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Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Titel: Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub
Autoren: Rolf W. Liersch
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sich den Weg frei. Aber das wagen sie nicht.«
    »Was ist hier unten?« schrie Mayor. »Etwa die Teile-Deponie?«
    Jana lächelte in der Dunkelheit. »Dummer Mayor«, sagte sie sanft. »Die Teile sind kein Problem, da kann fast jeder ran. Aber du lernst schnell.«
    »Jaja, danke.«
    »Hier unten sind wir in der Hexenküche von Frankensteins Freaks.«
    »Frankensteins Freaks?« fragte Mayor ungläubig. »Was soll der Quatsch?«
    »Frankenstein, beziehungsweise Doktor Frankenstein, oder wie man heute sagen würde, Künstler Frankenstein, ist ein Mensch oder Begriff der Vergangenheit. Er hat als erster Menschen aus Teilen gestorbener Menschen zusammengesetzt und sich dann auch noch gewundert, warum die Experimente außer Kontrolle gerieten. Hier können die Experimente nicht außer Kontrolle geraten, weil man aus Frankensteins Fehlern gelernt hat. Diese Kreaturen hat man eingesperrt. Hast du Ohren, Mayor?«
    Er war zu fertig, als daß er etwas erwidern konnte. Er sperrte lieber die Ohren auf.
    Jana stieß einen spitzen, halblauten Schrei aus.
    Sofort antwortete eine Kakophonie von Geräuschen. Es war ein Miauen und Blöken, ein Bellen und Scharren, ein Rasseln und Quäken und eine Menge anderer undefinierbarer Geräusche, die ineinanderklangen, bis Mayor sich beide Hände an die Ohren halten wollte, die Rechte aber sofort wieder sinken ließ, weil ihn die Bewegung schmerzte.
    Die Rechte. Nicht seine Rechte, die Rechte. Die Hand.
    »Ich habe nichts zu verlieren«, rief Jana, um die bestialische Kakophonie zu übertönen. »Und anders kommen wir nicht raus!«
    Sie sprang vom Wagen und öffnete die einzelnen Türen, die sofort aufsprangen. Der Gang war plötzlich eng.
    Und dann war er voll.
    Die merkwürdigsten Lebewesen strömten aus ihren Käfigen.
    Miauende Meerjungfrauen robbten auf ihren geschuppten Schwänzen in den Gang, eine überdimensionale Fledermaus versuchte, die Decke zu erreichen, und Mayor fühlte ihre Schreie oberhalb der Hörbarkeitsgrenze. Es gab einen Igel mit einem menschlichen Gesicht, der sich wohlig die Stacheln an den Gummirädern des Krankenwagens rieb. Ein riesenhafter Hund tauchte auf. Aber nur der Kopf ähnelte dem einer Bulldogge. Der Rest war ein Mensch. Oder, besser gesagt, der Rest eines menschlichen Körpers. Mayor sah in die Augen einer Katze, aber es waren menschliche Augen. Und etwas ringelte sich am Boden entlang, und kleine Kinderaugen blitzten ihn aus dem Kopf einer Schlange an.
    »Was ist hier los?« schrie Mayor. »Was sind das für Ausgeburten der Hölle?«
    Es wurde still. Nur noch das Rasseln von Schuppen, Tapsen von Pfoten und Hecheln von Zungen. Dann wieder der Krach.
    »Die Ausgeburten der Hölle sind wir selbst«, sagte Jana.
    Die Sirenen heulten noch immer, aber sie hatten irgendwie ihre Kraft verloren in dem allgemeinen Gekreische und Gebrüll.
    Und dann öffnete sich die letzte Tür.
    Mayor war ein Söldner, ein Soldat, der eine Menge mitgemacht hatte. Normalerweise würde er einen anerkennenden Pfiff ausgestoßen haben.
    Ein Mann erschien. Zwei Meter groß, so groß wie er selbst, nur bedeutend breiter. Er hatte ein gutmütiges Gesicht, das von einem feuerroten Bart eingerahmt war, der in der Dunkelheit zu leuchten schien. Der Mann kam langsam auf ihn zu, und Mayor, der immer noch auf seinem Krankenwagen saß, wußte, daß keine Gefahr drohte, denn der Fremde besaß nicht die Ausstrahlung eines Angreifers. Vielleicht stand dieser Mann nicht auf seiner Seite, aber er wußte, daß er nicht zum MediCenter gehörte.
    In Jana kam wirbelnde Bewegung. Sie rannte voran, fiel dem Mann in die Arme, küßte ihn ungestüm und flüsterte sinnlose Worte.
    »Liebe auf den ersten Blick, oder auf den zweiten oder dritten«, murmelte Mayor, der gerade begonnen hatte, an Jana ein wenig Gefallen zu finden. Dann riß er doch die Augen auf. Und er hätte es eigentlich besser wissen müssen. Bei der Umarmung ging der Mann etwas zur Seite, und es zeigte sich, daß ein Pferd hinten angesetzt war.
    Ein Zentaur!
    Das Liebespaar näherte sich. Jana ging neben dem Mann/Pferd. Sie war fast ebenso groß wie der Vorderkörper.
    »Das ist Osmo, er ist mein Freund«, rief Jana über das vielstimmige Heulen und Tosen hinweg. »Er ist der einzige …«
    Mayor meinte sie verstanden zu haben, aber die Schwester fuhr fort: »… der einzige, bei dem das Experiment geglückt ist. Die anderen sind ein Haufen von Schwachsinnigen. Ich pflege sie, weil niemand sonst sie pflegen würde, und weil die Automaten bei
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