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Die Terranauten 093 - Das galaktische Archiv

Die Terranauten 093 - Das galaktische Archiv

Titel: Die Terranauten 093 - Das galaktische Archiv
Autoren: Henry Roland
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Panzerprotopfenster nach draußen. Jetzt bemerkten alle, was sich abspielte.
    In derselben Sekunde nämlich, als die fünf Wesen Hephaistos’ Oberfläche betraten, erwachte die Siedlung ringsum in einem Umkreis von vielleicht einem halben Kilometer, einem guten Achtel ihrer Gesamtausdehnung – zu gespenstischem Leben. Echsen zeigten sich an Fenstern, überquerten Straßen, begannen auf Dachterrassen irgendwelche undurchsichtigen Beschäftigungen. Viele vollführten auffällige Gesten, als sie die fünf Ankömmlinge sahen, und schienen ihnen zuzurufen.
    Sofortiges psionisches Tasten bestätigte den Beobachtern, daß es sich bei allen diesen Echsenwesen – außer den fünf vorhin eingetroffenen – um nichts anderes als Manifestationen handelte. Die Ballung von Pseudo-Egosphären hatte an Intensität ihrer Potentiale gewonnen – vermutlich durch die Aktivierung der latenten Projektionen –, doch änderte das nichts daran, daß es sich hier lediglich um schablonierte Molekülformen mit modulativen elektrischen Feldern handelte, ein gigantisches Marionettentheater.
    Das sonderbare Schauspiel, so ließ sich nach einer Weile der Beobachtung feststellen, daß man diese Aufführung buchstäblich als »Begleiterscheinung« der fünf eingetroffenen Echsen bezeichnen konnte. Ein paar hundert Meter vor ihnen griff die Tätigkeit der Manifestationen rapid um sich, während im gleichen Abstand hinter ihnen die Molekülgestalten wieder in das Nichts verschwanden, aus dem sie entsprungen waren, um auf ihre erneute Aktivierung zu warten – wahrscheinlich, reduziert auf Daten, in einer Matrix.
    Schließlich trennten sich die fünf Echsen, verteilten sich auf drei verschiedene Schachtelbauten. Rund um diese Häuser ging das sinnlose Treiben der Manifestationen weiter, wogegen sie auf dem Platz, wo der tropfenförmige Flugapparat stand, bereits völlig zum Erliegen gekommen war; der kausale Zusammenhang zwischen der Anwesenheit der Echsen und »ihren« Manifestationen hätte gar nicht deutlicher sein können.
    Wieder war es Kalia, die mit ihrem scharfen Verstand kühne Schlußfolgerungen zog. »Ich glaube«, sagte sie in ihrer bedächtigen, versonnenen Art, »ich habe eine gewisse Vorstellung davon, was hier los ist. Meine … Meine Manifestation hat doch von sogenannten Wissenswahrern gesprochen, die in der Pyramide arbeiten sollen, stimmt’s?«
    Morgenstern nickte. »Richtig.«
    »Ich vermute, bei diesen Echsenintelligenzen handelt es sich um solche Wissenswahrer. Sie sind wohl vorhin, einfach ausgedrückt, von der Arbeit gekommen. Meine Theorie ist, daß in diesen überall auf Hephaistos verstreuten Siedlungen die Wissenswahrer wohnen – aber jeweils nur eine Handvoll. In den verschiedenen Siedlungen wohnen wahrscheinlich kleine Gruppen von Wissenswahrem, die unterschiedlichen Sternenvölkern angehören. Ich erinnere an das Seesternwesen.«
    »Das klingt überzeugend«, gestand Angila Fraim zu. »Aber was soll der ganze Quatsch mit den Manifestationen bedeuten?«
    »Nun, diese unbekannte Einrichtung, welche die Manifestationen erzeugt, ist vermutlich von den Entitäten geschaffen worden, um den Wissenswahrern der vielfältigsten Herkunft eine einigermaßen heimische soziale Umgebung zu liefern.« Kalia deutete durch das transparente Panzerprotop abwärts. »Diese fünf Echsen sind nicht allein, versteht ihr? Sie sind nicht nur Mitglieder des übergeordneten Kollektivs der Wissenswahrer, sondern auch einer sozialen Gemeinschaft nach vertrauten heimatlichen Maßstäben. Darin dürfte ein wesentlicher Bestandteil ihrer hiesigen Lebensqualität zu sehen sein.«
    »Ist das dein Ernst?« brummte Claude Farrell und nahm vor Verwunderung sein Zigarillo aus dem Mund. Seine gehobenen Brauen waren deutlichster Ausdruck seiner Zweifel.
    »Stell dir mal vor, einige von uns sollten für wer weiß wie lange auf einem völlig fremden Planeten unter diversen Aliens tätig sein. Wären sie etwa nicht froh, sich zeitweilig in die Geborgenheit einer Umgebung mit weiteren Menschen, mit gewohnten Gebräuchen und allem Drumherum zurückziehen zu können?«
    »Auch wenn’s sich dabei bloß um eine Illusion handelt?« meinte Angila Fraim befremdet.
    »Oh, so vieles von unserer gesamten Kultur und Freizeitbetätigung ist Illusion. Außerdem habt ihr selbst erlebt, wie wirklichkeitsgetreu die Manifestationen sind. Es kann sogar sein, daß die Wissenswahrer gar nicht ahnen, daß der gesamte Rest ihrer Siedlung nur … äh … eine Geisterstadt ist. Und
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