Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Titel: Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
der Atmer ließ sie zurückschrecken. Die Kälte der Tiefe war fern, und das Licht der Sonne reichte bis weit hinab. Algenkolonien trieben vorbei. Ihre Farbschattierungen reichten von schimmerndem Gold bis hin zu düsterem Karmesinrot. Kalte Quallen waren wie aneinandergereihte Perlen und tanzten zu einer unhörbaren Melodie. Mirhna beantwortete tausend Fragen und nahm amüsiert zur Kenntnis, wie sich die Kinder beinah wie selbstverständlich auf die Gegebenheiten eines neuen Lebensraums umstellten. Es war, als hätten sie schon vergessen, hier nur Eindringlinge zu sein, die von Kunstgeschöpfen eingehüllt und abgeschirmt waren. Einige kleine Binnenwale schwammen heran, und der größte unter ihnen ließ es sogar zu, daß sich zwei Jungen an seine Rückenflosse klammerten und einige Meter mitziehen ließen. Das Licht der Sonne trübte sich allmählich, und die Rhythmischen Atmer verstärkten die optische Wahrnehmung ihrer Schutzbefohlenen. Korallenmonumente wuchsen ihnen vom Grund des Sees her entgegen.
    »Kommt weiter!« rief Mirhna, und ihr Atmer trug die Stimme weiter zu den Kindern. »Kommt, und haltet euch dicht bei mir, damit wir uns nicht verlieren.«
    Sie schwamm an den bizarren Korallenformationen entlang, überquerte einen dunklen Einschnitt, ein Tiefental am Grunde des Sees, und hielt auf einen Wald von Silbertulpen zu, die sich in der Strömung sanft und träge hin und her neigten. Bald tauchten voraus die ersten Schatten der Ruinen auf.
    »Eine Stadt?« sagte Lyny verwundert. »Eine Stadt hier unten am Grunde des Sees?«
    Mirhna nickte. »Ja. Wißt ihr, diesen See hier gab es nicht immer. Er entstand erst vor knapp zehntausend Standardjahren. Vorher war hier alles trocken.«
    Es war keine sonderlich große Ansiedlung.
    Die Gebäude schmiegten sich an einen zentralen Platz, aus dessen Mitte ein Turm in die Höhe wuchs. Mirhna hielt auf die obere Turmöffnung zu und zog eine kleine Wasserfackel aus der Tasche ihres Umhangs. Dunkelheit floß ihr entgegen, als sie in das kegelförmige Gebäude hineintauchte, und auf einen gedanklichen Wunsch hin flammte die Fackel auf und warf milchiges Licht auf von der Zeit angefressene Wände. Unverständliche Symbole waren in den Marmor hineingemeißelt, manchmal begleitet von bildhaften Darstellungen. Mirhna tauchte tiefer.
    »Kommt weiter«, sagte sie. »Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht.«
    Nach knapp zwei Dutzend Metern wichen die Wände des Turms zurück und machten Platz für eine weite Halle. Ein Schwarm von Kaltfloßlern ergriff hastig die Flucht, als Mirhna mit ihrer Schar Kinder und der hellen Wasserfackel in der Hand hereinschwebte.
    In der Mitte der Halle stand ein rechteckiger Marmorblock. Der Stein war glatt, zeigte sich völlig unbeeindruckt von den verstrichenen Äonen und dem zähen Schmirgeln der Fluten. Dünne, schillernde Adern zogen sich durch das wie poliert wirkende Material. Mirhna hielt dicht davor inne.
    »Es sieht aus wie ein …«, setzte Lyny an, unterbrach sich dann aber. Die Geschichtenerzählerin wartete, bis auch die anderen Kinder heran waren, dann nickte sie.
    »Ja, ich weiß was du meinst. Es ist ein Sarkophag. Dies hier …« – ihre Arme deuteten in die Runde –, »ist die Gruft eines Lenkers. Wir wissen nicht, wie alt sie ist. Schätzungen reichen von hunderttausend Jahren bis hin zu einigen Millionen oder gar noch länger. Seht ihr die Leuchtbahnen, die sich durch den Marmor ziehen? Es handelt sich nicht um verschiedene Farbtönungen oder um Lichtspiegelungen, die von der Wasserfackel stammen.« Sie formulierte einen kurzen Gedankenwunsch, und das Licht der Fackel verblaßte. Finsternis kroch heran, und hier und dort ertönte ein furchtsamer Laut. Das Schillern des Sarkophags glich einem farbenprächtigen Fanal, das die Dunkelheit durchdrang.
    Mirhna ließ die Fackel wieder aufglühen. »Habt ihr gesehen? Es ist ein energetisches Netzwerk, das den Sarkophag und seinen Inhalt vor unbefugtem Zugriff schützt. Kommt, rückt enger zusammen. Es ist die Zeit gekommen, das Ende der Geschichte um David terGorden und den Schwarzen Fürsten zu erzählen.«
    Als sich die einzelnen Rhythmischen Atmer berührten, entstand eine große Blase, die nicht nur Mirhna und die Kinder, sondern auch den Sarkophag einhüllte. Die zusammengewachsenen Kunstgeschöpfe regenerierten die Atemluft und schufen eine behagliche Wärme.
    Die Geschichtenerzählerin deutete auf den Marmorblock.
    »Man entdeckte diese Gruft damals, als Sarym aufgegeben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher