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Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Titel: Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher
Autoren: Andreas Weiler
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– eine andere Inkarnation meines Ichs. Du warst der Unfreiwillige Helfer des Falschen, des Weltenbauers, der die Spektrenfalle von Ohne Grenzen errichtete. Er teilte dich damals, Djunath, denn nur so konnte er sich deiner Loyalität versichern. Du ahntest nichts, und genau das war die Absicht des Falschen. Das Weise Mosaik – die konzentrierte Kraft der Lenker – war das Verbindungsglied zwischen ihm und dir. Mit seiner Hilfe kontrollierte er dich, denn er selbst ist in einem Separierungskerker gefangen und kann nicht nach Ohne Grenzen transferieren.« David trat noch einen Schritt auf den Schwarzen Fürsten zu und nahm ihm die Jadefigur des Erweckers aus der Hand. Djunath starrte ihn nur stumm an.
    »Als ich hierher verschlagen wurde«, fuhr David ruhig fort, »begann die Falle destabil zu werden. Du wurdest mißtrauisch gegenüber dem Weisen Mosaik, und als du dich von ihm befreitest, wurde dir bewußt, daß dir ein Teil deines Ichs fehlt. Du hast es gefunden.« Er hob die Jadefigur. Sie löste sich langsam auf, als sich David auf sie konzentrierte. Der Konnexkristall an seinem Hals glühte blendend hell. Djunath seufzte, und als David ihn wieder ansah, hatte sich der Ausdruck in seinen Augen verändert.
    »Jetzt, Narda …«
    Djunath schwankte. Narda seufzte, als sie in den Augen des Schwarzen Fürsten qualvollen Kummer erkannte, dann Erleichterung. Tränen formten sich, silbernen Perlen gleich.
    Der Boden zu ihren Füßen erzitterte.
    Narda erhob sich, als das Magische Netz zerplatzte. »Mein Kind!« rief Nayala. »Mein Kind …« Das Gesicht des Babys war nicht mehr blau angelaufen, und die Augen starrten nicht mehr mit der Bosheit des Schattenlandherrn. Winzige Hände griffen nach Nayalas Haar und zupften daran; ein Lächeln umspielte die Lippen des Kindes.
    »Ich verstehe endlich …«, brachte Djunath hervor.
    Sturmböen wehten draußen; die ganze Vulkanfeste erzitterte. David legte den Kopf auf die Seite und lauschte. »Ja«, sagte er dann, und sein Blick ging für einige Augenblicke in die Ferne. »Ja, ich komme … gleich …«
    Er reichte Djunath die Hand. »Komm, Bruder. Fünf sind bereits in mir. Du bist der sechste Erbe der Macht.«
    Die beiden Spiegelbilder traten aufeinander zu und verschmolzen miteinander.
    Ohne Grenzen brach auseinander.
    Weit oben am Himmel schoben sich die Lichtlosen Wolken auseinander.
    Sterne glitzerten in der Dunkelheit.
     
    Bis zum Horizont erstreckte sich das Staubsandmeer, und noch darüber hinaus. Es war eine träge dahinrollende, zähe Gischt. Die Trisonne am Himmel war ein leuchtendes Fanal. Ihr Licht spiegelte sich auf den Segelplanen der Schiffe, die der Insel entgegentrieben. David stand vor dem Stamm des Weltenbaums, der aus dem Granit der Insel herauswuchs. Wind seufzte leise in der Krone des Baumes, und die Äste und Zweige ächzten.
    »Es ist vollbracht, Mutter«, murmelte David.
    Narda und Arvid traten an seine Seite. Nayala hockte einige Meter abseits am Boden und wiegte ihren Sohn in den Armen. Die mentale Spange, die seinen Geist umklammert hatte, war nur noch eine diffuse Erinnerung an eine andere Welt.
    »Wer ist der Falsche, Mutter?«
    Das kann ich dir nicht sagen, antwortete die zärtliche Stimme des Weltenbaums. Zwei Spektren fehlen noch, um den Weißen Stern zu bilden. Er mag einer dieser beiden Erben der Macht sein. Aber vielleicht …
    »Vielleicht ist er bereits in mir – ein Teil von ihm.«
    »Du wirst es schaffen, David«, flüsterte Narda und legte ihm die Hand auf den Arm. Er wandte sich zu ihr um und lächelte. In Arvids Gesicht stand leiser Kummer geschrieben. Davids Lächeln wuchs in die Breite.
    »Ich glaube«, sagte David, »du hast einen neuen Verehrer gefunden.«
    Sie senkte den Kopf, und als sie ihn wieder hob, schimmerten ihre Augen feucht.
    »Ohne Grenzen hat sich aufgeteilt«, wechselte David rasch das Thema, und Arvid seufzte erleichtert. »Der Schwarze Fürst war der Katalysator. Als ich ihn in mich aufnahm, lösten sich die einzelnen Regionen voneinander und wurden wieder zu eigenständigen Planeten mit ihren jeweiligen Weltenbäumen. Der Falsche … er schuf mit Ohne Grenzen einen eigenständigen Kosmos. Er unterwarf sich einige zentrale Weltenbäume und kettete einzelne Regionen verschiedener Planeten aneinander. Er deformierte das Raum-Zeit-Kontinuum zu einem Universum innerhalb eines Universums.«
    »Wir haben sie gesehen«, sagte Narda. »Am Hang des Vulkans. Dutzende von inaktiven Weltenbäumen …«
    »Ja.« Er nickte.
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