihm zurück.
     
    Chaos durchzog das Netz der Transitschleifen. Knotenpunkte waren geborsten, einzelne und einst voneinander isolierte Temporalgassen miteinander verwachsen. David terGorden wirbelte dahin, ein mentales Erinnerungskonglomerat, ein Funken entlang den gewundenen Bahnen der Transitstraßen. Er jagte an Fallen vorbei, die von den Meherin des Schwarzen Fürsten errichtet worden waren: nun nur noch energetische Trümmer, dahinsausende Fragmente, denen er leicht ausweichen konnte. Zahllose Ausgangstore waren blockiert, aber David wußte, daß er sie jederzeit durchdringen konnte. Sein Ich war eine Oase der Stabilität inmitten sich deformierender Wüste. Die Netzbahnen, die er benutzte, verfestigten sich hinter ihm, und die entsprechenden Temporalgassen lösten sich wieder voneinander. Ein fernes Echo trieb ihm entgegen, ein Schatten seines eigenen Ichs – ein weiteres Spektrum, das sechste. Er näherte sich, und seine Gedanken gestalteten neu im Innern des Transitschleifennetzes, schmeckten bald Süße, wo vorher noch die Fäulnis der Auflösung gewesen war, rochen die auseinandertreibenden Aromen verschiedener Regionen von Ohne Grenzen. Er berührte Wälder und Wüsten, Meere und Berge; er sah Hoffnung aufschimmern in den Augen lausender Bewohner der Falle des Falschen. Und er vernahm den Ruf der Ratgebenden Stimme, jenen Ruf, der auch den Falschen selbst erreicht hatte. Er sah das Weise Mosaik als glimmenden Punkt inmitten des Netzes, ein Punkt, der an einer entfernten Transferbahnstrecke klebte. David terGorden schweißte einen Knotenpunkt zusammen, stellte neue Verbindungen her und raste dem Leuchten entgegen. Er lauschte dem Flüstern von achtundneunzig malachitenen Tränen, dem Wispern einstiger Lenker, deren Potential in den Gabensteinen konzentriert war. Er synchronisierte eine Reihe von nahen Temporalgassen, paßte sich den entsprechenden Zeitströmen an und bereitete den Retransfer vor.
    Das sechste Spektrum war nun ganz nahe, ein vertrauter Hauch, eine Erinnerung seiner selbst. Und er lokalisierte die Ichsphären von Narda und Nayala und Arvid – und die eines rudimentären Geistes, bei dessen Berührung sich eines der Spektren in ihm regte.
    Der Sohn Tirions …
    Ein in einer mentalen Spange gefangener Geist.
    David verweilte noch einige Augenblicke lang am leuchtenden Netzbahnpunkt,
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